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Die IT der zwei Geschwindigkeiten

Neue Technologien und hohes Innovationstempo versus stabile Anwendungen und wartungsarmer Betrieb – wie lässt sich dieser Antagonismus auflösen? Wie lässt sich der flexible Arbeitsmodus der Zukunft gewinnbringend etablieren? Die „IT der zwei Geschwindigkeiten“ bietet einen erfolgversprechenden Ansatz.
Karsten Kötter, cbs
13. April 2017
Die IT der zwei Geschwindigkeiten
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Die Marktforschungsfirma Gartner sagt voraus: Schon in wenigen Monaten sollen drei von vier Unternehmen eine profunde Reife in Sachen bimodaler IT erreichen.

Dabei geht es um eine Zweiteilung: Der eine Bereich hält die Systeme am Laufen, der andere treibt die Innovationen voran. Diese IT der zwei Geschwindigkeiten kann man technisch mit einer hybriden Systemlandschaft umsetzen: Das On-Premise-Kernsystem wird um eine Cloud-Plattform erweitert.

Für das Kernsystem ist Stabilität und ein möglichst wartungsarmer Betrieb das Ziel. Die Cloud-Plattform hingegen fokussiert sich auf neue Technologien und zielt auf schnelle, innovative Apps.

Aus organisatorischer Sicht erfordert die IT der zwei Geschwindigkeiten unterschiedliche Projektmethoden für Kern und Schale, um eine erfolgreiche Umsetzung in diesem Spannungsfeld zu gewährleisten.

Das On-Premise-SAP-Kernsystem soll die Stabilität der Kernprozesse des Unternehmens gewährleisten. Mit diesen Prozessen verdient das Unternehmen momentan Geld, diese Prozesse sind geschäftskritisch.

Das Stabilitätsziel ist dabei sowohl für ein altes SAP-ERP-System als auch für ein neues S/4-Hana-System die Maßgabe.

Bei einem neuen S/4-Hana-System sollten Unternehmen die Chance für ein sehr standardnahes SAP-System nutzen und alte Eigenentwicklungen konsequent durch eine Rückführung in den SAP-Standard eliminieren. Im Ergebnis führt dies zu einem System, bei dem sich schnell und ohne großen Aufwand ein Upgrade durchführen lässt.

Hohe Flexibilität durch die Cloud-Plattform

Den stabilen Kern erweitert und „schützt“ die Cloud-Plattform als innovative Schale. Innovationen können in die Bereiche „Extend your reach, extend your scope, extend your business“ eingeteilt werden.

Dabei ist entweder die Außenwelt der Treiber oder Unternehmen möchten sich durch Innovation stärker zur Außenwelt öffnen. Stichworte und grobe Szenarien hierzu sind:

Internet of Things und Industrie 4.0 sowie B2C- und B2B-Integration. Bei diesen Szenarien stehen Unternehmen vor neuen Herausforderungen und Risiken:

24×7-Verfügbarkeit, weltweiter Zugriff aus der Außenwelt, schwer zu prognostizierende Systemlasten, Einhaltung von IT-Standards und Vermeidung von proprietären Technologien.

Für diese vielschichtigen und komplexen Herausforderungen bietet sich eine Cloud-Plattform geradezu an. Dabei lassen sich Ressourcen und weitere Services nach Bedarf kurzfristig hinzubuchen.

Insbesondere die SAP Cloud Platform (ehemals Hana Cloud Platform oder HCP) bietet aber aufgrund der strategischen Ausrichtung auch langfristige Vorteile. SAP setzt mit der Umsetzung von Cloud Foundry und Hana XS Advanced auf der Cloud-Plattform und in On-Premise Hana 2 auf das Prinzip „Develop once, run every­where“.

Das Deployment einer App ist künftig Cloud-/On-Premise-unabhängig, der Umzug einer App von On-Premise in die Wolke und umgekehrt ist problemlos möglich. Dies vermeidet strategische IT-Sackgassen und schafft Investitionssicherheit.

Es soll für Unternehmen die Schwelle auf dem Weg zu eigenen Apps auf der Cloud-Plattform senken. Dieses bimodale Prinzip von Cloud und On-­Premise zieht sich durch die Zielarchitektur von SAP für die zukünftige Systemlandschaft mit S/4 Hana und SAP CP als strategisches Architekturparadigma.

Cloud Foundry und XS Advanced sind mit Hana 2 schon On-Premise verfügbar, die Cloud-Plattform wird es ab Mitte 2017 ebenso sein.

Die neue Meta-Plattform

Cloud Foundry führt zudem zu einer weiteren Flexibilisierung: Zum ersten Mal in der SAP-Welt wird das Prinzip BYOL („Bring your own language“) Realität. Unternehmen können dadurch mit der Entwicklungssprache ihrer Wahl arbeiten: Javascript, C, Java oder Phython – je nach Anforderungen und vorhandenen Ressourcen. Die Cloud-Plattform wird damit zur Meta-Plattform.

Die Integration der beiden Welten und technische Entkopplung erfolgt über einen REST-basierten Ansatz und ein SAP-Gate­way. Als Technologie ist SAPUI5 mit dem Fiori-Design-Prinzip das Mittel der Wahl.

Hierdurch lassen sich zeitgemäße Benutzeroberflächen entwickeln, die nichts mehr mit klassischen SAP-Ober­flächen gemein haben und auch Laien eine effiziente Benutzung erlauben.

Weiterer Vorteil: Große Teile der Software werden von SAP als Open Source bereitgestellt.

Apps auf der Cloud-Plattform lassen sich in vier Gruppen einteilen: On-Premise Extensions erweitern Backend-Systeme und Prozesse um neue Funktionalitäten. Stand-alone-Apps werden nicht in ein Backend-System integriert.

Cloud Extensions erweitern Anwendungen im Sinne von Software as a Service um neue Funktionalitäten. Und Mobile Apps sind primär für eine mobile Anwendung gedacht.

Offensichtlich profitiert die App-Gruppe der On-Premise-Extensions am stärksten von dieser Cloud-/On-Premise-unabhängigen Zielarchitektur. Dieser Bereich bietet auch die spannendsten Szenarien für Unternehmen.

Cbs Management 1704

Abgestimmte Projektmethodik

Wer diese neuen Möglichkeiten nutzen will, benötigt eine darauf abgestimmte Projektmethodik. Um die IT der zwei Geschwindigkeiten erfolgreich zu eta­blieren, haben sich folgende Vorgehensmodelle in cbs-Kundenprojekten bewährt:

Bei existierenden stabilen On-Premise-­Systemen mit kundenspezifischen Kernprozessen geht man häufig nach traditioneller Best-Practice-Methodik vor.

Der Fachbereich gibt detaillierte und spe­zifizierte Anforderungen an die IT-Abteilung, und die IT liefert entsprechende Lösungen (technisches Konzept und Implementierung). Oberstes Ziel: die Planbarkeit der Umsetzung und die Stabilität der Lösung.

In der innovativen Schale (SAP Cloud Platform) haben sich neue Herangehensweisen und Rollenverteilungen etabliert, es entsteht sozusagen ein zweiter, ganz neuer IT-Arbeitsmodus.

Start-up-Mentalität beschleunigt Entwicklung

Die IT und der Fachbereich arbeiten gleichberechtigt an Innovationen, da die IT die neuen technologischen Möglichkeiten besser kennt und diese dem Fachbereich erst einmal darstellen muss. Hierbei hat sich der Start-up-Ansatz innerhalb der Unternehmen bewährt.

Dabei ist das „Branding“ dieses neuen Ansatzes nicht zu unterschätzen. Es ist wichtig, das neue Vorgehen auch unternehmensintern für alle sichtbar zu machen und die strategische Bedeutung zu unterstreichen.

Der Start-up-Ansatz hat methodische Kernaspekte: Die Konzept- und Implementierungsphase sind nicht mehr getrennt, sondern gehen fließend ineinander über.

Das Zauberwort lautet: Agile Entwicklung. Dabei werden kleine und schnelle Iterationsschritte angestrebt, die nach und nach zu einer real einsetzbaren Lösung führen. Die IT-Abteilung wird damit zum „Königsmacher“ für die Eta­blierung neuer Geschäftsprozesse.

Die agilen Methoden führen allerdings zu neuen fachlichen Herausforderungen an die Teammitglieder. Der Fachbereich muss sich auf neue Lösungsmöglichkeiten einlassen, die IT muss neue Themen rund um die SAP Cloud Platform fachlich beherrschen.

Diese Plattform setzt dabei weniger auf proprietäre Technologien wie ein klassisches SAP-System, sondern mehr auf IT-Industriestandards. Zudem besteht durch die Isolation in der Cloud-Plattform keine „Destabilisierungsgefahr“ für das On-Premise-Backend-System.

Beide Aspekte ermöglichen neue Optionen für die Projektbesetzung: Bisher SAP-fremde Entwickler können einfacher ins Projekt einsteigen. Dabei bringen diese oft einen frischen Wind in die SAP-Abteilung. Aufgrund der Neuerungen ist auch das Mitwirken von externen Cloud-Plattform-Experten zu empfehlen.

Idealerweise wird dieser Ansatz erst in kleineren Projekten erprobt und im Unternehmen etabliert und kann damit zu einem schnellen und sichtbaren Erfolg gebracht werden.

Die Wahl der Projektmethodik, die Nutzung der SAP Cloud Platform sowie die konkrete Wahl der Technologien gilt es stets unternehmensindividuell anhand der konkreten Situation abzuleiten.

Erfahrene Berater wie cbs Corporate Business Solutions bieten hierzu effiziente Methoden. Sie sind in der Lage, Managementberatung zur Bebauungsplanung und Systemarchitektur mit Technologie-Services zu kombinieren.

Next Practice und Best Practice

Das Fazit aus erfolgreichen Kundenprojekten: Aus dem On-Premise-Backend bewährte Projektmethoden (Best Practice) spielen auf der Cloud-Plattform keine Rolle mehr. An deren Stelle tritt das Prinzip „Next Practise“, das Unschärfe und Unwägbarkeiten zu Projektbeginn bewusst in Kauf nimmt.

Der Lohn für diesen Schnitt sind Applikationen, die in kurzer Zeit einsetzbar und wirklich innovativ sind. Dabei geht es nie um ein Entweder-oder der beiden Arbeitsmodi, sondern immer um ein Sowohl-als-auch.

In der Cloud wird die agile Innovation getrieben, die Backend-Prozesse bilden den stabilen Kern. Nur die Kombination aus beidem führt zu einer erfolgreichen Differenzierung im Markt.

Die erforderlichen Schritte im Unternehmen, um die beiden IT-Arbeitsmodi zu etablieren, sind damit essenziell und unausweichlich.

Die cbs hat mit diesem Modell der IT der zwei Geschwindigkeiten bereits schnelle und innovative Projekte erfolgreich durchgeführt. Das Spannungsfeld aus Stabilität und schneller Innovation wurde dabei erfolgreich aufgelöst.

https://e3mag.com/partners/cbs-corporate-business-solutions/

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Karsten Kötter, cbs

Dr. Karsten Kötter ist Senior Solution Architect bei CBS.


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Veranstaltungsdatum

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Tickets

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