Die bescheidene SAP
Letztendlich passt wieder alles gut zusammen: SAP erhöht die Cloud-Subskription und Pflegegebühr um 3,3 Prozent und mit dieser Ansage stellt sich nicht SAP-Chef Christian Klein den DSAG-Mitgliedern auf dem Jahreskongress in Leipzig, sondern schickt Vorstandsmitglied Thomas Saueressig in die Höhle des Löwen.
SAP teilt ihren Erfolg mit der SAP-Community, aber man tut es nach den eigenen Regeln – SAP teilt gerecht und jeder bekommt ein Stück vom Kuchen, siehe Illustration mit Ex-SAP-Chef Professor Henning Kagermann. Christian Klein muss es vielen Gruppen immer wieder recht machen: Aktionären, Partnern, Bestandskunden, Mitarbeitern, Analysten und Journalisten. Der Aktienkurs soll steigen, aber die Preise für Cloud, On-prem-Lizenzen und Pflege sinken. Es bleibt eine Quadratur des Kreises.
Es gibt eine Exitstrategie, von der bei SAP niemand etwas hören will: mehr Bescheidenheit, mehr Offenheit, mehr Transparenz, mehr Partnerschaft und mehr Kommunikation. Würde sich SAP bescheidener geben, dann sollte die ECC-Pflegegebühr sinken. ECC ist ein Auslaufmodell. ECC wird kaum mehr weiterentwickelt, der Support ist standardisiert und weitgehend automatisiert. Mit modernen IT-Werkzeugen sollten die Herausforderungen mit der Hälfte des Aufwands im Vergleich zu vor fünf Jahren erfolgen – was bedeuten könnte, dass die Pflegegebühr nicht um 3,3 Prozent steigt, sondern sich pro Jahr um fünf Prozent verringert, oder?
Es ist beschönigend, mildernd oder verschleiernd, wenn in der Überschrift steht: die bescheidene SAP. Auch ist SAP weder offen noch transparent noch kommunikativ: Das neue Format der Hausmesse Sapphire mit „Invitation-only“ ist eine Kapitulation vor diesem Zeitalter. Die Deutsche Telekom verwandelt ganz Köln in ein Festivalgelände, um die Zukunft zu präsentieren. Sie organisiert offene Podiumsdiskussionen und Straßenfeste, während sich SAP versteckt und einigelt, aber von Cloud und Open Source philosophiert.
SAP braucht nicht nur einen Nachfolger für Hana und S/4, sondern auch ein neues „Storytelling“ für Aktionäre und Bestandskunden. Bei den betriebswirtschaftlichen, organisatorischen, lizenzrechtlichen und technischen Roadmaps ist SAP-Chef Christian Klein sehr bescheiden – hier im wahrsten Sinn des Wortes: Was plant SAP für jenseits von 2025 und 2030? Bis 2040 wird es einen Support für das nicht mehr zeitgemäße S/4 geben – der Rest ist Sendepause. SAP beansprucht viel (siehe Illustration) und gibt nur wenig. Die allermeisten SAP-Aussagen gehören demnach in den Bereich des Euphemismus – eine Beschönigung, ein Hehlwort, Hüllwort oder Verbrämung. Es ist ein sprachlicher Ausdruck, der eine Person, eine Personengruppe, einen Gegenstand oder einen Sachverhalt beschönigend, mildernd oder in verschleiernder Absicht benennt. Wie spricht die SAP-Community auf dem DSAG-Jahreskongress in Leipzig über SAP?