leonardo.report
Leonardo da Vinci als Universalgelehrter ist für das C-Level-Management ein Vorbild, um die digitale Transformation zu stemmen.
Diese Transformation ist eine ganzheitliche Aufgabe für Betriebswirtschaft, Organisation, Recht und Technik. Man braucht dafür einen Universalgelehrten oder alle C-Positionen, Geschäftsleitung, Produktverantwortliche, Produktionsleiter, Juristen, HCM-Verantwortliche und andere mehr am runden Tisch.
Naturgemäß hat auch SAP das Thema digitale Transformation für sich entdeckt – jedoch entschieden, diese Herausforderung nicht mit „The Digital Core“ (ERP/ECC 6.0 und S/4) oder der Hana Data Management Suite zu bewältigen, sondern ein eigenes Framework dafür zu schaffen.
Dieses Rahmenkonzept trägt den Namen Leonardo und soll nach Vorstellung von SAP-Chef Bill McDermott in einigen Jahren mehr Lizenzumsatz bringen als der ERP-Kern.
Hier scheint McDermott wieder einmal die Rechnung ohne den Wirt zu machen: Strategie und Richtung passen, der Name ist gut gewählt, die Bestandskunden brauchen Antworten – aber in den Teilbereichen von Leonardo hat SAP keine Kernkompetenz!
SAP ist zu Recht ERP-Weltmarktführer! In den Bereichen Finanzwesen, Controlling, Anlagen, Produktion und Personalverwaltung konnte SAP in den vergangenen Jahrzehnten eine einzigartige Kernkompetenz aufbauen.
Immer wieder wird die Geschichte gerne erzählt: Hans-Georg Plaut erklärt Henning Kagermann die Grenzplankostenrechnung, die dieser in Abap ausprogrammiert. Diese hübsche Anekdote mag angezweifelt werden, aber dennoch zeigt sie deutlich die Wurzeln der SAP-Kernkompetenzen.
Und nun Leonardo:
Laut wechselnder und divergierender SAP-Definitionen finden sich in Leonardo folgende Themen: Machine Learning (ML), Blockchain, Data Intelligence, Big Data, Internet of Things (IoT), Analytics und natürlich Design Thinking.
Letzteres wird von SAP-Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzendem Professor Hasso Plattner intensiv gefördert. Aber allen Themen gemeinsam ist, dass sie nicht von SAP erfunden wurden, SAP gehört nicht einmal zu den Early Adopters. Alle Themen übernahm SAP in das eigene Portfolio, als sie bereits ein allgemeiner Megatrend waren.
Gut, dass sich SAP in Form von Leonardo dieser Megatrends annimmt und Kompatibilität zum ERP-Kern schaffen will. Einige SAP-Bestandskunden werden davon profitieren.
Aber Kernkompetenz in diesen Themen wird man bei SAP nicht finden – andere IT-Unternehmen können ML, Blockchain, Analytics und IoT besser, haben mehr Erfahrung und ausgereifte Lösungen.
SAP-Partner und SAP-Bestandskunden investieren in Leonardo-Teilbereichen oft mehr Ressourcen als SAP selbst. Am 11. Juli vergangenen Jahres musste man somit folgenden kryptischen Satz in einer SAP-Presseaussendung lesen:
Die SAP Leonardo Innovation Services lassen sich nahtlos mit dem vor Kurzem angekündigten Innovationssystem SAP Leonardo verknüpfen.
Resümee:
SAP Leonardo ist mit SAP Leonardo kompatibel. Und ergänzend:
„Durch die zunehmende Digitalisierung stehen Unternehmen an einem Scheideweg“
sagte Michael Kleinemeier, Mitglied des Vorstands der SAP SE und Leiter des Bereichs SAP Digital Business Services.
„Die SAP Leonardo Innovation Services bieten Kunden eine sichere Möglichkeit, neue Technologien zu erproben und so die optimale Lösung für ihr Unternehmen zu finden.“
Das Thema digitale Transformation ist viel zu bedeutend, um es SAP allein zu überlassen. Hier gilt es über den Tellerrand zu schauen und von Unternehmen zu lernen, die in Leonardos Teilbereichen echte Kernkompetenz haben:
Siemens, Nvidia, Bosch, Intel, GE, Huawei, AWS und viele andere mehr – die allermeisten davon sind SAP-Bestandskunden, was die Sache sehr vereinfacht.
Damit das Wissen und die Erfahrungen aus den Leonardo-Teilgebieten geordnet und weiterverbreitet werden, wird es ab 2019 einen gedruckten Quartalsbericht leonardo.report mit gleichnamiger Web-Adresse geben.
Die Pilotausgabe erscheint dieses Jahr zum DSAG-Jahreskongress im Oktober. leonardo.report wird alle Themen der digitalen Transformation aufgreifen, auf Mehrwert für die SAP-Community untersuchen und die wahren Wissens- und Kompetenzquellen für Machine Learning, Blockchain, Data Intelligence, Big Data, Internet of Things, Analytics und natürlich Design Thinking darstellen.
All diese Themen sind viel zu wichtig, um sie SAP allein zu überlassen – gemeinsam gelingt es besser.