Monokultur, Monopole und Kartelle
Jetzt ist es wieder passiert! Ein ehemaliger SAP-Partner fühlt sich hintergangen und ausgetrickst und glaubt an den Rechtsstaat! Teradata erhebt Klage gegen SAP und der kundige Beobachter ist geneigt, dem Unternehmen zuzurufen: Willkommen im Club!
Es ist guter und alter Brauch bei SAP, mit Partnern enge Kooperationen einzugehen, deren Intellectual Property (IP) zu verstehen und nach Kündigung der Partnerschaft mit der eigenen Programmiermannschaft einen Klon zu konstruieren: Bei SAP bekommt der IT-Begriff „Digital Twin“ eine ganz neue Bedeutung!
Teradata wirft SAP vor, in einem Zeitraum von einem Jahrzehnt wettbewerbswidrig mit dem Unternehmen und gleichermaßen seinen Kunden umgegangen zu sein. SAP köderte Teradata mit einem angeblichen Joint Venture, um Zugang zu Teradatas geistigem Eigentum (IP) zu erhalten.
Dabei soll es das Ziel von SAP gewesen sein, an Teradatas Geschäftsgeheimnisse zu gelangen, um ein Konkurrenzprodukt – wenn auch aus Sicht von Teradata ein minderwertiges – zu entwickeln. Dieses Produkt soll die Datenbank SAP Hana sein. Kurz vor der Veröffentlichung von Hana kündigte SAP die Partnerschaft.
Seither versucht SAP, nach Meinung von Teradata, ihre Kunden in die ausschließliche Nutzung von Hana zu drängen und Teradata zu verdrängen. Teradata merkt dazu an: „SAPs Verhalten ist weder wettbewerbsorientiert noch innovativ.
Wir glauben, dass rechtliche Schritte gegen SAP notwendig sind, um unsere Rechte und die Interessen unserer Aktionäre und aller anderen Interessenvertreter, inklusive unserer Kunden, zu schützen.“ Teradata strebt eine Unterlassungsklage gegen SAP an.
Hana als „Digital Twin“ zu Teradatas In-memory-Computing-Technologie? Es wird schwierig werden, diesen IP-Twin zu beweisen, was aber offensichtlich ist: Diese Geschichte wurde in den vergangenen Jahren immer und immer wieder erzählt – naturgemäß mit anderen Namen: Man schreibe statt Teradata nun WebMethods und statt Hana setzt man NetWeaver ein.
WebMethods war einst im SAP-Universum die wichtigste und anfangs die einzige Integrationsplattform – bis zur Präsentation des NetWeaver durch Ex-SAP-Technikvorstand Shai Agassi in New York, USA. Danach war es auch bald vorbei mit der SAP-Freundschaft zu WebMethods, die dann aber ein neues Zuhause bei der Software AG in Darmstadt in Nachbarschaft zu Walldorf fand.
SAP gewinnt immer! Der Konzern ist mittlerweile perfekt vernetzt und sehr gut aufgestellt, sodass selbst eine Kartellrechtsklage in Berlin keine Chance auf Erfolg vor drei Jahren hatte.
Ein engagierter Softwarehändler hatte versucht, mithilfe der Bundeskartellbehörde faire Marktbedingungen und Wettbewerb zu schaffen. Es kam nie zur Anklage. Nur in der Schweiz scheint wieder einmal alles ein wenig anders zu sein:
Die Schweizerische Eidgenossenschaft Preisüberwacher konnte SAP zwingen, die Wartungs- und Pflegegebühren nach Vorstellung der Bestandskunden zu korrigieren – ein einsamer Sieg in der globalen SAP-Community!
Nachtrag: Es gibt bereits eine zweite Kartellrechtsklage gegen SAP. Details dazu auf der Veranstaltung „SAP-Lizenz-Know-how 2018“ am 18. September dieses Jahres in Heidelberg.