KI mischt die Karten auch im Software-Engineering neu
Da einerseits die Entwicklung eigener Software-Systeme dank Cloud-Technologien und Automatisierung durch KI (künstliche Intelligenz) immer standardisierter verläuft und umgekehrt aufseiten der Standardsoftware-Anbieter Bewegung in den Markt gekommen ist, da die Anwender von ERP- oder CRM-Lösungen insgesamt ihren angestammten Providern zwar treu bleiben, aber bei neuen Technologien wie KI oder Machine Learning durchaus bereit sind, über den Tellerrand zu schauen und Drittanbietern eine Chance zu geben.
Vor allem KI und Machine Learning mischen die Karten am Markt neu, da sie in der Lage sind, die Software-Entwicklung und -Wartung weiter zu automatisieren und zu industrialisieren.
Wie der aktuelle Anbietervergleich „ISG Provider Lens 2019 – Application Development & Maintenance“ (ADM) zeigt, trennt sich hier aufseiten der Anbieter derzeit die Spreu vom Weizen:
Vor allem die großen Anbieter haben KI-Technologie und kognitive Analytikfähigkeiten bereits am weitesten in ihr Portfolio integriert. Die kleineren Anbieter hingegen müssen aufpassen, dass sie angesichts dieser Entwicklung nicht ins Hintertreffen geraten.
Zumal neben den Anwendungen nun ganze Geschäftsprozesse in den Blick von KI rücken. Große Anbieter bieten bereits KI-Funktionen, die Geschäftsprozesse analysieren, bewerten und verbessern.
Doch auch mittelständische ADM-Provider können hier prinzipiell langfristig Schritt halten, da sie über Drittanbieter wie zum Beispiel IBMs Watson Zugriff auf KI-Systeme haben und diese in ihre eigenen Services integrieren können.
Gerade im industriellen Umfeld dominieren zwar weiterhin ERP-Bestandssysteme wie SAP. Doch der Bedarf an sogenanntem „Next Generation“-ADM ist auch in der Fertigungsindustrie unübersehbar – vor allem in der eigentlichen Produktion und bei der Optimierung der Lieferketten, bei denen zunehmend Cloud-, IoT- oder Machine-Learning-Technologien zum Einsatz kommen.
So ermöglichen zahlreiche IoT-Lösungen mittlerweile Predictive Maintenance, eine sich selbst optimierende Produktionslinie oder ein automatisiertes Bestandsmanagement.
Mehr noch: Das Konzept der Smart Factories ist im Rahmen von Cyber Physical Systems (CPS) dabei, den gesamten Produktionsprozess zu revolutionieren. Das Industrial Internet of Things (IIoT) – Stichworte 5G und Edge Computing – machen die Produktion nicht nur agiler und effizienter.
Sie führen auch zu einer erhöhten Compliance der Produktionsprozesse und zu einem besseren Qualitätsmanagement bei einem vergleichsweise transparenten und vorausschauenden Kostenrahmen. Dementsprechend steigt die Nachfrage nach dediziertem Branchen-Know-how, Automatisierungs- und industriespezifischen Lösungen.
Wenn die Unternehmen dies bei ihren angestammten (ERP-)Anbietern nicht mehr ausreichend finden, stehen mit Unternehmen wie IBM, Capgemini oder Atos entsprechende auf die Fertigungsindustrie spezialisierte Provider auf ADM-Seite nicht nur in den Startlöchern. Sie gewinnen bereits heute an Marktanteilen hinzu.
Mit entsprechendem Branchen- und Prozesswissen sind IT-Dienstleister und deren Entwicklerschmieden dank Cloud-Entwicklungsplattformen in Windeseile in der Lage, Kundenwünsche zum Leben zu erwecken und Shop-Floor-konforme Applikationen auf Basis neuester Standards und somit Connectivity zu programmieren.
Ferner haben die Dienstleister auch das Wissen über bereits verfügbare Apps aus Cloud-Marktplätzen oder App-Stores sowie dedizierten IoT-Plattformen. Diese können auf Basis erhöhter Standardisierung immer häufiger eine monolithische Komplettlösung ersetzen, die häufig nicht Fachabteilungsanforderungen entsprach.
Dadurch geraten auch an ein ERP wie zum Beispiel SAP angeschlossene Manufacturing Execution Systems (MES) in Bedrängnis, da sie als Katalysator und Verbindungsstück zwischen der Sensorik beziehungsweise Produktionssteuerungs- sowie -prozessleitebene mit der Betriebs- und Unternehmensleitungsebene fungieren.