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Maschinen, die twittern

Interview: Offen und flexibel: Die Forcam-Lösung ergänzt die SAP-Welt ideal: Verunsicherung an den Märkten, Potenziale durch IT-Plattformen, die Wichtigkeit von Partner-Marktplätzen und warum Maschinen auch twittern könnten – ein Gespräch mit Oliver Hoffmann, Co-CEO bei Forcam und zuständig für den weltweiten Vertrieb.
Oliver Hoffmann, Forcam
28. Mai 2020
Oliver Hoffmann
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Herr Hoffman, wie beurteilen Sie die aktuelle Marktlage in der fertigenden Industrie?

Oliver Hoffmann: Die Unternehmen sind durch die Coronakrise stark verunsichert und vorsichtig geworden. Die Folgen des Shutdowns lassen sich noch schwer abschätzen: Welche Einbrüche habe ich tatsächlich zu verkraften? Wann kaufen die Kunden wieder?

Allerdings spüren wir bei unseren Kunden auch den Willen, die aktuelle Situation als Chance zu nutzen, Produktion und Prozesse neu aufzustellen. Die Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle, sie ist ein erfolgskritischer Teil der Lösung für mehr Effizienz, niedrigeren Kosten und nachhaltigem Cash-Management.

Überhaupt stellt in der Ära des industriellen Internets der Dinge – des IIoT – eine hochleistungs- und anpassungsfähige IIoT- Plattform-Technologie für Unternehmen den Königsweg aus den kritischen Folgen der Coronapandemie dar.

Gilt diese Verunsicherung global?

Hoffmann: Sicher, sie ist weltweit spürbar. Aber auch der Wille zur Veränderung. In den USA beispielsweise hat die „America first“-Politik dazu geführt, dass Produktionskapazitäten wieder aufgebaut oder zurückgeholt wurden oder werden.

Das heißt für die Unternehmen aber auch, dass sie die entsprechenden Infrastrukturen und Logistik weiter auf- und ausbauen müssen. In China sieht das Programm der Regierung in Peking mit dem Namen „Made in China 2025“ ohnehin große Fördertöpfe für die Digitalisierung der industriellen Fertigung vor.

Meine Einschätzung ist – nicht nur für die USA –, dass sich die Investitionsbereitschaft in neue Technologien sowie Kostensenkungen weltweit noch einmal spürbar erhöhen wird.

Was unterscheidet die Ära des industriellen IoT vom Zeitalter der MES – Manufacturing Execution System?

Hoffmann: Die strategische Dimension intelligenter Fertigung. Es geht in der Fabrik nicht mehr allein um singuläre Leistungsauswertungen von Maschinen mit schönen Charts.

Vielmehr gewinnt digital gestütztes Shopfloor-Management, Data-driven Manufacturing, eine strategische Bedeutung, weil durch digitale Transformation enorme Effizienzpotenziale gehoben werden: durch optimierte globale Liefer- und Serviceketten, durch bessere Prozesse und Produkte.

Diese Vorteile münden in nachhaltig effizienteren Kostenstrukturen, einem höheren Cashflow, einem höheren Return on Investment und letztlich in sichereren Arbeitsplätzen.

Nur mit intelligenter digitaler Fertigung werden Unternehmen überhaupt an den Geschäftsprozessen der Zukunft teilnehmen können, weil sie nur mit digitaler gesteuerter Fertigung wettbewerbsfähig bleiben.

Welche Megatrends bestimmen die nächsten Jahre?

Hoffmann: Die technologischen Mega­trends im IIoT lauten Konnektivität, digitaler Zwilling, flexible Plattform-Technologie sowie Edge- und Cloud-Computing. Für mich lautet der eigentliche strategische Trend: Stabilität bei gleichzeitiger Flexibilität.

Die Lage von Unternehmen ist doch so: Sie besitzen Anlagen und IT-Lösungen im Wert von vielen Millionen Euro. Die Systeme laufen und produzieren. Gleichzeitig ist klar, dass sie künftige Anlagen und IT-Lösungen integrieren müssen, die ihnen neuen Mehrwert bieten.

Zum Beispiel Predictive- oder KI-Anwendungen. Unternehmen benötigen daher eine Lösung, die Stabilität bietet, weil sie heutige Anlagen und IT einbindet. Die Lösung muss aber auch so flexibel sein, dass sie neue Anlagen und IT nahtlos integriert. Zudem muss sie Standorte vernetzen, Menschen befähigen und schließlich dem gesamten Unternehmen Mehrwert bringen.

Das ist nur durch eine offene und intelligente Plattform-Lösung möglich, die ihnen ihr eigenes einheitliches Produktionsdatenmodell liefert, die „Single Source of Truth“ von der Fertigung bis zur Finanzplanung, mit dem auch gewünschte neue Drittlösungen arbeiten können.

Wie sieht Ihr Angebot in Sachen Strategie und Technologie aus?

Hoffmann: Unternehmen müssen jedes Jahr besser werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch müssen sie sich neuen globalen Liefer- und Serviceketten anschließen können. Unsere Lösung hat zwei starke Standbeine: erstens eine offene, skalierbare und cloudfähige IIoT-Plattform-Lösung.

Sie wurde von Analysten in der größten IIoT-Plattform-Studie Europas, dem PAC Radar, als „best-in-class“ bewertet. Zweitens bieten wir einen Partner-Marktplatz mit vielfältigsten Anwendungen und Angeboten, damit unsere Kunden stets die modernsten und qualifiziertesten Lösungen verfügbar haben.

Gestartet haben wir zudem unsere neue IIoT-Prozessberatung, bei der gestandene Shopfloor-Profis die Unternehmen unterstützen. Wir bauen die IIoT-Prozessberatung zu einem umfänglichen Premium-Services-Angebot aus.

Welches sind die Vorteile Ihrer IIoT-Plattform-Lösung für Kunden?

Hoffmann: Unsere Kunden erhalten drei wesentliche Vorteile: Transparenz, Produktivität, Flexibilität. In der kaufmännischen Welt spricht man vom „Board Room of the Future“.

Wir bieten für die Fabrik den „Plant Room of the Future“. Das heißt, aufbauend auf dem einheitlichen Produktionsdatenmodell, welches unser zentraler Datenlayer erzeugt, erhalten unsere Kunden Transparenz über die Leistungsstände ihrer Werke weltweit.

Sie erhöhen ihre Produktivität, weil Schwachstellen und Verschwendungen sofort erkannt und abgestellt werden können. Zudem steht ihnen ein vitales Partner-Ökosystem mit einer Fülle von Anwendungen zur Verfügung.

Diese können sie über offene Web-Schnittstellen integrieren und so viele gewünschte Aktionen fahren – vom Drill-Down auf einzelne Maschinen bis zu werksübergreifenden Szenarien wie globale Standortvergleiche zur Gesamtanlageneffektivität, also OEE – Overall Equipment Effectiveness.

Oder wir bauen mit Partnern aus dem Umfeld Predictive entsprechende Vorhersagemodelle, um frühzeitig Risikofaktoren in der Produktion zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. So erreichen unsere Kunden umfängliche Transparenz, höhere Produktivität und bleiben langfristig flexibel.

Was hat der Werker davon?

Hoffmann: Werkerinnen und Werker sind heute hochqualifizierte Fachkräfte, die die Digitalisierung aus dem privaten Alltag schon lange kennen. Deshalb lautet unser Motto in den Werken „Empower Your Workforce“, also die Belegschaft befähigen.

Wir bieten den Werkern für ihren Aufgabenbereich Informationen in Echtzeit, um schnell und präzise Entscheidungen treffen zu können. Über offene Schnittstellen liefern wir zudem den Zugriff auf ganz neue App-Welten wie zum Beispiel Microsoft Automate für moderne Workflows, auf Wunsch mit Sprachbots oder Chat-Funktionen.

Über marktbekannte Apps wie Outlook oder Trello kann ein Werker zum Beispiel im Falle einer Störung das Wartungsteam ad hoc zu einer Telefonkonferenz einladen. Sollte es ein Unternehmen wünschen, können unsere Experten Maschinen auch über ihren Zustand eigenständig twittern lassen.

Welche Rolle spielt das Partner-Ökosystem für Forcam?

Hoffmann: Eine ganz wesentliche Rolle. Wir denken, IT-Anbieter sind heute gut beraten, wenn sie nicht allein eine führende flexible und offene Technologie liefern, sondern auch ein vitales Ökosystem.

Wir nennen es unseren Marktplatz, auf dem unsere Kunden qualitativ hochwertige Partnerlösungen finden. Dabei freuen wir uns über so große Partner wie Microsoft, Accenture oder den chinesischen Industrie-Cloud-Spezialisten CasiCloud ebenso wie über kleinere Partner wie Engomo oder App4you.

Welchen Vorteil bringt das Forcam?

Hoffmann: Erstens stärkere Kundenbindung durch besseren Service. Um die zahlreichen und mächtigen Möglichkeiten des IIoT durch unsere offene Plattform-Lösung voll ausschöpfen zu können, wollen wir unseren Kunden auch ein breites Angebot zur Komposition und Kollaboration bieten können – hochwertige Apps, Tools, Technologien und Lösungen für ganz individuelle IT-Architekturen. Zweitens setzt Forcam natürlich auch auf kaufmännische Kollaboration und monetären Mehrwert aus unserem Ökosystem heraus.

Wo sehen Sie Forcam 2030?

Hoffmann: Ich denke, Forcam hat sehr gute Chancen, in der industriellen Plattform-Ökonomie eine signifikante Rolle zu erobern. Dafür haben wir alle Elemente zusammen: hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, starke und innovationsfreudige Kunden, einen überaus erfahrenen und bestvernetzten Hauptgesellschafter, eine führende Lösung für die Ära des IIoT, und last not least einen vitalen Partner-Marktplatz mit so großen Namen wie SAP, Microsoft, Accenture, DXC.

Dieses Ökosystem erschließt uns neue Potenziale, zum Beispiel auch hin zur SAP-Community. Für SAP-Kunden ist wichtig: Die SAP-Welt und Forcam ergänzen sich ideal.

Danke für das Gespräch.

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Oliver Hoffmann, Forcam


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