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Produktions- und Feinplanung im S/4-Takt

SAP bietet mit S/4 auch integrierte Lösungen zur Produktions- und Feinplanung für das Supply Chain Management. S/4 bietet Funktionalitäten, die bisher nur in einem eigenen SCM-Tool nutzbar waren. Diese wurden nun im ERP integriert. Alle Features stehen in einem System konsolidiert zur Verfügung.
Lukas Kovacovic, Consilio IT-Solutions
1. November 2017
Produktions- und Feinplanung im S/4-Takt
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Das aktuellstes Feature von S/4 für SCM ist das Production Planning & Detailed Scheduling (PP/DS). Das Modul, das bereits die SAP-SCM-Lösung mitumfasste, wurde nun in S/4 Hana im neuesten Release 1610 integriert.

Das Modul PP/DS fügt zur bisherigen Produktionsplanung einige neue Funktionalitäten hinzu: Zum Beispiel steht jetzt eine erweiterte, finite Planung zur Verfügung, mit der sich Kapazitäten automatisiert und granular statt wie bisher manuell und rudimentär planen lassen.

Weiter können die Anwender auf mehr Tools für die Feinplanung der Produktion zurückgreifen. Diese optimieren Kapazitäten automatisch oder interaktiv unter Berücksichtigung von Faktoren wie Aufträge und Arbeitsplätze, was dazu führt, dass Zeit und Ressourcen optimal ausgelastet und Kosten verringert werden.

Neben der Kapazitätsplanung verfügt S/4 nun über weitere Tools, die bisher nur in den SCM-Systemen verfügbar waren. Darunter Plantafeln sowie ein Alert Monitoring und die Kontextübersicht, die über alle Stücklistenstufen hinweg die Bedarfs- und Kapazitätssituation auf einen Blick darstellen.

Einige der neuen Tools können auch mit der neuen UI5- beziehungsweise Fiori-Oberfläche genutzt und mobil als Apps verwendet werden, was die Usability enorm verbessert.

Auf der S/4-Technologie basiert der neue Materialplanungslauf, der MRP Live, der wesentlich schneller Ergebnisse erzielt. Weil Hana mit dem PP/DS-Modul kombiniert werden kann, lässt sich so sowohl die Bedarfssituation planen als auch eine kapazitätstechnische Planung durchführen.

Dank MRP Live kann die Planung in einem System statt wie bisher in mehreren erfolgen, weswegen dieses Modul auch OneMRP genannt wird. Der MRP Live ermöglicht es zum Beispiel, dass Fertigerzeugnisse über PP/DS geplant werden, Rohteile aber über den MRP.

s/4, ERP, Stammdaten

So geht die Transformation

Die neue SAP Business Suite und Hana können über eine Testimplementierung evaluiert werden. Dafür werden auf einem konvertierten S/4-System Testszenarien aufgebaut und verschiedene Prozesse durchgespielt, darunter z. B. die Rüstoptimierung mit Fertigungshilfsmitteln, die Einrichtung einer Verfügbarkeitsprüfung mit AATP (advanced available to promise), die Model-Mix-Planung aus der Automotive-Industrie sowie die Materialbereitstellung mit Integration im EWM (Extended Warehouse Management).

Der Ablauf der Transformation ist ein wichtiges Kriterium, über das die technische Evaluierung Aufschluss gibt: Um alle Funktionalitäten voll ausschöpfen zu können, war es bisher nötig, ein SCM-System an das ERP-System anzubinden.

Die Fragestellung lautet nun, wie sich Daten aus einem bereits angebundenen SCM-System am besten in das jetzt in S/4 Hana integrierte PP/DS-Modul migrieren lassen. Außerdem müssen bestehende Kundenprogramme für S/4 Hana angepasst werden.

Ein solches Upgrade beziehungsweise die Migration kann in fünf Schritten durchgeführt werden. Zunächst wird das Ausgangsszenario definiert; dabei ist u. a. die Frage relevant, ob ein SCM bereits ans ERP angebunden ist.

Danach werden Datenmodell und Umfang bestimmt, wie viele Stamm- und Bewegungsdaten migriert werden müssen. Dem schließt sich die eigentliche Konvertierung an, gefolgt von der technischen Konfiguration des S/4-Systems und der Anbindung der UI5- beziehungsweise der Fiori-Oberflächen.

Zuletzt werden die Funktionalitäten von alten und neuen Prozessen gemäß der Simplification List von SAP analysiert und verglichen, um notwendige Maßnahmen herzuleiten.

Stamm- und Bewegungsdaten

Das Upgrade wirkt sich u. a. auf Stammdaten wie Arbeitsplätze und Materialstämme aus. Beim Materialstamm fallen einige existierende Parameter, zum Beispiel in der Serienfertigung, weg, jedoch kommt durch das PP/DS eine neue Sicht mit Parametern zur erweiterten Planung hinzu.

Außerdem ändert sich die Bezugsquellenfindung für Stamm- und Bewegungsdaten maßgeblich. So werden Fertigungsversionen bei der Eigenfertigung obligatorisch – bei der Fremdbeschaffung dagegen sind die Orderbücher nicht mehr von Bedeutung.

Das Setzen der entsprechenden Parameter in den Stammdaten (Materialstamm & Arbeitsplatz) aktiviert die erweiterte Planung im PP/DS. Da kein externes System wie ein SCM mehr angeschlossen werden muss, werden komplizierte Schnittstellen wie das Core Interface (CIF) durch den Entfall fast aller Integrationsmodelle stark vereinfacht.

S/4 macht eine dynamische Bestandsberechnung möglich. Der Bestand wird nicht mehr in Tabellen oder Datenbanken abgelegt. Sonden er wird durch die neue Datenhaltung für Materialbelege, etwa Warenein- und -ausgänge, zur Laufzeit automatisch berechnet.

Der LiveCache eines ehemals angebundenen SCM-Systems, wo Auftragsdaten bisher abgelegt wurden, kann in das neue System importiert werden, um die Bewegungsdaten in S/4 Hana zu erhalten.

Die Herausforderung bei der Migration lautet, das Downtime-Fenster und damit die Geschäftsunterbrechung so gering wie möglich zu halten. Dafür bietet sich ein mehrstufiges Vorgehen an.

Zunächst wird die bestehende SAP-Landschaft analysiert und das Szenario bestimmt, wie die Konversion durchgeführt werden kann. Danach finden die Testimplementierungen und -migrationen statt, um zu ermitteln, wie die Go-Live-Migration ablaufen wird. Wichtig ist auch, dass Tabellen und Programme des Kunden einbezogen werden. Daraus resultiert final der minimale Downtime-Ansatz.

Systemerweiterungen

Es gibt drei Optionen zur Systemerweiterung: Beim Brownfield-Ansatz wird das vorhandene ERP-System direkt konvertiert. Der Greenfield-Ansatz sieht vor, ein komplett neues S/4-System aufzustellen und dieses neu zu implementieren.

Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Systemlandschaft zu transformieren, das heißt mehrere ERP-Systeme in ein S/4 zu integrieren. Zur Unterstützung bieten sich die Tools SAP Migrations-Cockpit und SAP Landscape Transformation an.

Soll das SCM-System erhalten werden, da es über Funktionalitäten verfügt, die im PP/DS nicht zur Verfügung stehen, bestehen ähnliche Möglichkeiten, diese Landschaft zu bewahren und an das S/4 anzubinden: Entweder geschieht dies durch direkte Konvertierung des ERP und der anschließenden Migration der Daten aus dem PP/DS des SCM-Systems in das Äquivalent auf dem S/4-System.

Oder durch ein zweistufiges Upgrade, in dem das ERP-System auf ein ERP on Hana upgegradet wird mit sich anschließender Konvertierung und Migration.

Außerdem ist es möglich, zunächst das ERP auf ein ERP on Hana upzugraden und danach das Add-on APO on ERP zu installieren. Die Daten werden dann aus dem SCM auf das APO migriert und danach erfolgt die Konvertierung auf das S/4-System.

Wenn Kunden­entwicklungen auf dem SCM-System vorliegen, die sich auf abgelegte Daten im SCM-System beziehen, muss ein neues Mapping durchgeführt werden, damit die Daten auf dem S/4-System von der neuen PP/DS-Komponente ausgelesen werden können.

Nach der Stammdatenänderung muss außerdem geprüft werden, ob die Programme weiterhin funktionieren. Schnittstellen vom SCM- zum ERP-System werden nicht mehr benötigt und müssen durch direkte Datenbeschaffung ersetzt werden.

Verschiedene Tools überprüfen, welche Codings in Kundenprogrammen obsolet sind oder aktuell beziehungsweise in Zukunft geändert werden müssen.

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Lukas Kovacovic, Consilio IT-Solutions

Lukas Kovacovic ist SAP Senior Solution Consultant SCM, Consilio IT-Solutions.


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