Falsche SAP-Propheten


Es verbleiben nur noch wenige Jahre, um einen konsolidierten Übergang von der SAP-ERP-Version ECC 6.0 (alte Business Suite) zum neuen S/4 Hana (Business Suite in der SAP-Cloud) zu orchestrieren. Zu etwa 75 Prozent werden wir die Conversion im Konzern und in Tochtergesellschaften schaffen. Für 20 Prozent unserer ERP-Systeme werden wir entweder mit SAP eine Sonderregelung finden oder einen Dienstleister wie Rimini Street für Drittwartung engagieren. Die restlichen fünf Prozent der SAP-Systeme werden auslaufen oder auf andere ERP-Produkte übertragen.
Die Analysten von Gartner vermuten, dass etwa 40 Prozent der SAP-Bestandskunden sich für S/4 (die jüngste SAP-ERP-Version) entschieden haben. Kein Grund zum Feiern! Was wird die schweigende Mehrheit in den kommenden Jahren unternehmen? Wenn ich mich in der SAP-Community umhöre, dann relativiert sich das Problem: Bereits 60 Prozent haben einen SAP-S/4-Hana-Vertrag in der Schublade. Das ist eine gute Ausgangslage und somit Vorsicht vor falschen Propheten.
Wir haben unsere S/4- und Rise-with-SAP-Verträge im Trockenen. Viele meiner SAP-Stammtischschwestern und -brüder diskutieren noch mit dem SAP-Vertrieb, SAP-Partnern und Beratern. Hier erlebten wir in den vergangenen Monaten manche Überraschungen: SAP bietet hervorragende Werkzeuge für diesen besonderen Releasewechsel in die Cloud an. Es gibt bei SAP eine Expertentruppe, die sich Customer Evolution nennt. Über diesen Namen kann man geteilter Meinung sein, aber die Konzepte und Werkzeuge sind erstklassig – damit gelingt die digitale Transformation und S/4-Hana-Conversion.
Somit Vorsicht vor falschen Propheten, die mit eigenen Werkzeugen mehr Unruhe produzieren als gute Orchestrierung: Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt: von Blue Field bis zu Data Conversion Suite (DCS). Renommierte SAP-Partner ereifern sich mit immer neuen Wortschöpfungen und Marketingkreationen. Aber das Gute liegt so nahe: SAP selbst hat das größte Interesse, den Bestandskunden ein modernes ERP-Betriebsmodell zu ermöglichen. So gesehen ist vielleicht „Customer Evolution“ kein schlechter Name. Meine SAP-Stammtischschwestern und -brüder sind gewillt, die nächste ERP-Evolutionsstufe zu erreichen. Umso mehr gilt es, sich vor falschen Propheten aus der SAP-Community zu schützen.
Gleichzeitig lässt sich für uns SAP-Bestandskunden die Situation der zum Erfolg Verurteilten sinnvoll nutzen: SAP hat schon 60 Prozent der Bestandskunden überzeugt, aber der Aktienkurs wird sich nur dann positiv weiterentwickeln, wenn es bis 2033 eben 100 Prozent werden. Mit Ehrlichkeit und Transparenz sollten Cloud und KI gelingen. SAP hat jetzt die Deutungshoheit.