Partner brauchen mehr Luft zum Atmen, nicht weniger
Happy Birthday, SAP
Es ist sicherlich einzigartig, was SAP über die Jahre hinweg mit ihrem Partnernetzwerk geschaffen hat, das insgesamt in etwa 15.000 Community-Wegbegleiter umfasst. Natürlich hat sich seit der Firmengründung am 1. April 1972 (an dieser Stelle: Happy Birthday, SAP!) viel verändert und man hat sich wieder und wieder neu in der schnelllebigen IT-Branche erfinden müssen. Als einige Beispiele hierfür seien Client-Server-Systeme mit AnyDB, mySAP, Hanaisierung samt S/4 oder jetzt Rise with SAP genannt.
Migrationsbedenken
Sofort zog und zieht das Gros der SAP-Kunden bei den Wechseln nie mit. Die Community reagiert eher zeitverzögert. Dies kann man aktuell gut beobachten an Rise with SAP. Die Initiative wird aus Walldorf beinahe übereifrig propagiert und kommt fast einer Glorifizierung der eigenen Sache gleich. An der Kundenhinwendung auf breiter Front mangelt es aber noch. Was nicht ist, kann aber noch werden – die Hoffnung stirbt zuletzt.
Hingegen eher schnell sprangen manche Partner auf die jeweiligen SAP-Wellen auf. Oft in der Hoffnung, von den jeweiligen initiierten Neuerungen aus Walldorf profitieren zu können. Gleichwohl hat SAP sich stets angestrengt, die Community zu orchestrieren. Aus Partner- und aus Kundensicht ist es aber oft nicht ganz simpel nachzuvollziehen, warum einige Partner bei Neuerungen sozusagen stets gleicher als gleich sind oder von SAP bevorzugt werden.
Obendrein ist es SAP einerlei, ob Partner überhaupt in der Lage sind, in die SAP-Neuerungen zu investieren, Neuentwicklungen zu betreiben, Know-how sowie Ressourcen aufzubauen und vieles andere mehr. Obwohl dadurch so einer neuen SAP-Sache dringend benötigter Rückenwind verliehen würde. Etwas kompliziert wird das eigentlich auf ein Miteinander angelegte Partnergeschäft, wenn SAP in ein Themenfeld mit einem eigenen Produkt, einer eigenen Lösung oder eigenen Services reingrätscht und verschiedenen Partnern damit das Leben schwermacht.
Der König unter den Datenbanken
Wobei die ausschließliche Verfügbarkeit der SAP-Datenbank Hana für S/4 sicherlich einen Sonderfall darstellt und man damit dem langjährigen Partner und Konkurrenten Oracle – und leider aber auch IBM und Microsoft – sozusagen den Stuhl vor die Tür stellen wollte.
Mal so nebenbei: Wäre die SAP ohne den Partner Oracle möglicherweise gar nicht zu dem globalen Player aufgestiegen, der sie seit Längerem ist? Darüber ließe sich trefflich diskutieren. Und: Hatte SAP nicht die Parole ausgegeben, dass man mit Hana im Datenbankmanagement ein führender allgemeiner Datenbankanbieter werden will? Merkwürdig, im „DB Engines Ranking“ war Hana noch nie unter den zehn besten Datenbanken, aber der König (gemeint Oracle) wurde nie gestürzt.
Vor den Kopf gestoßen
Von Zeit zu Zeit nimmt SAP Partner darüber hinaus direkt auch an die Kandare, um den einen oder anderen Partner in gewisser Hinsicht zu warnen oder zu verunsichern. Allerdings geschieht dies nicht selten durch den SAP-Vertrieb oder das SAP-Marketing, die offenbar ihr eigenes Narrativ verfolgen. Dabei wäre SAP klug beraten, Partner stets zu fördern und ihnen mehr Luft zum Atmen zu lassen, anstatt diese abzuschnüren. Die Gründe dafür sind im Prinzip folgende: SAP-Partner gelten bei SAP-Kunden als eine Art Trusted Advisor.
Kunden schätzen Partner dementsprechend als faktisch neutrale Instanzen und suchen Rat und Antworten auf vielerlei Fragen rund um SAP und in Sachen SAP-Infrastrukturen bei ihnen. Und Kunden bewerten Partnerexpertisen und -hinweise oftmals höher als jene von SAP. Das sollte SAP immer wissen und auch beherzigen. Obendrein sind Partner ja auch SAPs Sache dienlich: Gewährt die SAP ihren Partnern genügend Luft zum Atmen, profitiert auch sie selbst davon!