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Mit Fit-Gap-Analysen und Factory-Ansatz schnell zur SAP-Modernisierung

Ein SAP-Rollout- und Governance-Factory-Ansatz beschleunigt SAP-Modernisierungsprojekte deutlich. Automatisierte Fit-Gap-Analysen schaffen Transparenz in Tagen. In Kombination mit einer hybriden Plattformstrategie bilden sie die Basis für Innovation, Souveränität, Integration und Skalierbarkeit.
Peter Körner, Red Hat
9. September 2025
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Der Zeitaufwand bei einer klassischen SAP-Migration mit Workshops, Interviews und manueller Analyse von tatsächlich wertschöpfender Systemnutzung, Schnittstellen und integrierten Anwendungen liegt in der Regel pro System bei einem Jahr und mehr. Klassische und isolierte Process-Mining-Ansätze helfen nur bedingt, da Vergleichsbetrachtungen außen vor bleiben. Trotz aller Bemühungen bleiben Migrationen eine zähe Angelegenheit, weil die nötigen Transformationsphasen nicht wirklich integriert sind, zu autark agieren und insbesondere nicht von Erkenntnissen der Phase-0-Analysen profitieren. Viele Unternehmen priorisieren aufgrund des hohen Aufwandes deshalb in einem ersten Schritt zunächst nur die technische Migration.

Konsolidierungen und Standardisierungen sowie Innovationen und Automatisierungen werden dabei vernachlässigt. Unternehmen sollten aber bei der Migration der eigenen heterogenen SAP-Landschaft immer auch Zukunftsthemen und moderne Technologien im Blick haben. Dies gilt gerade im Hinblick auf RISE with SAP oder die Integration neuer KI-Anwendungen und Cloud-native Implementierungen. Zur Bewältigung dieser zweigeteilten Herausforderung – Migration und Modernisierung – kristallisieren sich automatisierte Fit-Gap-Analysen und ein Factory-­Ansatz als neue Branchentrends heraus.

Das unabhängige Analystenhaus West Trax hat über 20 Jahre hinweg die Daten Tausender Systeme ausgewertet und hat darauf aufbauend SaaS-Lösungen entwickelt, mit denen sich Hunderte von Systemen automatisiert analysieren lassen. Damit können der Ist-Zustand mit der tatsächlichen Prozess-Nutzung und Standardabweichungen sowie Ineffizienzen etwa im Bereich Background-Jobs ermittelt werden. Mit S/4-Fit-Gap-Einsichten gewinnen Unternehmen im Rahmen einer SAP-S/4HANA-Transformation exakte Erkenntnisse darüber, wie gut ihre vorhandenen Geschäftsprozesse zu den Standardfunktionen von SAP S/4HANA oder neuerdings sogar auch zu kundenintern verwendeten Template-Systemen passen.

Auf dieser Basis sind dann notwendige Anpassungen, Prozessänderungen oder Verbesserungspotenziale und Quick Wins identifizierbar. Innerhalb weniger Minuten liegen erste Ergebnisse vor, die dann von allen beteiligten Projektpartnern und Stakeholdern sowie von Tools der SAP-Toolchain wie Signavio, WalkMe oder Cloud ALM verwendet werden können. Leider sind diese Tools bislang noch nicht optimal integriert, sie können nun aber von den Analysedaten der SaaS-Lösung KPI Analyzer von West Trax profitieren. Bei einem solchen Analyse- und Migrationsansatz wird aus einem Template „System“, also einer physikalischen SAP-Instanz, ein Template „Modell“ erzeugt, das als Simulationsbasis für die automatisierten Fit-Gap-Analysen dient.

Der Template-basierte Rollout-Factory-Ansatz im Überblick. (Alle Grafiken: Quelle Red Hat und West Trax)

Das Template „Modell“ fungiert dabei gewissermaßen als „Single Source of Truth“ für eine spezifische Unternehmenslandschaft, also als einzige, verlässliche Datenquelle für alle Stakeholder im Migrations- und Transformationsprojekt – und zwar 100% datengetrieben, ohne dass Annahmen oder Vermutungen eine Rolle spielen. Darauf aufbauend werden dann die Migrations- und Modernisierungsprozesse gestartet. Alle Systeme werden im Hinblick auf Unterschiede zum Template-Modell untersucht. Anschließend erfolgt eine Bewertung der ermittelten Gaps und die Festlegung der erforderlichen Handlungsschritte, etwa im Hinblick auf die Optimierung vorhandener Systeme oder die Erstellung einer Roadmap.

Ebenso ist es beispielsweise möglich, ein Template für einen modernen Cloud-Footprint für ein SAP-System zu konzipieren. Mit dieser Vorgehensweise kann eine signifikant schnellere und erfolgreichere Migration erfolgen. Mit einem zusätzlichen Template „Governance“ können auch während und nach einer abgeschlossenen Transformation Verbesserungen erkannt und eingepflegt werden, da eine neue Analyse wiederum nach nur wenigen Stunden vorliegt. Hybrid-Cloud-Plattform als ideale Infrastrukturbasis: Die automatisierte Analyse in der Phase 0 ist damit der erste Schritt für eine schnelle und erfolgreiche Migration.

Da­rüber hinaus müssen aber Test-, Staging-, Entwicklungs- und Schulungssysteme für die neue Ziellandschaft aufgebaut werden. Weitere erforderliche Maßnahmen betreffen die Schnittstellenanpassung, die Cloud-native Entwicklung verbundener Anwendungen oder den Übergang von den Lösungen SAP Process Integration (PI) beziehungsweise Process Orchestration (PO) zur SAP Edge Integration Cell (EIC) mit der SAP BTP. Herkömmliche Vorgehensweisen mit der Beschaffung von Ressourcen wie Hardware, Netzwerk oder Betriebssystem oder viele siloartige System­umgebungen sind hier nicht zielführend und lassen den Vorsprung aus der Analysephase verpuffen. Stattdessen bietet sich eine moderne Open-Source-basierte Plattform an. Sie unterstützt die SAP-Migration und -Modernisierung in mehreren Bereichen: beim beschleunigten Aufbau einer Testing-, Entwicklungs- und Staging-Landschaft, sogar im Self-Service (zum Beispiel integriert in ServiceNow), bei Vorprojekten auch über Silos hinweg, bei einheitlichen Security-, Monitoring- und Governance-­Vorgaben, bei der Umsetzung von Innovationsinitiativen sowie bei der Bereitstellung finaler, hybrider Produktivsysteme oder ­automatisierter Übergänge in SAP RISE.

Diese Umgebungen nach Vorgaben der West-Trax-Analysedaten sind in Minuten bereitgestellt, inklusive aller Security-­Vorgaben, Testdaten und angeschlossenen Entwicklungsumgebungen oder Drittsys­teme. Ein wesentlicher Punkt darf dabei nicht übersehen werden: Bis dato war es oft so, dass die zuvor manuell durchgeführten Fit-Gap-Analysen so zeitaufwändig waren, dass erst danach Innovationsthemen aufgegriffen wurden. Mit einem automatisierbaren Plattformansatz kann aber die Innovation Journey bereits von Anfang an auf der identischen Umgebung, die für Migration und späteren Betrieb genutzt wird, gestartet werden. Das heißt, mit einer einheitlichen, zentralen und offenen Infrastruktur- und Applikationsplattform, wie sie etwa mit Red Hat OpenShift zur Verfügung steht, können SAP-Anwender bei der Transformation die Brücke von der Migration zur Modernisierung und Innovation schlagen.

Darüber hinaus bietet ein Open-Source-­basierter Hybrid-Cloud-Plattformansatz weitere Vorteile. So können Unternehmen gemäß dem Hybrid-Cloud-Konzept die On- und Off-Premises-Ressourcen verknüpfen. Sie können die geeigneten IT-Infrastrukturoptionen beim Deployment und der Ausführung von Anwendungen aus verschiedenen Angeboten frei wählen, und zwar jederzeit neu und kombinierbar. Zudem ist eine hohe Portabilität gegeben. Das heißt, Workloads können schnell zwischen Cloud-Anbietern oder auch aus der Cloud zurück in das eigene Rechenzentrum verschoben werden. Eine integrierte Plattform unterstützt dabei alle Betriebsumgebungen vom eigenen Rechenzentrum und von Edge-Umgebungen bis hin zu lokalen Cloud-Providern oder den großen Public-Cloud-Anbietern.

Gerade für SAP-Anwender ist diese hohe Flexibilität von großer Bedeutung, weil sie dadurch ihre individuellen Anforderungen optimal abdecken und auch auf Veränderungen im Geschäftsumfeld unmittelbar reagieren können.

Die Analyseergebnisse fließen direkt in automatisierte, vorkonnektierte Rollout-Factory-Services ein.

Der Nutzen einer Hybrid Cloud im Kontext der EIC-Einführung

Es steht außer Frage, dass offene Hybrid-­Cloud-Plattformen und Open Source in den kommenden Jahren zentrale Rollen in der IT-Infrastruktur und der digitalen Transformation einnehmen werden. Gleiches gilt für SAP-Anwender mit ihren Migrations- und Modernisierungsprojekten. Eine Container-Management-Plattform schafft die beste Voraussetzung für eine Modernisierung der SAP-Applikationen, denn damit können gemäß der „Keep the Core Clean“-Strategie von SAP zum Beispiel ABAP-Eigenentwicklungen modernisiert und mit modernen Open-Source-­Tools und -Frameworks weiterentwickelt werden.

Ein aktuelles Beispiel zeigt das Potenzial einer Hybrid-Cloud-Plattform wie Red Hat OpenShift: die Einführung der SAP Edge Integration Cell. Für den Einsatz der geschäftskritischen EIC ist ein stabiler Unterbau erforderlich, wie ihn vor allem eine Kubernetes-basierte Plattform bietet. Sie enthält alle für den sicheren Betrieb benötigten Komponenten „Out-of-the-Box“. Seit Sommer 2024 ist die Enterprise-Grade-Kubernetes-Plattform Red Hat OpenShift für EIC freigegeben.

Der neue Fit-to-Template-Ansatz lässt sich optimal in die SAP-Toolchain integrieren.

Die SAP-Transformation am Beispiel von Bosch Manufacturing

Erste Unternehmen verfolgen bereits den innovativen Ansatz einer SAP-Transformation mit automatisierten Analysen. Beispielhaft sei hier Bosch Manufacturing ­Solutions genannt: „Bei Bosch Manufacturing verfolgen wir im Rahmen unserer S/4HANA-­Migration einen klaren Tem­plate-Ansatz. Unser SAP-System wird in mehreren Ländern eingesetzt und soll künftig noch stärker standardisiert und harmonisiert betrieben werden. Neben der strategischen Planung ist es uns besonders wichtig, ein realistisches Bild der tatsächlichen Systemnutzung zu erhalten – jenseits von Prozessmodellen oder Annahmen.

Der KPI Analyzer von West Trax liefert uns ­genau diesen Blick: eine faktenbasierte, transaktionsbezogene Analyse, die bereits nach wenigen Stunden belastbare Ergebnisse liefert – objektiv, wiederholbar und mit klarem Bezug zur Realität. So erkennen wir, welche Nutzungsmuster im System dominieren, wo funktionale Abweichungen auftreten – und wie diese im Kontext geplanter oder bestehender Template-Vorgaben zu bewerten sind. Beispielsweise konnten wir durch die Hilfe der KPI-Analyzer-­Ergebnisse bereits circa 700 Programme im Altsystem sperren und somit unseren Fokus schon in der Vorbereitungsphase schärfen.

Eine solche Tiefe an Nutzungstransparenz erreichen wir mit den etablierten SAP-Tools in dieser Form nicht. West Trax ergänzt unsere SAP-Toolchain deshalb ideal – nicht nur in der Vorprojektphase, sondern auch in Tests, Schulungen und der laufenden Template Governance. Für uns ist der KPI Analyzer ein unverzichtbares Werkzeug, um ein realitätsnahes, faktenbasiertes Template zu entwickeln und um unsere S/4HANA Transformation gezielt zu steuern und zu beschleunigen.“ (Quelle www.westtrax.com)

Dieser Ansatz stellt eine ideale Ausgangssituation für eine Beschleunigung der nun folgenden Phasen dar. So entsteht ein standardisierter Rollout-Prozess, unterstützt durch eine hybride und zertifizierte Open-Source-Plattform von Red Hat. Dev-, Test-, Schulungs- und Zielumgebungen etwa für SAP Edge Integration Cell, Vorprojekte oder Kl-Workloads lassen sich nun ­automatisiert und im Self-Service in Minuten statt Wochen bereitstellen. Mit voller Phase-0-Transparenz können alle SAP-Roll­outs planbar, effizient und zukunftssicher gestaltet werden.

Open-Source-Plattformen als Basis für souveränen KI-Betrieb

Abgesehen von der Migration müssen SAP-Anwender auch aktiv Innovationsthemen aufgreifen. KI-Technologien und insbesondere auch MLOps-Plattformen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie ­können innerhalb und außerhalb von SAP sowie miteinander integriert eingesetzt werden. Eine vorbehaltlose Nutzung ist in unternehmenskritischen SAP-Umgebungen allerdings nicht vertretbar. Die Sicherheit, Stabilität und digitale Souveränität hinsichtlich Technologie, Betrieb und Daten müssen immer gewährleistet bleiben. Open-Source-Strategien, -Technologien und -Lösungen dürften deshalb an Bedeutung gewinnen. Schließlich steht ein Open-­Source-Ansatz für Transparenz und Sicherheit. Open-Source-KI-Projekte wie vLLM, InstructLab oder auch die Granite-­Familie von Open-Source-lizenzierten Modellen spielen somit eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung vertrauenswürdiger KI.

Ob ein Unternehmen nun ein generisches LLM oder ein nach echten Open-Source-­Prinzipien gestaltetes KI-Modell nutzt: Die eingesetzte Plattform ist dabei immer ein wichtiger Bestandteil der KI-­Umgebung. Auch hier kann eine Hybrid-­Cloud-Plattform wieder punkten, insbesondere im Hinblick auf die sichere und auf die Unternehmensbedürfnisse zugeschnittene KI-Umsetzung, und zwar von der KI-Modellentwicklung über das KI-Modelltraining bis hin zur KI-Modelleinbindung in Anwendungen.

Um die Migration und Modernisierung effizient voranzutreiben, wird für SAP-Anwender kein Weg an der Nutzung moderner Anwendungen, Technologien und Architekturen vorbeiführen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei die Entscheidung für die richtige Zielplattform und Architektur. Dabei sollten Offenheit, Standardisierung, Sicherheit, Agilität und Flexibilität sowie Unabhängigkeit zentrale Kriterien sein. Eine umfassende Kubernetes-basierte Applikationsplattform wie Red Hat OpenShift kann hierbei die zen­trale, zukunftsfähige Basis bilden. Darüber hinaus sollten SAP-Anwender auch aktuelle Trends und Entwicklungen wie die Nutzung automatisierter Fit-Gap-Analysen und des Factory-Ansatzes aufgreifen. Damit können sie bei der zielgerichteten und erfolgreichen SAP-Transformation letztlich Jahre einsparen.


Veranstaltungshinweis

Red Hat ist auf dem DSAG-Jahreskongress am Stand K2 vertreten, und zwar mit Experten vor Ort zu den Themen Souveräne SAP- und Non-SAP-Landschaften, hybride KI-Integration, SAP-Transformation, automatisierte Fit-Gap-Analysen und Template Rollout Factory als Vorstufe für SAP Signavio, ­LeanIX, Cloud ALM & Co.


Weiter zum Partnereintrag:

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Peter Körner, Red Hat

Peter Körner ist Principal Business Development Manager Red Hat SAP Solutions bei Red Hat


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

FourSide Hotel Salzburg,
Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Abonnenten des E3-Magazins
ermäßigt mit Promocode STAbo26
EUR 390 exkl. USt
Studierende*
ermäßigt mit Promocode STStud26.
Studiennachweis bitte per mail an office@b4bmedia.net senden.
EUR 290 exkl. USt
*Die ersten 10 Tickets sind für Studierende kostenfrei. Versuchen Sie Ihr Glück! 🍀
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.