Der App Store von SAP: Ein Selbstversuch
Die Idee, einen Marktplatz für Nutzer und Entwickler von SAP-Technologien zu schaffen, ist ebenso naheliegend wie bestechend: Die mehr als 400.000 Kunden des Walldorfer Softwareriesen benötigen für den laufenden Betrieb und die Erweiterung ihrer Systeme Unterstützung – und häufig spezifische Lösungen.
Dazu stehen ihnen weltweit etwa 21.000 Partner zur Seite, die Produkte und Erweiterungen für die SAP Cloud Platform, S/4 Hana, das Portfolio SAP Customer Experience, für SuccessFactors-Lösungen oder andere SAP-Technologien entwickelt haben.
SAP-Bestandskunden können im App Center also viele Best-Practice-Solutions, Konnektoren, aber auch sehr spezialisierte Lösungen finden und diese auch gleich direkt erwerben.
Und die neue, innovative Vertriebsmöglichkeit lässt auch SAP-Partner wie uns frohlocken! Die 25 Best-Practice-Tools unseres Unternehmens – kurz Snapware genannt – werden von SAP-Bestandskunden schon seit vielen Jahren begeistert angenommen, nicht zuletzt, weil sie einfach und durch den Kunden selbst implementierbar sind.
Mit dem SAP App Center stellt sich mir als Vertriebsverantwortlichem klarerweise die Frage: Warum nicht auch den Verkaufsprozess „vereinfachen“? Der Umsatzsplit zwischen SAP und Snap ist ein fairer Deal und in kontemplativen Momenten der bereits jetzt einsetzenden Vorfreude vermeine ich bereits ein nicht enden wollendes „Pling-Pling“ automatischer Auftragseingänge aus dem weltweiten Pool möglicher Kunden zu vernehmen.
Also frisch ans Werk! Zu klären ist, welche Best-Practice-Software am besten geeignet ist und was es braucht, um ins SAP App Center zu kommen. Eine grundsätzliche Voraussetzung ist jedenfalls der Erwerb einer SAP-Build-Partnerschaft, die mir meine IP sichert.
Dann die Frage nach dem Testballon: Mit UID-Check, Registrierkasse, X-Rechnung, Fiori Issue Reporter, Zahlungsterminalanbindung, Instandhaltung und 19 weiteren Apps habe ich eine große Auswahl.
Meine Entscheidung fällt auf den Abap-basierten UID-Check. Als Hilfestellung bietet SAP den Application- Readiness-Check (ARC). Nach den 60 geforderten Antworten stelle ich fest: Für den heiß begehrten Platz im SAP App Center ist (wegen des Abap-Anteils) eine Zertifizierung notwendig.
Mithilfe unseres engagierten SAP-Partnerbetreuers lassen sich folgende Entscheidungsparameter ermitteln: SAP-Namensraumreservierung (kostenlos), Zertifizierung und Paketierung mit dem SAP AAK, einer Art Prüfkit (10.000 Euro).
Durch die Paketierung erfolgt ein Redesign der aktuellen Snapware-Version des UID-Checks – und damit sind wir 100 Prozent SAP-kompatibel. Überschlagsrechnung: Bei einem Snapware-Produktpreis von rund 6000 Euro muss ich das ziemlich oft verkaufen, um hier positiv zu werden – etwas teuer für einen „Erstversuch“.
Von den Kosten her deutlich attraktiver gestaltet sich da die Aufnahme einer reinen Fiori-App – diese ist fast kostenlos. Doch leider leben wir – und unsere Produkte – nach wie vor in einer Abap-On-premises-dominierten SAP-Welt.
Mit dem Snapware Issue Reporter, einer in das SAP Fiori Launchpad integrierten Fiori-Lösung zur einfachen Meldungsaufgabe (z. B. Atlassian Jira), gehen wir in eine neue Runde.
Der Readiness-Check ist diesmal deutlich schneller erledigt und schon nach wenigen Tagen ist das Okay von SAP da – unsere Applikation ist würdig, aufgenommen zu werden. Nächster Schritt: die „Lobpreisung“ der App im Store.
Die englischsprachigen Notwendigkeiten (Texte, Preismodelle, Videos, Hardcopies) sind rasch zum Review an SAP übermittelt. Der Puls beschleunigt noch einmal, als die Freigabe von SAP kommt.
Die Wetten im Haus sind platziert. Wer hat die Verkäufe richtig geschätzt? Höre ich schon ein anschwellendes „Pling-Pling“ oder narrt mich mein Gehör? Ist das SAP App Center die erhoffte innovative Vertriebsmöglichkeit? Wir werden sehen – über die Ergebnisse unseres Experiments informieren wir Sie in Kürze!