E3-Exklusivinterview: Quo vadis, SAP-Basis?


E3: Seit rund 20 Jahren setzen SAP-Kunden auf SAP-Basis- oder SAP-Infrastruktur-Automatisierung. Wo stehen wir heute, wo geht die Reise hin?
Marcus Bogenstätter, Empirius: Durch standardisierte Schnittstellen für SAP R/3, unter anderem für Monitoring, Backup und Job Scheduling, hatte SAP von Anfang an gute Möglichkeiten geschaffen, die betriebswirtschaftlichen Abläufe und den SAP-Systembetrieb zu automatisieren. Über die Jahre haben die Firmen in Eigenregie, mit dem SAP Solution Manager und mithilfe von Drittanbieterprodukten den Betrieb weiter optimiert und perfektioniert. Auch wir haben uns seit 2005 auf ein Automatisierungsthema, nämlich die automatisierte Erstellung von SAP-Systemkopien, spezialisiert; später dann (Anmerkung der Redaktion: 2021) wurde mit der Epos-Suite oder -Plattform der Radius erweitert auf automatisiertes Systemmanagement als „Central Point of Management“. Etwa mit dem Aufgabenfeld SAP-Kernel- oder Datenbank-Updates beliebiger Datenbanken inklusive automatisierten Startens/Stoppens der SAP-Systeme. Oder einfach auch nur das konzertierte Restarten mehrerer Server unter Beachtung der Abhängigkeiten der darauf laufenden SAP-Systeme. Somit kann die für den SAP-Systembetrieb zuständige SAP-Basis bei einem SAP-Anwender heute verschiedene und wichtige erforderliche Aufgaben beziehungsweise Tätigkeiten von einem zentralen Punkt aus und einem Web UI automatisiert verwalten, steuern und kontrollieren. Das alles unter Berücksichtigung der individuell vorhandenen Notwendigkeiten. Mit SAPs Cloud-Strategie samt SAP Rise ist jedoch hier ein Wandel verbunden. Allerdings ist dieser unseren Erkenntnissen nach noch nicht komplett ausbuchstabiert. Oder anders formuliert: Es gibt noch lose Enden.

Marcus Bogenstätter, Chief Technology Officer, Empirius
E3: Was heißt Wandel konkret? Was besagt dieser mit Blick auf die künftige Rolle der SAP-Basis?
Bogenstätter: Wegen des End-of-Life der SAP Business Suite zu Ende 2027 läuft bei vielen Kunden aktuell die Umstellung auf den Technologienachfolger S/4 Hana, oft gleichzeitig mit dem Schritt in die SAP Cloud, also zu SAP Rise. Der Wandel besteht darin, dass SAP mit ihrem Cloud-Angebot Rise einen mehr oder weniger großen Teil der SAP-Basis-Routine-Tätigkeiten übernimmt – aber bei Weitem nicht alle. Die Koordination der Downtimes verbleibt dabei bei der Basis des Kunden, neben den Tätigkeiten, die ohnehin bei der Basis verbleiben. Hier wäre es für die Kunden wichtig, den Gesamtüberblick und die Kontrolle über alle SAP-Basis-relevanten Tasks zu behalten. Konkretes Beispiel: Wie lassen sich für uns Downtimes in der Cloud, etwa bei einem Kernel-Update mit Stopp und Start des Systems samt Datenbank, bedarfsgerecht und punktgenau einplanen und minimieren?
E3: Inwieweit beeinflusst SAP Rise mit Cloud die Verwendung von SAP-Basis-Automatisierungslösungen und damit das Wirken der Anbieter solcher Lösungen?
Bogenstätter: Das wird die Zukunft zeigen. Wenn Anbieter von SAP-Basis-Automatisierungslösungen aufgrund von SAP-Vorgaben keinen Zugriff auf SAP-Basis-relevante Parameter haben – sei es aus lizenzrechtlichen oder technischen Gründen –, dann ist die Herausforderung groß. Dann verbleiben aber immer noch die Tätigkeiten, die in SAP Rise nicht enthalten sind. Beispiele: Zertifikatsmanagement, Security Notes, Parameter-Überwachung oder Compliance Checks. Aktuell ist es so, dass bislang ein Teil der SAP-Kunden zwar einen SAP-Rise-Vertrag unterschrieben hat, aber die Rise-Transition noch nicht abgeschlossen ist. Gleichfalls muss man sehen, dass eine gewisse Anzahl von SAP-S/4-Kunden auch weiterhin ihre On-premises-Umgebung weiterverwendet. Es sieht so aus, dass derzeit einiges im Fluss ist. Alarmstufe Rot sehen wir momentan bei uns nicht. Unsere Epos-Lizenzverkäufe steigen jedenfalls.
E3: Empirius hat aber die SAP-Rise-Thematik weiter aufmerksam im Blick, oder?
Bogenstätter: Natürlich. Wir bemühen uns auch ganz konkret, den Dialog mit einem lösungsorientierten Blick zusammen mit SAP zu forcieren. Unser Ziel richtet sich auf die Findung und Nutzung einer lizenzrechtlich einwandfreien Schnittstelle, damit Kunden unsere Epos-Plattform verwenden können und so SAP-Basis-Teams mit Automatisierungslösungen für die unterschiedlichen Belange unterstützt werden. Es gibt bei dem Problemlösungskomplex aus unserer Sicht faktisch drei unterschiedliche Ebenen: SAP, Kunden und wir.
E3: Was empfiehlt Empirius SAP-Basis-Teams, eben Kunden?
Bogenstätter: Wenn es im Zusammenhang mit Rise um den Punkt Cloud und damit den SAP-Systembetrieb geht, sollten Kunden zwingend die eigene SAP-Basis miteinbinden. Oder die SAP-Basis sollte darum ringen, in die Vertragsverhandlungen in Sachen Bereitstellung beziehungsweise Übernahme von zu erbringenden Service Levels eingebunden zu werden.
E3: Unabhängig von SAP Rise,wie sieht die weitere oder zukünftige Produktstrategie bei Empirius aus?
Bogenstätter: Wir gehen davon aus, dass sich das Thema SAP Rise und SAP Cloud, salopp formuliert, abräumen lässt. Wir fokussieren uns nach wie vor auf unsere Epos-Plattform als „Central Point of Management“-Lösung mit derzeit 14 Apps, mit denen sich sehr viele SAP-Basis-Aufgaben automatisieren lassen. Eine für uns und unsere Kunden wichtige Neuerung wurde mit der Version 24.9 bereitgestellt, nämlich die Admin Engine. Diese Engine für kleinere Ad-hoc-SAP-Basis-Aufgaben werden wir nach und nach stark erweitern. Mit noch größerer flexibilisierter SAP-Basis-Automatisierung, die weitere Effizienzvorteile mit sich bringt. Weiterhin ist vorgesehen, Epos für SAP, aber auch für Non-SAP-Umgebungen bereitzustellen. Etwa für SAP-Kunden, die im Blick haben, SAP für den ERP-Bereich on-prem oder bei einem SAP-Serviceprovider zu nutzen, jedoch im CRM-Bereich beispielsweise Salesforce, im HR-Bereich Workday oder Kinaxis als APO-Ersatz. Ein anderes Themenfeld, mit dem wir uns seit Längerem befassen, ist das Identity Management. Und zwar gezielt das Identity Management auf Anwendungsebene.
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