Buchtipps – Selbstvermessung
Wearables
Was für den Spitzensport seit vielen Jahren gut ist, kann heute für Otto Breitensportler nicht schlecht sein und möglicherweise hilft es auch Karin Couchpotato, aktiv zu werden: die permanente Selbstvermessung und die Weiterverarbeitung von physiologischen und anderen persönlichen Daten durch IT-gestützte Systeme. Als vor zehn Jahren die beiden US-Amerikaner Gary Wolf und Kevin Kelly die Quantified-Self-Bewegung begründeten, wurden sie zunächst ignoriert, dann als Nerds belächelt. Heute ist die digitale Selbstvermessung ein Massenphänomen geworden. Und man muss kein zwanghafter Hypochonder sein, um anzuerkennen, dass Big-Data-Aufzeichnungen einen wichtigen Beitrag bei der Medikamentierung chronisch Kranker leisten können. Wie bei anderen Segnungen der modernen Massendatenverarbeitung müssen auch hier kritische Fragen zum Datenschutz gestellt und beantwortet werden.
» Ich bin körperlich und physisch topfit. « -Thomas Häßle
Quelle: E-3 Magazin – Heft Februar 2017

Besser leben mit Hightech!
Quantified Self wird Mainstream: Nach dem Smartphone rollt mit den sogenannten „Wearables“ die nächste große Technologiewelle auf uns zu. Die ersten Vertreter dieser neuen Gerätegattung kommen als Smartwatch oder Fitnessarmband in unser Leben und bringen ein zentrales Versprechen mit: Durch die Vermessung des eigenen Lebens kann jeder von uns zum besseren Menschen werden. Fitter, konzentrierter und erfolgreicher durch den Einsatz von Technik? Tatsächlich kann die laufende Rückmeldung der eigenen (In-)Aktivität oder der Vergleich mit anderen Nutzern helfen, den inneren Schweinehund zu besiegen.

Lifelogging
Die digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung von Menschen ist ein gesellschaftlich relevantes Thema geworden. Das Spektrum reicht vom Sleep- und Mood-, Sex- und Work- bis hin zu Thing- und Deathlogging. Doch wie lebt es sich in der Gesellschaft von Daten? Ist der vermessene Mensch automatisch auch der verbesserte Mensch? Und wenn ja, welchen Preis zahlt er dafür? Entstehen durch Lifelogging neue Wirklichkeitskategorien oder ein neues Ordnungsprinzip des Sozialen?

Leben nach Zahlen
Was ändert sich, wenn Selbsterkenntnis zum digitalen Produkt wird? Ob Kalorien, Schritte, Blut- oder Stimmungswerte: Am Körper getragene mobile Geräte messen, überwachen und coachen alltägliches Verhalten und körperliche Leistungen. Die technisch vermittelte Erforschung, Steuerung und Optimierung des Selbst. Self-Tracking etabliert nicht nur neue Verhältnisse von Körper, Technik und Wissen, sondern verwischt gleichermaßen die Grenze zwischen Selbst- und Fremdführung.

Descartes‘ Traum
René Descartes steuerte im 17. Jahrhundert die Welt auf einen Rationalisierungskurs, dessen Stationen bald seine kühnsten Träume übersteigen sollten. Philip J. Davis und Reuben Hersh fahren diese Route erneut ab und stellen wichtige Fragen: Wie beeinflusst die Computerisierung der Welt die materiellen und intellektuellen Bausteine unserer Zivilisation? Wie verändert der Computer unsere Vorstellungen von der Realität, vom Wissen und von der Zeit? Hat er unser Leben tatsächlich erleichtert?

Kultur der Digitalität
Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität sind Formen der Kultur der Digitalität, an der sich immer mehr Menschen beteiligen (müssen). Sie reagieren so auf die Herausforderungen einer chaotischen, überbordenden Informationssphäre und tragen zu deren weiterer Ausbreitung bei. Dies bringt alte kulturelle Ordnungen zum Einsturz und neue sind bereits deutlich auszumachen. Felix Stalder beleuchtet die historischen Wurzeln und die Konsequenzen dieser Entwicklung.