BTP-Diskurs


Legacy IT arbeitet oft mit Tausenden Schnittstellen. Damit waren die Themen Security, Datenmanagement, Gen AI, ERP-Modifikationen und Programmierung kaum zu orchestrieren. Die Antwort der IT-Industrie sind Plattformen, die in konsolidierter, effizienter und eben auch genormter Form die klassischen Middleware-Aufgaben lösen sollen. Ein universelles IT-Werkzeug in der SAP-Community ist die Programmiersprache Abap. In der Vergangenheit wurden damit zahlreiche Anpassungen in R/3 und ECC 6.0 programmiert, was oft zu einer unüberblickbaren Individualisierung führte. Die Antwort von SAP: Steampunk, BTP und Clean Core.
Abap für das Cloud-Zeitalter
Steampunk ist die Adaption der Programmiersprache Abap für das Cloud-Zeitalter. Mit neuen Konzepten und Befehlen ist es eine wichtige Evolution für die SAP-Bestandskunden. Die zukünftigen ERP-Modifikationen und Add-ons sollen ihre Heimatbasis auf der BTP finden. Damit gehören Steampunk (Embedded Abap) sowie CAP (Cloud Application Programming) und RAP (RESTful Application Programming) zu dem Cloud-Konzept der BTP. Eine Struktur bekommen die notwendigen ERP-Modifikationen und -Erweiterungen durch das Clean-Core-Konzept von SAP, das ein Framework definiert, um Add-ons und Modifikationen releasefähig zu machen.
Steampunk?
Der Begriff Steampunk steht für Transparenz, Agilität und Zukunft. Typische Bilder aus diesem Genre zeigen Zahnräder, Lupen, Dampfkessel, mechanische Maschinen, so, wie sie sind – hier wird nicht versteckt, verborgen, verheimlicht! Vielfach verbirgt sich SAP-Technik hinter Buzzwords, Lizenzen und Clouds. Wir erhellen und lichten die Abap-, BTP- und Clean-Core-Szene. Die Clean-Core-Strategie zielt darauf ab, die Integrität und Stabilität des S/4-Kerns zu bewahren, indem kundenspezifische Anpassungen und Erweiterungen auf ein notwendiges Minimum reduziert werden. Der Clean-Core-Ansatz gibt klare Regeln für zukünftige Erweiterungen des S/4-Hana-Systems vor. Hiervon sind Z-Entwicklungen der Kunden genauso wie Add-ons von SAP-Partnern betroffen. Darüber wird unter anderem Björn Dunkel vom SAP-Partner ifm in Heidelberg auf dem Summit der SAP-Community berichten.
Neue ERP-Architekturen beruhen auf einem Plattformgedanken, der Best-of-Breed in eine zusammengesetzte ERP-Architektur überführt (Composable ERP). Das führende System könnte in Zukunft keine Applikation mehr sein, wie R/3, ERP/ECC 6.0 oder S/4, sondern eine agile und vernetzte Plattform.
Noch gibt es keinen klaren Marktführer im IT-Plattformmarkt: Anwender gehen mit Angeboten pragmatisch um und verwenden auch mehrere Plattformen. Das E3-Magazin berichtete in der Dezember-2024-Ausgabe auf Seite 16 von einem SAP-Bestandskunden aus dem arabischen Raum, der für die ERP-Kernaufgabe SAP BTP und für die gesamte IT eine Plattform von Boomi einsetzt. Auf dem kommenden Steampunk und BTP Summit wird Boomi die Orchestrierung von BTP und Boomi präsentieren.
Der Paradigmenwechsel zu einer IT-Plattform-Economy mit einem Composable ERP ist noch nicht erfolgt. Christian Knell vom SAP-Partner Snap Consulting wird in seinem BTP-Vortrag in Heidelberg die Möglichkeiten zukünftiger Modifikationen in einem S/4-Composable-ERP erklären. Die BTP bietet die Möglichkeit zur Individualisierung von SAP-Systemen. Der ERP-Kern bleibt dabei standardisiert und sauber. Aber BTP ist eine komplexe Plattform, die ein tiefes Verständnis für ihre Funktionalitäten erfordert. Es gibt noch viele Fragen zum Billing-System, der technischen Basis und zu verwendenden Programmiersprachen.