DDMRP und DDSCM – Revolution nach 60 Jahren
Demand-driven Supply Chain Management (DDSCM) und dessen Herzstück Demand-driven Material Requirements Planning (DDMRP) gelten als Revolution und Paradigmenwechsel im Supply Chain Management.
Dass es sich hierbei um einen ernst zu nehmenden Trend mit großem Zukunftspotenzial handelt, zeigt die Tatsache, dass SAP zunehmend DDMRP-Funktionalitäten in ihren Produkten zur Verfügung stellt.
Für viele SAP-Anwender ist das Thema noch neu. Was verbirgt sich konkret hinter dem Zauberwort „Demand- driven“?
Demand-driven versus Demand-driven
Demand-driven, also an der Nachfrage orientiert, ist das Supply Chain Management eigentlich schon immer. Was ist also neu?
Traditionelle Supply-Chain-Planungsansätze nutzen Prognosen des zukünftigen Kundenbedarfs, um Lieferanten und Fabriken vorzugeben, was wann und wie geliefert, produziert und bewegt werden soll. Das funktioniert nur dann gut, wenn die Bedarfsprognosen sehr exakt die tatsächlichen Kundenbedarfe treffen.
Angesichts der heutigen Komplexität und Volatilität der Kundenmärkte, einer stetig steigenden Anzahl an Verkaufsprodukten und immer kürzerer Produktlebenszyklen sind genaue Bedarfsprognosen jedoch schlicht nicht mehr möglich.
In der Tat liegen die Vorhersagen für die meisten Produkte um über 40 Prozent daneben – entweder zu hoch oder zu niedrig. Die Konsequenz: Die falschen Mengen werden beschafft, produziert und an die falschen Orte zum falschen Zeitpunkt geschickt.
Dadurch sind die Lagerbestände entweder zu hoch oder zu niedrig, Produktionskapazitäten schlecht ausgenutzt oder überausgelastet und Lieferversprechen gegenüber dem Kunden können nicht eingehalten werden.
Der Kern des Problems ist, dass die heutigen Supply Chains mit Methoden gesteuert werden, die noch aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammen – eine Zeit, in der Supply Chains komplett anders und deutlich einfacher aussahen.
Moderne Anforderungen – Traditionelle Methoden
Die Materialbedarfsplanung (Material Requirements Planning = MRP) ist das meistverbreitete Planungsverfahren in sämtlichen Industrien. Heute unterliegt jedes ERP- und SCM/APS-System der mehr als ein halbes Jahrhundert alten MRP-Verarbeitungslogik.
In der Konsequenz verketten wir auch heute noch die End-to-End Supply Chains über alle Dispositionsknoten mit einem „Zero-Netting“ von Nachfrage und Versorgung und verlängern damit unbewusst, aber unweigerlich die Gesamt-Produktwiederbeschaffungszeiten (Lead Times).
Trifft nun die zunehmende Nachfragevariabilität als Input auf eine mehrstufige und mit einer „Zero-Netting-Logik“ verbundene Planungskette, verstärkt sich die Variabilität von Dispositionsstufe zu Dispositionsstufe.
Wir begegnen diesem Effekt –fast instinktiv – mit noch größeren Bestands-, Zeit- und Kapazitätspuffern, anstatt an der Ursache des Problems anzusetzen – der aktiven Reduktion und dem Management der Variabilität in der Supply-Chain-Planung.
Variabilität und Volatilität
Das Demand-driven-SCM-Konzept geht als Erstes auf die „Ursache“ der Probleme in der Supply Chain ein – nämlich die Art und Weise, wie wir die Variabilität und Volatilität in den ERP/APS-Systemen verarbeiten und weiterreichen.
Demand-driven SCM mit seinem Herzstück, dem Demand-driven MRP, ist ein neuer, innovativer Ansatz, um die Variabilität in den heutigen digitalen Supply Chains besser zu meistern.
Das Demand-driven MRP nutzt strategische Entkopplungspunkte, mit deren Hilfe entlang der gesamten Supply Chain optimale Bestandspuffer gesetzt werden. Diese wirken als „Stoßdämpfer“, um die Volatilität auf der jeweiligen Distributions- oder Fertigungsstufe zu minimieren.
DDMRP stellt sicher, dass nur produziert wird, was auch tatsächlich nachgefragt bzw. verkauft wird – im Gegensatz zum traditionellen Ansatz, bei dem Unternehmen produzieren bzw. beschaffen, was mittels – fehlerhafter – Prognosen geplant wurde.
Verringert man die Variabilität in der Supply Chain, werden auch die hiervon abhängigen Kennzahlen automatisch positiv beeinflusst.
Die für Unternehmen de facto realisierbaren Ergebnisse sind disruptiv: Reduktion der Bestände um bis zu 60 Prozent, um bis zu 85 Prozent kürzere Durchlaufzeiten, sinkende Produktionskosten durch „Beruhigung“ der Produktion (Leveling-Effekt) bei gleichzeitigem konstanten Erreichen des angestrebten Kundenservice-Levels.
Eine beruhigte End-to-End Supply Chain mit kleineren „Puffern“ begünstigt den Produktdurchfluss (Flow) und resultiert konsequenterweise in einem besseren Return on Investment in der Wertschöpfungskette.
Thoughtware und Software
Die brillantesten Konzepte sind allerdings nutzlos, wenn sie sich nicht umsetzen lassen, sprich: zu der „Thoughtware“ wird auch die entsprechende Software benötigt.
Der auf digitales Value Chain Management spezialisierte SAP-Partner Camelot hat bereits früh begonnen, sich mit der Umsetzung von Demand-driven- Konzepten in SAP-Software zu beschäftigen, und hat mit der Demand-driven Lean Planning Suite bereits vor einigen Jahren eine SAP-basierte Software-Suite für das Demand-driven SCM entwickelt.
Gemeinsam mit SAP entwickelte Camelot die DDMRP-Erweiterungslösung für SAP Integrated Business Planning (IBP)– die erste Erweiterungslösung für SAP IBP überhaupt.
Damit zählt Camelot zu den weltweiten Pionieren in Sachen SAP-basierte DDSCM- Lösungen. Das Unternehmen verfügt heute auch offiziell über die größte Zahl an zertifizierten Beratern und Trainern für das Demand-driven Supply Chain Management.
In der SAP-Welt ist Demand-driven inzwischen angekommen. DDMRP-Funktionalitäten sind aktuell in S/4, SAP IBP, SAP SCM und SAP ECC verfügbar.
Für Unternehmen gibt es heute also keinen Grund mehr, sich nicht auf die Demand-driven-Reise zu begeben – und damit aus ihrer Supply Chain einen echten Wettbewerbsvorteil zu machen.