Plattner erklärt S/4
Plattner versuchte es mit Zuckerbrot und Peitsche, indem er in seinem Blog schrieb, dass er Verständnis hätte, wenn nicht alle SAP-Bestandskunden sofort alles stehen und liegen lassen und spontan zu S/4 wechseln.
Er hätte Verständnis für die Sorgfaltspflicht der Anwender, weil ja auch die SAP Business Suite 7 keine schlechte Lösung sei.
Aber! An Hana kommt niemand vorbei, droht Plattner. Seine In-memory-Computing-Datenbank Hana muss sein – ob als Plattform für die Suite 7 oder für S/4.
Kaum erwähnenswert: Mit Hana muss auch die gesamte ERP-Infrastruktur adaptiert werden, weil Hana sich nur mit Linux verträgt. Letztendlich bleibt es ihm aber ein Rätsel, warum seine Kunden nicht zu S/4 und Hana wechseln wollen.
Wo Plattner irrt:
Nicht Use und Business Case sind vorrangig gefragt, sondern eine simple Funktionsbeschreibung von S/4. Niemand kauft gerne die Katze im Sack.
SAP ist aber bis heute nicht in der Lage, eine simple Excel-Tabelle anzubieten, in der erklärt wird, welche Funktionen in ERP 6.0, Business Suite und S/4 vorhanden sind respektive (noch) fehlen.
Das Ergebnis dieser mangelhaften Bildungsarbeit: Die SAP-Bestandskunden lassen S/4 links liegen und werden sich in den kommenden Jahren auf SoH konzentrieren – also ein S/7 mit Hana.
Wie beschrieben: An Hana kommt niemand mehr vorbei und damit werden sich viele Bestandskunden in den kommenden Jahren einem Datenbankwechsel unterziehen müssen.
Das Schmerzhafte eines Datenbankwechsels ist die Unproduktivität. Die Basismannschaft arbeitet und schwitzt und der Anwender merkt nichts. Welche Datenbank auch immer in den vergangenen Jahren eine stabile Plattform für R/3, ERP 6.0 und Suite 7 war, nun ist Schluss mit lustig.
Die alte Datenbank muss entsorgt und Hana muss installiert werden. Die Daten bleiben im besten Fall dieselben. Am Montag nach dem Datenbankwechsel sollten alle ERP-Funktionen wie bisher laufen – außer Spesen nichts gewesen, denkt sich der Anwender. Aber Plattner wird glücklich sein.
Die ganze SAP-Community basiert auf Hana, weil einer es will. Sabine Bendiek, Ex-Deutschland-Chefin von EMC und jetzt Deutschland-Chefin von Microsoft, scheint ganz auf Plattners Seite zu stehen. Im Havard Business Manager schrieb sie:
„Die Einstellung, nichts ändern zu müssen, weil die Dinge doch eigentlich ganz ordentlich laufen, ist meiner Erfahrung nach ungeheuer gefährlich.“
Viele SAP-Bestandskunden denken anders: Man hat jahrelang konsolidiert, harmonisiert, automatisiert, virtualisiert, damit die Business Suite 7 ordentlich läuft.
Warum also jetzt ein Change Management mit Hana?
Das System ist gerade ein Jahr alt und schon erklärt Professor Plattner, dass S/4 das mit Abstand beste ERP-System ist, das SAP je auf den Markt gebracht hat. Und in seinem öffentlichen Erklärungsversuch widerspricht er sich.
Hier: Inzwischen stehen bei S/4 das Finanz- und Rechnungswesen sowie Vertrieb und Logistik zur Verfügung.
Dort: Einer der Gründe, warum Unternehmen langfristige Pläne für S/4 Hana haben, ist die Vollständigkeit des Produkts. Aber dann bestätigt der Professor auch wieder:
Natürlich lässt sich der üppige Funktionsumfang der Business Suite 7 nicht im Handumdrehen nachbilden. Was jetzt?