

Nach dem Höhenflug im Cloud-Zeitalter bezieht SAP nun an der Börse und von Analysten Prügel. Was früher für Red Bull und SAP galt, dass das jeweilige Angebot Flügel verleiht, hat sich aufgrund von strategischen Fehlern und Managemententscheidungen ins Gegenteil verwandelt. Fußball, Formel 1 und Cloud sind im Krisenmodus – SAP-Bestandskunde Red Bull und SAP beziehen Prügel.
Im Wallstreet-Magazin schrieb Nicolas Ebert: „Europas Software-Giganten gefangen im Abwärtsstrudel!“ SAP hat aktuell keine Antwort auf die KI-Revolution – so wie Red Bull keine Antwort auf die Übermacht von McLaren hat! SAP konnte sich trotz hervorragender Ausgangslage nicht für ein eigenes B2B-Large-Language-Modell (LLM) entscheiden. Daten und Geld waren vorhanden und mit Signavio und LeanIX zwei SAP-Zukäufe, die von der Prozessgestaltung und Datenkompetenz dazu befähigt gewesen wären – aber SAP war im Cloud-Fieber.
KI-Modelle
Leistungsstarke neue KI-Modelle machen der Finanz- und Analystenszene Sorgen. Die neuen KI-Modelle könnten dazu führen, dass Branchen wie Software, Datenanalyse und Finanzdienste schneller unter Druck geraten könnten, als es die SAP-Community bislang erwartete.
Die Befürchtung steht schon seit einiger Zeit im Raum, schreiben Thomas Jahn und Christof Kerkmann im Handelsblatt. KI-Modelle setzen Softwarewerte unter Druck. Anfang August präsentierte OpenAI sein neues GPT-5-Modell, das eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu früheren Versionen aufweist. Anthropic hatte zuvor eine auf Finanzdienstleistungen zugeschnittene Version seines Claude-Modells veröffentlicht. Auf Handelsblatt online ist zu lesen: „SAP hat in zwei Tagen an der Börse mehr als zwölf Milliarden Dollar an Wert verloren, Salesforce fast zehn Milliarden Dollar und Monday.com 4,6 Milliarden Dollar – während der Tech-Index Nasdaq und andere Börsenbarometer einen neuen Höchststand erreichten. Hinter dieser Zweiteilung steckt eine gravierende Sorge der Anleger: KI könnte das Geschäftsmodell bestimmter Softwareanbieter aushöhlen.“
Künstlicher Intelligenz wohnt eine zerstörerische Lust inne: Warum nicht mit Lovable und ein paar KI-Agenten ein neues Composable ERP auf der Basis von SAP BTP und BDC errichten? Zwischen traditionellem Abap-ERP und KI könnte es für SAP in der Cloud eng werden. Mit Lovable und anderen KI-Werkzeugen können massenhaft KI-Agenten in kurzer Zeit entstehen. Durch schnelle und massenhafte KI-Produktion kann traditionelle Programmierung großer und umfassender ERP-Lösungen ersetzt werden. Aber beim Einsatz von KI-Agenten aus unterschiedlichen Quellen (SAP, UiPath, ServiceNow, Workday, Boomi, Salesforce etc.) stellt sich schnell die Frage nach dem führenden System.
Die Frage nach der Autonomie von KI-Agenten lenkt den Fokus auf die Entscheidung für eine stabile Plattform, auf der das Treiben der Agenten stattfinden soll. Mit Business Technology Platform (BTP) und Business Data Cloud (BDC) befindet sich SAP in einer guten Ausgangssituation. BTP und BDC bieten SAP jedoch keine Alleinstellungsmerkmale. Viele Funktionen dieser SAP-Plattformen sind auch bei den Hyperscalern oder Spezialanbietern wie Boomi zu finden. BDC basiert im Wesentlichen auf dem Konzept von Databricks, einem US-IT-Unternehmen, das mit zahlreichen anderen Unternehmen der IT-Branche kooperiert.
Open Source
Die Entwicklung des einstmals geschlossenen und homogenen ERP-Marktes zu einem offenen, teilweise Open-Source-basierten Konglomerat ist eine zwangsläufige Konsequenz. Der Begriff „Composable ERP“ erfährt durch die Entwicklungen im Bereich der IT-Plattform-Economy und der KI-Agenten eine signifikante Neubewertung. Der amerikanische Forscher und ehemalige OpenAI-Mitarbeiter Daniel Kokotajlo erklärte in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel (29/2025) die von ihm vermutete Tatsache, dass KI bald menschliche Tätigkeiten übernehmen und sich dann gegen ihre Erfinder wenden könnte. Der Weg ist bereitet.
Diese Disruption ist schmerzhaft und schwierig. Harvard-Professor Clayton M. Christensen (1952 bis 2020) hat das in seinem Buch „The Innovator’s Dilemma“ trefflich formuliert: „Wenn ein Unternehmen versucht, eine disruptive Technologie so weit zu entwickeln, dass sie den Anforderungen der Kunden in etablierten Märkten entspricht ‒ was die meisten führenden Unternehmen tun ‒, ist ihr Scheitern so gut wie sicher.“
Ein Reinforcement-KI-Learning kann Buchhaltung und Controlling analysieren und den SAP-Bestandskunden ein besseres, vielleicht lizenzfreies (Open Source) ERP-System präsentieren. LLMs übernehmen die Fabrik und Logistik. KI wird der Weg zur nächsten ERP-Generation sein. Die KI-Disruption ist definitiv ein Innovator’s Dilemma. Wann ist die SAP-Aktie nichts mehr wert? Strategische Fehler sind passiert: Die Protagonisten wie Salesforce, Workday, Adobe, Capgemini, Red Bull und SAP beziehen Prüüügel.