Agil, simpel, transparent
Lieferketten und Wirtschaftsbeziehungen wurden lange zunehmend komplexer, und spätestens seit Corona wurden damit zusammenhängende Schwachstellen und Probleme deutlich. Unternehmen müssen und wollen wieder agiler auf Probleme reagieren können, alternative Strategien evaluieren und Transparenz über ihre eigenen vier Wände hinweg schaffen. Darauf hat die SAP schon vor einigen Jahren reagiert und passt sich selbst und ihre Angebote an.
Nicht nur die technologische Reise in die Cloud ist eines der großen Neuerungsthemen, auch die damit einhergehenden schnelleren Innovationszyklen, nutzerfreundlichere Umgebungen und einfachere Einführung der Software zeigen große Unterschiede auf. Modular aufgebaute Software hilft, schneller in den dringendsten Bereichen systemische Unterstützung aufzubauen und über Zeit in andere Prozesse hineinzuwachsen. So eben auch im Bereich Supply-Chain-Planung.
Viele kennen noch oder arbeiten mit dem APO (Advanced Planner and Optimizer), einer durchaus sehr mächtigen Software, die Funktionalitäten von Absatzplanung über Bedarfsplanung bis hin zur Kapazitätsplanung bietet – in Transaktionen, die für Power-User durchaus sinnvoll und umfassend, aber für den Durchschnittsanwender etwas, nun ja, sagen wir sperrig sind.
Anmerkung: In einem früheren Artikel in der E-3 Ausgabe März hieß es, APO wäre voraussichtlich 2025 End of Life. Aktuell läuft die Mainstream Maintenance für EHP4 for SAP SCM 7.0 bis Ende 2027. Längst haben auch viele mit der neuen
Plattform der SAP für Supply-Chain-Planung, SAP Integrated Business Planning
oder kurz IBP, Bekanntschaft gemacht.
Die Cloud-native Planungslösung bietet verschiedene User Interfaces, die abhängig von Rolle und Autorisierung intuitiv und schlank ausgestaltet sein können oder tief in die Funktionalitäten, Konfiguration und Algorithmen absteigen. Vom Vertriebsmitarbeiter, der nur ab und zu die Bedarfe seiner Kunden eintragen möchte, bis zum Data Scientist, der mit Maching-Learning-Algorithmen arbeitet – eine Plattform für alle Beteiligten. Und das über alle Planungsschritte und -horizonte hinweg: von strategischer Sales- und Operations-Planung (S&OP) über taktische Absatzplanung (Demand Planning) und Bestandsoptimierung (Inventory Optimization) bis hin zu operativer Supply-Planung. Alles unterstützt durch smarte Warnmeldungen, Analysen und Dashboards, die zur Visibilität und Transparenz beitragen, sowie Simulationsmöglichkeiten, die den Planer so weit wie möglich unterstützen, Engpässe aufzeigen und zur zielgerichteten Problemlösung beitragen.
Und trotzdem gilt für die Plattform „mix and match“ – viele Unternehmen beginnen ihre IBP-Reise mit dem S&OP-Prozess oder fangen mit dem Demand Planning an, um ihre Prognosegüte zu verbessern. Einige sind APO-Nutzer und steigen daher erst mal in den neuen Bereichen ein. Allerdings ist die Plattform Backend-agnostisch; es wird weder der APO noch ein SAP-S/4-Hana-System noch ein SAP ECC benötigt, um die IBP zu nutzen.
Es gibt durchaus beispielsweise Unternehmen, die ERP-Systeme von Drittanbietern angebunden haben. Dadurch ist sie für SAP-Bestandskunden sowie SAP-Neulinge interessant. Als globale Planungsinstanz kann sie darüber hinaus mit mehreren beziehungsweise verschiedenen Quellsystemen angeschlossen werden. Und SAP möchte auch als Integrationsanbieter erfolgreich sein: Vorkonfigurierte Schnittstellen erleichtern und beschleunigen die Anbindung von vorhandenen Systemen, nicht nur zu APO, ECC und S/4, sondern auch Richtung BW oder Finanzintegration mit der SAC (SAP Analytics Cloud).
Prominentes und aktuellstes Beispiel: Das Thema Synchronized Planning, das Prozesse und Daten über Supply-Chain-Systeme hinweg harmonisiert, im ersten Schritt und lang erwartet mit dem S/4 Hana MP und S (Manufacturing Planning and Scheduling), der neuen Produktions- und Feinplanungslösung, wodurch Planungshorizonte und -systeme verschmelzen. Dies wird für den Endanwender durch eine weitere Neuerung, die Planner Workspaces ermöglicht, in denen sich der Nutzer seine eigenen Sichten auf Warnmeldungen, Daten und Planungsebenen bauen kann, in Zukunft auch über die IBP-Grenzen hinweg.
Die Flexibilität nach außen spiegelt sich auch innerhalb des Systems: obwohl eine
Cloud-Lösung, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Lösung an spezifische Anforderungen anzupassen, seien das eine komplexe und mehrstufige, globale Supply Chain oder die Größe des Unternehmens.
Nicht zuletzt eine Umstellung der Bepreisung hat dazu geführt, dass die IBP spätestens im vergangenen Jahr immer attraktiver auch für kleine und Mittelstandsunternehmen geworden ist. Und einfacher? Es gibt immer mehr Unterstützung, um schnell mit der Plattform zu starten: Die Best Practices (RDS, Rapid Deployment Solutions), die vorkonfigurierte Prozesse, Inhalte und sogar Integration liefern. Darüber hinaus gibt es auch immer mehr Beratungslösungen, die die Standardfunktionalitäten der Cloud-Lösung mit branchenspezifischen Erweiterungen abrunden.
Außerdem gibt es inzwischen eine immer größere und sehr aktive Community. Über Websessions von und mit Kunden, virtuelle Konferenzen und sogenannten Round Table treffen sich die Anwender und tauschen sich zu verschiedenen Themen aus, was die Unternehmen voneinander lernen lässt. Erst Ende
September gab es einen solchen Round Table für deutschsprachige Nutzer, bei dem über zwei Tage hinweg von der SAP-Entwicklungen Neuerungen und Pläne vorgestellt wurden und zwei Firmen ihre eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse mit IBP präsentiert haben.
Alt und sperrig war gestern – mit den Updatezyklen von vier neuen Releases pro Jahr und einer öffentlich zugänglichen, umfangreichen Roadmap für die jeweils kommenden zwei Jahre zeigt sich die SAP mit ihrem Cloud-Flagship IBP so, wie auch die Supply-Chain-Planung an sich sein sollte: transparent, innovativ und vor allem agil.