AI Act versus AI Action
Die Europäische Union ringt um eine Regulierung der künstlichen Intelligenz. Nach der überraschenden Wende in den Trilog-Verhandlungen zwischen den drei europäischen Institutionen Rat, Parlament und Kommission ist deren Ausgang wieder offen. Eines ist für Jörg Hesselink, Gründer und CEO DC Smarter, essenziell: Europa braucht weiterhin Handlungsspielraum für Innovation. Nur so gelingt es, mit globalen Entwicklungen Schritt zu halten.
Auf einer Reise nach Singapur hat Hesselink erfahren, warum die Bedingungen für Start-ups in Südostasien besonders innovationsfreundlich sind. Die erste Bedingung ist, dass effiziente digitale Prozesse in Asien weit fortgeschritten sind. Der hohe Grad der Digitalisierung ist in Singapur überall spürbar. „Ein riesiger LED-Wasserfall, gigantische LED-Screens und ein komplett digitaler Einreiseprozess – schon die Ankunft am Flughafen in Singapur fühlt sich an wie eine Reise in die Zukunft. Als ich dann beim ersten Restaurantbesuch von einem Roboter überholt wurde, der gerade das Geschirr zum Spülen brachte, war klar, hier wird Innovation gelebt“, erklärt Jörg Hesselink.
Die zweite Bedingung ist hohe Investitionsbereitschaft in zukunftsorientierte Technologien. „Innovation zählt in Singapur zum höchsten Gut. Hier entstehen nicht nur Visionen, hier werden sie umgesetzt“, berichtet Hesselink von seinen Erfahrungen. „Innovative Technologien werden hier strategisch zusammengeführt. Unter anderem wird hier in großem Stil das Konzept des digitalen Zwillings genutzt“, sagt Hesselink. „Über ein umfassendes Sensornetzwerk und die Open Digital Platform werden anonymisierte Daten gesammelt und in dem eigenen, stadtteilbezogenen digitalen Zwilling verarbeitet. Diese breite Nutzung der Technologie bestärkt die Investoren und beflügelt Start-ups.“
Wir [müssen] weiter in Europa evangelisieren, um den Anschluss an globale Entwicklungen nicht zu verlieren. Wir brauchen Visionen und den Mut, sie umzusetzen.
Jörg Hesselink,
Gründer und CEO,
DC Smarter
Die dritte und letzte Bedingung ist, dass künstliche Intelligenz ein zentrales Thema bei Entscheidern ist. Die gerade veröffentlichte Cisco-AI-Readiness-Studie unterstreicht den Stellenwert der künstlichen Intelligenz in Singapur. Schon 2019 stellte die Regierung des Landes eine nationale AI-Strategie vor, die aufzeigt, wie künstliche Intelligenz konsequent genutzt werden soll, um die Wirtschaft zu transformieren. In der aktuellen Studie sehen sich 13 Prozent der dort befragten Unternehmen als vollständig AI-ready. Im globalen Vergleich liegt Singapur dabei zwar leicht unter dem Durchschnitt von 14 Prozent, in Deutschland sehen sich jedoch nur 7 Prozent der Unternehmen in diesem Stadium angelangt.
Während in Europa, und insbesondere in Deutschland, bei neuen Technologien häufig die Risiken in den Vordergrund gestellt werden, lernte Hesselink die asiatischen Gesprächspartner als deutlich lösungsorientierter kennen. „Die Reise nach Singapur hat uns auf jeden Fall darin bestärkt, diesen Markt gemeinsam mit kompetenten Partnern zu erschließen. Sie zeigte auch, dass wir weiter in Europa evangelisieren müssen, um den Anschluss an globale Entwicklungen nicht zu verlieren. Wir brauchen Visionen und den Mut, sie umzusetzen.”