Intelligenter Messstellenbetrieb
Seit Jahresbeginn nimmt der Rollout im intelligenten Messstellenbetrieb (iMSB) Fahrt auf. Im Rahmen von größeren Sanierungen oder Neubauten sind zumindest moderne Messeinrichtungen einzubauen.
Mit Marktverfügbarkeit von Smart-Meter-Gateways schreibt das Gesetz dann den Einsatz intelligenter Messsysteme vor. Damit greift automatisch die buchhalterische Trennung des intelligenten Messbetriebs vom traditionellen Verteilnetz- und Zählermanagement.
Kurz: Ein Messstellenbetreiber – unabhängig davon, ob grundzuständig oder wettbewerblich – muss schnellstmöglich eine vollständige Prozessunterstützung des intelligenten Messbetriebs etablieren.
Eine Herausforderung für Messstellenbetreiber sind die sehr engen Preisobergrenzen, die der Gesetzgeber vorgibt. Dadurch sind sie gezwungen, in Infrastruktur und Applikationen zu investieren, selbst wenn sie anfangs nur wenige Messpunkte managen müssen.
Durchgängige Prozessautomatisierung
Messstellenbetreiber sind daher gefordert, aus Effizienzüberlegungen eine systemübergreifende automatisierte Prozessdurchführung zu etablieren. Gleichzeitig gilt es die Frage der Refinanzierung der IT-Investitionen kritisch zu bewerten.
Selbst große Energieversorgungsunternehmen bringen im ersten Schritt in der Regel nicht genügend intelligente Messpunkte mit, um unter der Preisobergrenze wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können.
Um die Kosten überschaubar zu halten, sind daher für die Implementierung geeigneter IT-Systeme alternative Lizenzierungs- und Betriebsmodelle dringend geboten.
Um eine solche systemübergreifende automatisierte Prozessdurchführung zu realisieren, ist es von zentraler Bedeutung, dass die energiewirtschaftliche Anwendung des Messstellenbetreibers (MSB) mit den Systemen anderer Marktteilnehmer (Lieferant, Netzbetreiber etc.) kommuniziert sowie Gateway-Administration (GWA) und Messstellenmanagement anbindet.
Die SAP IS-U Suite on Hana einschließlich der Erweiterung SAP IM4G (Intelligent Metering for German Energy Utilities) stellt hierfür eine verlässliche Basis für robuste iMSB-Standardprozesse dar.
Für die notwendigen Buchhaltungsaufgaben, der Fakturierung oder dem Forderungsmanagement, lässt sich ein abgegrenzter Funktionskern der S/4 Finance Business Suite einbinden.
Für die Kommunikation mit externen Marktpartnern (Lieferant, Netzbetreiber etc.) stellt SAP IS-U die Komponente IDEX GM (SAP Intercompany Data Exchange for German Metering) bereit.
In Kombination mit einer Marktkommunikationslösung (bspw. Seeburger oder B2B by Practice) lassen sich die Prozesse für den gesetzlich fixierten Edifact-basierten Informationsaustausch realisieren.
Diese Komponente übernimmt hierzu die notwendigen Konvertierungsarbeiten, um beispielsweise die Nachricht eines Lieferanten etwa zu einem Neukunden zur Weiterbearbeitung im SAP-System aufzubereiten.
Oder eine Rechnung aus dem S/4-Finance-Kern – also ein idoc-Invoic – wird von der Kommunikationsplattform in ein Edifact-Format gewandelt und als signierte Mail zum Rechnungsempfänger gesendet.
Das so geschnürte ERP-Paket für Messstellenbetreiber lässt sich zusätzlich mit der Smart Metering Management Suite AMM des Oldenburger IT-Dienstleisters BTC kombinieren. Auf diesem Weg entsteht eine vollständige End2End-Prozesssteuerung einschließlich der gerätebezogenen Aufgaben, um Kostenstrukturen im operativen Betrieb weiter zu deckeln.
Wie eine solche Prozessintegration funktioniert, lässt sich anhand von MSB-Kernprozessen wie Geräteerzeugung (IM4G Prozess 3050), Neuanlage (IM4G Prozess 3060) und Gerätewechsel (IM4G Prozess 3070) aufzeigen. Mittels elektronischen Lieferscheins werden der digitale Zähler beziehungsweise das Gateway im SAP IS-U erzeugt.
Bei Anlage der Stammdaten des Gateways erfolgt ein automatischer Datenaustausch mit der Gateway-Administrationskomponente von AMM.
Gleichfalls werden die Stammdaten des Gateway im GWA-Manager angelegt. Bei der anschließenden Neuanlage wird über IM4G ein Einbauauftrag erzeugt und über eine mobile Infrastruktur an eine Monteurs-App übertragen.
Ist der physische Austausch durch den Monteur erfolgt, werden durch die Rückmeldung über die App automatisch die Stammdaten im SAP IS-U aktualisiert und im Anschluss mit den technischen Stammdaten in den BTC | AMM-Komponenten synchronisiert.
Des Weiteren werden Tarifinformationen und Auswertungsprofile an das GWA und Messstellenmanagement-System übermittelt, um die Messsysteme wie gewünscht zu parametrisieren.
Die bidirektionale Kommunikation (Synchronisation der Stammdaten sowie der Austausch abrechnungsrelevanter Daten) zwischen SAP IS-U und AMM erfolgt über die von SAP spezifizierten IM4G und AMI-/MDUS-Services.
Abrechnungsoptionen
Die Digitalisierung der Energiewende bedeutet für Messstellenbetreiber zweifellos eine steigende Komplexität. Außerdem bekommt er es mit vielen kurzfristigen Anforderungsveränderungen zu tun – sei es durch den rechtlichen Rahmen, die Standardisierungs- und Gremiumsdiskussionen oder auch schlichtweg durch das Nachfrageverhalten der Kunden.
Darauf müssen sich alle einstellen. Mithilfe des oben beschriebenen Lösungsansatzes gelingt es, einen höchstmöglichen Automatisierungsgrad zwischen unterschiedlichen IT-Systemen, Prozesseffizienz und hohe Skaleneffekte zu erlangen.
Die inhärente Komplexität des Marktgeschehens und der hohe Kostenblock eines IT-Projekts führen bei vielen zu Überlegungen, nicht mehr alles selbst zu machen, sondern sich nach Alternativen zum Eigenbetrieb umzuschauen.
Mit iMSB stellt BTC eine Lösungsalternative vor, die es MSB erlaubt, sofort in den Messstellenbetrieb durchzustarten. Die IT-Komplettlösung von BTC bietet eine vollständige Prozess- und IT-Landschaft für den intelligenten Messstellenbetrieb nach dem Software-as-a-Service-Betriebsmodell (SaaS).
Das Angebot der BTC stellt alle Leistungen aus einer Hand zur Verfügung, inklusive Lizenzen, Betrieb, Wartung und Support. Der rollenbasierte Zugriff auf BTC | iMSB erfolgt über eine https-Verbindung unter Nutzung des Launchpad-Ansatzes von SAP Fiori mit Integration von SAP Screen Personas.
Vorteil des Bezugs aus der Cloud ist, dass das Risiko einer hohen Anfangsinvestition und eines langwierigen Projektvorhabens entfällt. Man startet mit einem Grundsystem, das mit überschaubarem Aufwand auf die individuellen Feinheiten zugeschnitten wird.
Gemäß den Gesetzmäßigkeiten des SaaS-Konzepts erfolgt die Abrechnung im Betrieb transparent nach „Verbrauch“. Dazu orientiert sich das zählpunktbasierte Preismodell in der Entgeltkalkulation eng an den vorgegebenen Preisobergrenzen für den intelligenten Messstellenbetrieb.
Fazit
Netz- und Messstellenbetreiber müssen sich darauf einstellen, dass der Wettbewerb im Messstellenbetrieb vom Gesetzgeber ausdrücklich erwünscht ist.
Der Markteintritt wettbewerblicher MSB wird zwangsläufig eine zunehmende informatorische Entflechtung beim Netzbetreiber und beim grundzuständigen Messstellenbetreiber erfordern.
Ein Cloud-/SaaS-Angebot hilft an dieser Stelle den Unternehmen schneller und zu niedrigeren Kosten am Markt zu sein, als dies mit einer selbst erstellten Lösung der Fall wäre.
Das hilft Messstellenbetreibern grundsätzlich, Kundenbeziehungen etwa bei der Wohnungswirtschaft weiterzuentwickeln oder mit überschaubaren finanziellen Risiken bzw. Vorleistungen neue Ideen am Markt auszuprobieren.