S/4-Support-Stopp
Passierschein: SAP-Zertifizierung
Für SAP-Bestandskunden, die Support benötigen, gibt es eine hohe Hürde. Ist die ERP-Infrastruktur zertifiziert? Also, besitzen die Server, Clients, Add-ons und andere Software-Komponenten eine SAP-Zertifizierung?
SAP verdient mit dem Zertifizierungsservice viel Geld und in der Regel werden zertifizierte Server nicht mehr zurückgegeben, was zur Zeit der Hana-Zertifizierungen einen beachtlichen und Millionen teuren Hardware-Park hat entstehen lassen. Natürlich gibt es auch einen Gegenwert: Bei zertifizierten Hardware- und Software-Produkten kann der SAP-Support nicht gleich auf den Drittanbieter verweisen. SAP hat diese Produkte zertifiziert und ist damit im Rahmen eines ordnungsgemäßen Supports auch für begrenzte Hilfeleistungen verantwortlich.
SAP zertifiziert Intel
Das prinzipiell gute Zertifizierungssystem lief ein wenig aus dem Ruder, als es vor einigen Jahren galt, Hana-Datenbankserver zu zertifizieren. SAP verlangte dafür von den Hardware-Herstellern hohe Summen, dennoch war es ein simpler, fast banaler Vorgang: Der Hana-Code war für Intel-CPUs geschrieben und diese Central Processing Units verlangten nach einer ganz bestimmten Hardware-Architektur, die wiederum Intel vorgab. Im Großen und Ganzen glich ein Hana-Intel-Server dem anderen wie ein Ei dem anderen.
Ich selbst machte die Probe aufs Exempel und baute mit einer original Intel-Server-Platine einen Rechner, auf dem naturgemäß Hana problemlos lief. Natürlich würde kein SAP-Bestandskunde ein solches System auch produktiv einsetzen. Es galt auch lediglich zu beweisen, dass in einem zertifizierten SAP-Hana-Server kein außerirdischer Hokuspokus stattfindet.
Zertifizierung ist gleich Support
Die Herausforderung bezüglich einer SAP-Zertifizierung liegt weniger im technischen als administrativen Bereich. Mit der Zertifizierung erlang der SAP-Support auch Kenntnisse über die jeweilige Hard- und Software. Damit ist die Hilfestellung strukturiert und bestimmt: SAP nimmt sich in der Regel des Problems an und weiß, welcher Partner oder Anbieter zu kontaktieren ist. Mit der SAP-Zertifizierung gibt es einen geordneten Eskalationspfad.
Diese wohldurchdachte und für SAP-Bestandskunden wichtige Supportstruktur kann nun durch Wegfall der Zertifizierungsservices für Hosting Operations und Cloud and Infrastructure Operations eingestellt werden. Seit 11. Juli gibt es keine Zertifizierungen mehr für Hosting und Cloud Infrastructure. Damit verlieren viele Hoster, die als SAP-Partner agieren, einen Teil ihrer Sicherheit und ihrer Verantwortung gegenüber den SAP-Bestandskunden. Wahrscheinlich werden neue Verträge notwendig sein und Outsourcer sowie Hoster werden alternative Supportservices aufbauen müssen. Inwieweit diese Reorganisation auch Hyperscaler betrifft, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.
Rise und Grow with SAP
Der Sinn hinter dem Zertifizierungsstopp erschließt sich nur dann, wenn die SAP-Cloud-only-Strategie mitberücksichtigt wird. SAP will die Bestandskunden in der eigenen Public Cloud. Der ERP-Weltmarktführer hat letztendlich kein Interesse an SAP-Partnern, die als Outsourcer oder Hoster agieren. Auch die Hyperscaler waren und sind für SAP mehr Mittel zum Zweck als echte Partner und Freunde. Der Wegfall der Zertifizierungsservices für Hosting Operations und Cloud and Infrastructure Operations ist ein deutlicher Schritt in Richtung SAP-Cloud-only in Form einer Public Cloud.