Cloud ERP: Mehr als nur eine Betriebsverlagerung
Auch hier bewegt sich einiges, und zwar auch im deutschsprachigen Raum. Sowohl traditionelle Softwarehäuser als auch Newcomer buhlen um Firmen, die moderne ERP-Software as a Service beziehen möchten.
Nach unserer Auffassung punkten diese Systeme beispielsweise bei kleinen und mittelständischen Firmen, die Einzellösungen oder veraltete ERP-Anwendungen ablösen möchten.
Reges Interesse an SaaS-Lösungen gibt es auch dort, wo größere Unternehmen neue Standorte oder Niederlassungen mit ERP-Software ausstatten wollen. Diese Firmen haben bereits mit Inhouse-ERP Erfahrungen gesammelt.
Die SaaS-Anwendungen, so die Hoffnung, sollen die Einführung abkürzen und das Management sowie den Lebenszyklus der Software vereinfachen. Zudem entscheiden sich Firmen für solche SaaS-ERP-Systeme, da sie erwarten, mit diesen modernen Anwendungssystemen den neuen Anforderungen zur Unterstützung von digitalen Geschäftsmodellen besser gerecht zu werden.
Denn diese modernen Softwareplattformen verfügen bereits über Features für Datenanalyse und künstliche Intelligenz. Viele bieten ferner Entwicklungs- und Integrationsumgebungen, um Erweiterungen zu schreiben sowie Drittlösungen einzubinden.
Ein weiterer Grund für die Popularität sind die zeitgemäßen Benutzeroberflächen – auch SAP-Kunden sind hier in der Vergangenheit nicht eben verwöhnt worden.
Wir erwarten, dass sich SaaS ERP schnell verbreiten wird, zumal die einschlägigen Lösungen ja nicht mehr nur aus den USA stammen. Auch die hiesige Softwareindustrie mischt in diesem Markt mit.
Doch der bevorstehende Siegeszug von SaaS ERP ist nur eine Tendenz im Segment Cloud ERP. Ein weiterer Trend betrifft die Verlagerung bestehender ERP-Umgebungen in ein Cloud-Rechenzentrum.
Die Rede ist hierbei nicht nur von der Private Cloud, also einer dedizierten Cloud-Umgebung für den jeweiligen Kunden, sondern der Public Cloud.
Wir stellen ein wachsendes Interesse von ERP-Nutzern fest, ihre Anwendungssysteme oder zumindest einen Teil davon in den Public-Cloud-Umgebungen von Firmen wie Amazon Web Services, Google, Microsoft (Azure) und anderen Cloud-Anbietern zu betreiben.
Dies gilt zum Beispiel auch für SAP-Kunden, die in verschiedenen Regionen der Welt präsent sind. Mittlerweile haben die Cloud-Betreiber ihre Services so ausgebaut, dass geschäftskritische SAP-Applikationen und nicht nur die entsprechenden Test- und Entwicklungssysteme auf ihren Plattformen betrieben werden können. Hinzu kommt die Verfügbarkeit dieser Cloud-Services auch aus lokalen Rechenzentren in Ländern und Regionen heraus.
Häufig geht es nicht darum, alle ERP-Lösungen in die Cloud zu migrieren. Vielmehr streben viele Unternehmen, mit denen wir sprechen, einen Hybrid-Ansatz an, sprich die Kombination der Inhouse-Rechenzentren mit externen Cloud-Services.
Was bringt nun diese Verlagerung des ERP-Betriebs in die Cloud? Oft ist die Rede von Kostenvorteilen. Die sollten Firmen jedoch nicht überschätzen. Zwar entfällt die Anschaffung von Hardware und deren Installation.
Auch entfällt der lokale Systembetrieb. Doch auch die Cloud-Services gibt es nicht zum Nulltarif. Wer nur wegen möglicher Einsparungen auf die Cloud als neue Betriebsumgebung der ERP-Lösungen setzt, könnte rasch enttäuscht werden.
Vorteile lassen sich durch den ERP-Betrieb in der Cloud in anderer Weise erzielen. Da wäre einmal die wesentlich höhere Flexibilität bei der Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur zu nennen, die sich durch die Cloud-Plattformen bietet.
Doch nicht jede Firma hat die Anforderungen an die Infrastruktur wie etwa E-Commerce-Anbieter mit stark schwankenden Lastspitzen. Hingegen kann ein viel größerer Kreis an Firmen von den von Cloud-Betreibern gebotenen Funktionen für Datenmanagement, Datenanalyse, Softwareentwicklung und künstliche Intelligenz profitieren.
Wir sehen durch die Nutzung solcher Cloud-Dienste in Verbindung mit dem ERP-Backend eine große Chance für Unternehmen, Prozesse zu modernisieren und neue Geschäftsmodelle zu unterstützen.