E-Commerce-Konsortium
Erheblich diverser ist die Lage im Handel. Eine ganze Reihe von großen, mittleren und kleinen Handelsunternehmen verfügt aktuell über keine oder nur rudimentäre E-Commerce-Komponenten und hat in den zurückliegenden Jahren voll auf den stationären Point of Sale gesetzt. Gegenwärtig ist das für sie ein erheblicher Nachteil. Im Vorteil sind diejenigen, die es ihren Kunden ermöglich, über digitale Kanäle einzukaufen. Das gilt auch für den Food-Bereich. In Deutschland hat hier E-Commerce vor der Krise kaum eine Rolle gespielt.
Dabei forciert die Coronapandemie eine Entwicklung, die schon vor vielen Jahren begonnen hat. Der E-Commerce-Anteil am Umsatz ist kontinuierlich gestiegen. Online einzukaufen gehört für viele Menschen längst zur Routine. Vor diesem Hintergrund hat sich ein Konsortium dazu entschlossen, mit „Knowledge4Retail“ (K4R) eine digitale Plattform zu realisieren, über die Handelsunternehmen unter anderem mithilfe von künstlicher Intelligenz die analoge und die digitale Welt verbinden können. Zu den Partnern gehört neben unterschiedlichen wissenschaftlichen Einrichtungen und der Drogeriemarktkette dm auch Nagarro ES.
Integration ins Back-End
Die Rolle von Nagarro ES im Konsortium besteht zu guten Teilen darin, für die Integration bzw. die Integrationsfähigkeit der Plattform in die Back-End-Systeme der Anwenderunternehmen zu sorgen. Das klingt nicht besonders aufregend, ist dafür aber unbedingt erforderlich. Denn jeder bereits existierende oder noch zu kreierende Use Case wird nur dann erfolgreich sein, wenn er als End-to-End-Prozess gedacht und entsprechend durch IT unterstützt wird.
Zum Beispiel: Eine Shopping App mit herausragender User Experience und ausgefeiltem KI-Support bringt gar nichts, wenn keine Anbindung an die kaufmännischen und logistischen Daten vorhanden ist. Denn damit bleibt beispielsweise offen, ob das gewünschte Produkt vorrätig ist und wann es geliefert werden kann. Und online zu bezahlen wäre ohne Integration natürlich auch nicht möglich.
Aktuell beschäftigt sich Nagarro ES zum einem mit Fragen zur IT-Architektur: Welche Quell- und welche Zielsysteme sind relevant? Welche Formate und Protokolle sind relevant? Und was müssen Schnittstellen leisten? Zum anderen setzt man sich mit einzelnen Szenarien auseinander – auch um Annahmen zu Infrastruktur anzuwenden und zu überprüfen.
Intelligente Kommissionierung
Dabei kann Nagarro ES auf Erfahrungen zurückgreifen, die bereits in Projekten von Nagarro ES und Allgeier gesammelt wurden. So etwa im Rahmen der Kooperation mit Livello. Das Food- und Tech-Start-up hat einen Smart-Kiosk entwickelt, der mithilfe unterschiedlicher innovativer Technologien den Verkauf von Lebensmitteln und anderen Produkten vollständig automatisiert. Dadurch werden diese Artikel für Kunden jederzeit und an jedem Ort zugänglich – sei es direkt am Arbeitsplatz, im Hotel oder als Shop-in-Shop. Verfügbar ist der Micro Market als Kühl- bzw. Tiefkühlschrank oder als intelligentes Regal.
Allgeier ES hat die Integration dieses Point of Sale in ein SAP-Umfeld und die Automatisierung aller nachgelagerten Prozesse übernommen. Zuletzt hat man neue Features ergänzt: Beispielsweise wird über den Livello-Kühlschrank eine elektronische Anzeige ausgespielt, wenn sich Kunden anmelden oder Ware entnehmen.
Gemeinsam mit SES-Imagotag, einem Anbieter für elektronische Preisschilder, hat Allgeier ES schon 2019 ein Omni-Channel-Szenario umgesetzt, das exakt die Anforderungen erfüllt, die sich aktuell für viele Einzelhändler ergeben.
Durch die Verbindung zwischen Front-End und SAP-Back-End gestaltet man den Kommissionierungsprozess effizienter und entlastet damit die Mitarbeiter: Bestellen Kunden Waren im Webshop eines Einzelhändlers, löst das automatisch Aktionen am stationären POS aus. Den Mitarbeitern in der Filiale bzw. im Lager wird mit unterschiedlich farbigen Lichtern angezeigt, welche Produkte in den Warenkorb eines Kunden gehören (Pick-by-Light), was das Zusammenstellen erheblich beschleunigt. Zudem ist ein Prozess für das Kundenbeschwerdemanagement eng integriert.
Omni-Channel
Natürlich wissen wir nicht, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Wir sind aber absolut überzeugt davon, dass es in Sachen Omni-Channel-Verkauf kein Zurück mehr gibt. Die allermeisten Menschen erfahren gerade noch einmal eindrucksvoll, worin der Charme der Remote-Fähigkeit besteht. Und diejenigen, die dem Einkauf im Internet eher skeptisch begegnet sind, werden nun zumindest die Nützlichkeit erkannt haben.
„Online only“ wird sich aber in absehbarer Zeit aus mehreren Gründen dennoch nicht durchsetzen. Stattdessen wird es immer mehr hybride Formen geben, die die Vorteile von analogen und digitalen Touchpoints kombinieren. Wir sind optimistisch, dass Handelsunternehmen aller Größen die gegenwärtige Entwicklung als Motivation verstehen, neue Wege zu gehen. Wer dabei die Pflicht erfüllt und sich frühzeitig um die Integration kümmert, der überzeugt seine Kunden zur richtigen Zeit mit der Kür – ob das nun ein smarter Kühlschrank ist oder vielleicht ein sprachgesteuerter digitaler Shopping-Assistent.