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SAP FUE für KI-Agenten

Full Use Equivalent (FUE) ist eine Lizenzmetrik von SAP. Es stellt sich demnach die Frage: Wie viel FUE sind einem KI-Agenten zuzurechnen? Das deutsche KI-Unternehmen DeepL präsentierte eine agentenbasierte KI, die über Standardschnittstellen wie Browser, Tastatur und Maus auch auf SAP S/4 Hana zugreifen kann.
Peter M. Färbinger, E3-Magazin
4. September 2025
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KI-Lizenzmatrik für S/4-Hana-Agenten

Das SAP-Lizenzmanagement, das einst bereits als eine Domäne komplexer Regelwerke und undurchsichtiger Metriken galt, hat sich in den vergangenen drei Jahren zu einem noch dichteren Dschungel entwickelt, dessen Pfade für viele SAP-Bestandskunden kaum noch zu überblicken sind. Im Fokus dieser Entwicklung stehen die Cloud-Strategie von SAP und die Implementierung von Full Use Equivalent (FUE) als neuem Lizenzmodell.

Die aktuelle SAP-Lizenzmetrik entstand aus den Erfahrungen und Bedürfnissen der Vergangenheit. Neue Techniken wie agentenbasierte KI finden darin keine Erwähnung. Das Ausblenden von KI-Systemen zur Optimierung, Orchestrierung und Automatisierung kann für SAP zum Katastrophenfall werden. KI erscheint aus dieser Perspektive als Gefahr für ein traditionelles ERP-System.

Ein zentrales Element von SAPs Cloud-Strategie, insbesondere im Rahmen von Rise with SAP, ist das Full-Use-Equivalent-Konzept. FUE ist der Umrechnungsschlüssel, der festlegt, wie bestehende On-prem-Lizenzen in Cloud-Subskriptionen transformiert werden. Es handelt sich um ein komplexes Regelwerk mit detaillierten Anweisungen, wie der Übergang vom traditionellen On-prem-Modell in die Cloud zu vollziehen ist.

Die Metrik FUE zielt darauf ab, das Lizenzmanagement zu erleichtern, indem sie die bisherigen nutzungsbasierten User-Kategorien in berechtigungsbasierte Äquivalente umwandelt. SAP definiert hierbei spezifische Umrechnungsfaktoren für verschiedene S/4-Cloud-Nutzungstypen. KI-Agenten finden sich in dieser Berechnung nicht. Offensichtlich geht SAP davon aus, dass agentenbasierte KI keine Relevanz für ERP hat.

Full Use Equivalent für KI-Agenten

Ein FUE (Full Use Equivalent) entspricht einem S/4 for Advanced Use (vergleichbar mit Professional User im On-prem-Bereich). Für den S/4 Cloud Development Access sind etwa zwei FUE erforderlich. Es ist interessant zu bemerken, dass Anwendungen wie Key User Extensibility, Side-by-Side Extensibility auf SAP BTP, administrative SAP-Aufgaben/Benutzer und SAP-Fiori-Erweiterungen keine separate Development-Access-Lizenz benötigen.

Strategie oder Blindheit? Es ist vollkommen unklar, wie KI-Agenten auf Basis der SAP BTP (Business Technology Platform) behandelt werden. Würde sich ein KI-Agent auf der BTP in einem rechtsfreien Raum bewegen, könnten SAP schnell viele Lizenzeinnahmen entgehen. Künstlicher Intelligenz wohnt eine zerstörerische Lust inne: Warum nicht mit Lovable und ein paar KI-Agenten ein neues Composable-ERP auf der Basis von SAP BTP und BDC errichten? Zwischen traditionellem Abap-ERP und KI könnte es für SAP in der Cloud eng werden. Mit Lovable und anderen KI-Werkzeugen könnten massenhaft KI-Agenten in kurzer Zeit entstehen.

Mit DeepL Agent führt das Unternehmen einen neuen autonomen KI-Agenten ein, der Wissensarbeitende durch die Übernahme repetitiver, zeitintensiver Aufgaben in verschiedenen Bereichen unterstützt, um Kapazitäten freizusetzen und die Produktivität zu fördern. Der Agent wurde so konzipiert, dass er vollständig innerhalb der digitalen Umgebung eines jeden Nutzers arbeitet und auf natürliche Sprachbefehle reagiert, um komplexe Arbeitsabläufe sicher und unabhängig auszuführen. Dies erfolgt mittels virtueller Versionen von Standardtools wie Tastatur, Browser und Maus, so dass der Agent über bestehende Schnittstellen im Namen des Nutzers handeln kann. Er kann nahezu jede Aufgabe bewältigen, die ein Mensch mithilfe von Computersystemen ausführen kann, bewegt sich nahtlos zwischen den Tools und Workflows der Nutzer und verbessert seine eigene Leistung im Laufe der Zeit kontinuierlich.

Agentenbasierte ERP Full Use

Vorstellbar ist, dass ein komplexes SAP-S/4-System zukünftig von wenigen KI-Agenten gesteuert wird, während sich zahlreiche Mitarbeiter um die Agenten bemühen und das ERP nicht mehr zu Gesicht bekommen. Eine FUE-Lizenzmetrik würde zu einem Bruchteil der aktuellen Kosten existieren.

Geschichte wiederholt sich: Mein erstes SAP-R/3-System lief auf einer IBM RS/6000 mit dem Unix-Derivat AIX. Das Betriebssystem kannte genau drei User: Root (Administrator), Datenbank-Admin und das R/3-System – dementsprechend preiswert war die AIX-Lizenz. Auf dem R/3-System hingegen arbeiteten über 100 User. Davon bekam aber AIX nichts mit! Was für SAP ein sehr lukratives Lizenzgeschäft war, war für IBM eine Dienstleistung ohne Mehrwert.

„Stellen Sie sich einen äußerst effizienten Assistenten vor, der Ihre Anforderungen versteht und Sie bei sämtlichen Aufgaben unterstützen kann; sei es bei der Analyse eines Berichtes oder der Verwaltung interner Rechnungen. Und das kann er durch einfache Anweisungen, wie Sie sie einem Kollegen geben würden. Genau das macht DeepL Agent. Er ist darauf ausgelegt, Sie zu verstehen, so dass Sie einfach die gewünschten Handlungen beschreiben können, und er erledigt den Rest“, so Stefan Mesken, Chief Scientist bei DeepL. „Wir haben den Agenten so entwickelt, dass er aus vorherigen Interaktionen lernt, damit seine Unterstützung im Laufe der Zeit noch personalisierter wird und auf die Anforderungen und täglichen Arbeitsabläufe eines jeden Nutzers abgestimmt ist.“

Wenn agentenbasierte KI das operative ERP übernimmt, dann ist das Geschäftsmodell von SAP in allerhöchster Gefahr. Ein DeepL-KI-Agent könnte demnach nicht nur das SAP S/4 Hana nach seinen Vorstellungen customizen, sondern auch die Arbeit Hunderter Anwender übernehmen: Zahlreiche Professional-User-Lizenzen wären dann hinfällig. Mit KI-Agenten fällt das SAP-Lizenzsystem wie ein Kartenhaus zusammen. Und am Ende customizen die KI-Agenten auf Basis ihrer S/4-Erfahrungen ein eigenes Open-Source-ERP.

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Peter M. Färbinger, E3-Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

FourSide Hotel Salzburg,
Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

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Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.