SAP UK gegen Diageo: Rechtsfolgen bei Lizenzverstößen vermeiden
Unternehmen lizenzieren Software auf der Grundlage unterschiedlicher Lizenzparameter, Geräte oder Prozessoren in einem Server. Wird die Zahl überschritten, verletzt ein Unternehmen in vielen Softwarelizenzmodellen automatisch die Lizenzbestimmungen.
Der Verstoß geschieht oft gar nicht bewusst. Das liegt an der hohen Komplexität der Vertragsbedingungen, Lizenznutzungsrechte und Lizenzmodelle. Heikel wird es, wenn Named User ins Spiel kommen.
Im Fall SAP UK gegen Diageo Great Britain entschied der High Court of England and Wales zugunsten von SAP. Das Unternehmen hatte den Getränkehersteller wegen indirekter Benutzer auf 55 Millionen Pfund verklagt. Eine Entscheidung mit gravierenden Auswirkungen für große Unternehmen, die kundenseitige Systeme mit Anbindung an SAP-Datenbanken betreiben.
Seit 2004 lizenziert Diageo mySAP Business Suite anhand einer bestimmten Zahl von Named Usern. Vor einigen Jahren erstellte Diageo zwei neue kundenseitige Anwendungen auf der Plattform Salesforce mit Zugang zur mySAP-Implementierung von Diageo über die Schnittstelle SAP Process Integration (PI).
Diese Schnittstelle wurde ebenfalls lizenziert. Strittig war, ob mit Zahlung der Lizenzgebühr für SAP PI die Vertriebsmitarbeiter und Kunden von Diageo das Recht hatten, auf SAP-Daten über Salesforce-Anwendungen zuzugreifen, oder ob sie dafür eine SAP-Named-User-Lizenz benötigten.
Das Urteil besagt, dass die Benutzerlizenzgebühren auch für indirekte Benutzer anfallen – im Fall von Diageo waren es 5800. Damit wurde ein zusätzliches Lizenzentgelt fällig, das nahezu der Gesamtsumme der vorherigen Softwareprodukte und Services von SAP entspricht.
Entsprechend fiel das Urteil des Gerichts gegen Diageo aus und bestätigte das indirekte Lizenzmodell von SAP. Anders sieht es aus, wenn die Named User mit direktem Zugang auch über indirekte Anwendungen Zugang zu SAP-Daten haben. Hier ist nur eine Lizenz erforderlich.
Und wenn Benutzer des Unternehmens Konten für mehrere indirekte Anwendungen besitzen, ist nur eine einzige SAP-Named-User-Lizenz für den Zugriff auf alle Systeme erforderlich. Für direkte und indirekte Nutzungsmodelle gibt es demnach übergreifend Techniken zur Optimierung der Lizenzierungskosten.
Unternehmen können das finanzielle Risiko des indirekten SAP-Zugriffs abfedern, indem sie Technologien für SAP Software Asset Management und Lizenzoptimierung einsetzen. Eine Optimierung von Named-User-Lizenzen ist auf mehreren Wegen möglich: Inaktive Benutzer und doppelte Benutzer sollten identifiziert werden.
Für jeden Nutzer empfiehlt sich ein Lizenztyp, der auf die tatsächlichen Nutzungsdaten abgestimmt ist. Damit wird verhindert, dass überschüssige und meist sehr kostspielige Lizenztypen gekauft werden.
Darüber hinaus lassen sich indirekte Zugriffe aufdecken und die Lizenzanforderungen für (indirekte) Systembenutzer optimieren, die keine SAP-Benutzer sind. Die richtigen Prozesse für Software Asset Management (SAM) und Werkzeuge zur Lizenzoptimierung tragen dazu bei, Unsicherheiten und Risiken zu vermeiden sowie künftige Einkäufe anhand von Nutzungsdaten besser zu planen.
Dazu zählen die automatische Optimierung von Named-User-Lizenzen und Business-Paketen in Vorbereitung für SAP LAW (License Administration Workbench) Reports, die Definition von Transaktionsprofilen für Limited Professional User als Grundlage zur Umwandlung dieser Benutzer in einen anderen Lizenztyp, die Offenlegung indirekter SAP-Zugänge sowie die Kenntnisse über die Bedingungen bei der Einbindung von Produkten Dritter.
Der Fall zeigt deutlich: Unternehmen sollten genau wissen, was es beim SAP-Lizenzmanagement zu beachten gibt und wie sich damit verbundene Risiken umschiffen lassen.
Mit einer intelligenten Kombination manueller und automatischer Softwarelizenzoptimierung können Unternehmen ihre SAP-Lizenzen effizienter verwalten und SAP in ihr gesamtes Optimierungsprogramm einbeziehen.