Starker Start 2013
Mit einem Wachstum von 23 Prozent (wechselkursbereinigt sogar 25 Prozent) der Software– und Cloud-Subskriptionserlöse hat SAP die selbst gesteckten Ziele von 14–20 Prozent im ersten Quartal 2013 klar übertroffen.
Dabei hat das Cloud-Geschäft mit Umsätzen von 167 Millionen Euro im Vergleich zu 35 Millionen Euro im Vorjahresquartal den größten Anteil am Wachstum gehabt.
Auch wenn nicht das gesamte Cloud-Wachstum organisch war, da im vergangenen Jahr die Ariba-Umsätze noch gar nicht und die SuccessFactors-Umsätze nur zur Hälfte mit eingerechnet wurden, ist dieser Geschäftsbereich zu einem bedeutenden Wachstumstreiber geworden.
Die Hana-Umsätze waren ebenfalls stark. So konnte SAP im Januar erste Kunden mit der Business Suite auf Hana präsentieren. Die Performance war regional betrachtet heterogen.
In der Region Americas wuchsen die Software und Cloud-Subskriptionserlöse um 49 Prozent (51 Prozent wechselkursbereinigt). In EMEA betrug das Wachstum immerhin noch 13 Prozent (15 Prozent wechselkursbereinigt), wohingegen die Umsätze in Asia/Pacific/Japan (APJ) währungsbereinigt um sieben Prozent zurückgingen.
SAP-Performance in EMEA
SAP hatte ein gutes erstes Quartal in EMEA mit einem Wachstum von neun Prozent (wechselkursbereinigt) der Lizenz-, Wartungs- und Cloud-Subskriptionserlöse. Ein Teil des Wachstums stammte direkt aus den Akquisitionen von Ariba und SuccessFactors.
Das fast ausschließlich organische Wachstum der Lizenzerlöse von ebenfalls neun Prozent ist vor allem mit Hinblick auf das ökonomische Umfeld in Europa sehr zufriedenstellend. Die Performance der Länder beziehungsweise der Subregionen innerhalb von EMEA folgte dem Trend von 2012.
Die sogenannten Emerging Markets Russland, Mittlerer Osten und Afrika wachsen weiterhin sehr schnell mit über 20 Prozent im Lizenzgeschäft. Nordeuropa legte stärker zu als Südeuropa, was vor allem auf das starke Geschäft in UK, Schweden und der Schweiz zurückzuführen ist. SAPs Performance in Deutschland kann als solide bezeichnet werden.
Die Umsätze in Südeuropa waren erwartungsgemäß etwas schwächer, aber auch hier konnte mit einem niedrigen einstelligen Lizenzwachstum die Trendumkehr im Vergleich zu den Vorquartalen geschafft werden.
Das SAP–Management geht davon aus, dass die Talsohle im Softwaregeschäft in Südeuropa durchschritten ist, und erwartet eine langsame Markterholung.
Aus Branchensicht konnte SAP eine gute Performance im Bereich Financial Services (Banken und Versicherungen) und im Handel erreichen. Beide Branchen zeigen sich den neuen SAP-Lösungen Hana und Mobility gegenüber aufgeschlossen. Der UK-basierte Baumarkt Kingfisher mit mehr als 78.000 Mitarbeitern zeigt SAPs Momentum im Handel sehr gut.
Das Unternehmen hat eine Unternehmenslizenz für Hana gekauft und wird alle SAP-Lösungen dorthin migrieren. Kingfisher verfolgt damit das Ziel, die Customer Experience durch schnellere Self-Service-Applikationen mit verbesserter Funktionalität zu erhöhen und die Supply Chain Collaboration zu beschleunigen.
Die SAP-Umsätze in der Konsumgüterbranche und den Dienstleistungsindustrien waren vergleichsweise schwächer.
Aus Produktsicht waren Hana und Mobility die Wachstumstreiber in EMEA, Gleiches gilt für den Rest der Welt. Während Lösungen für Fachbereiche wie HCM, CRM und SCM gute Umsätze erzielten, war die Nachfrage nach klassischen ERP-Suiten schwächer.
Hana trägt schon jetzt einen signifikanten Teil zu den europäischen Lizenzumsätzen bei, wobei die Nachfrage aus unterschiedlichen Bereichen kommt. Nichtsdestotrotz sieht das SAP–Management das größte Potenzial für Hana als Plattform für Kern-ERP-Systeme, analytische Lösungen und B-to-C-Anwendungen von SAP oder Partnerunternehmen.
Neben Kingfisher kann Bosch–Siemens-Hausgeräte (BSH) mit mehr als 46.000 Mitarbeitern als Beispiel für strategische Hana-Projekte angesehen werden. BSH migriert die gesamte Business-Suite-Installation auf SAPs In-memory-Technologie.
Aus Channel-Sicht wird SAP den indirekten Vertrieb über den OEM-Kanal stärken. In der Vergangenheit war SAPs OEM-Geschäft vor allem auf BusinessObjects-Lösungen wie Crystal Reports beschränkt.
Inzwischen konzentriert sich SAP aufgrund der immer wichtiger werdenden Middleware- und Infrastruktur-Software-Produkte auf neue OEM-Partner vor allem im Data Management und Mobile Infrastructure. Diese OEMs können sowohl ISVs als auch bestehende SAP–Kunden sein wie Ericsson.
Das Unternehmen verkauft Sybase-Produkte als Teil seiner eigenen Lösungen. Um diesen Kanal weiterzuentwickeln, hat SAP ein EMEA OEM Account Management Team ins Leben gerufen.
Fazit
SAPs Performance im ersten Quartal 2013 zeigte klare Unterschiede zwischen dem neuen und dem klassischen SAP-Geschäft. Die reinen Software-Umsätze (ohne Cloud), die das traditionelle SAP-Geschäft repräsentieren, wuchsen nur um fünf Prozent wechselkursbereinigt, wohingegen das Cloud-Geschäft dreistellige Wachstumsraten erreichte.
Auch das Mobile- und das Hana-Geschäft waren stark. Die Entwicklung von SAP im ersten Quartal 2013 entspricht den IDC-Vorhersagen für 2013, wonach zwischen 2013 und 2020 90 Prozent des IT-Marktwachstums aus den „3rd Platform“-Technologien stammen wird, im Vergleich zu 22 Prozent im vergangenen Jahr.
Nach IDC-Meinung wird es SAPs größte Herausforderung sein, das Kern-Applikations-Geschäft als wichtigste Umsatzquelle auf der „3rd Platform“ zu erneuern. Aus diesem Grund sind die Themen Business Suite auf Hana und Kern-Anwendungen in der Cloud so wichtig, um langfristiges Wachstum generieren zu können.
Henry Morris ist Senior Vice President bei IDC und auf globaler Ebene verantwortlich für Software– und IT-Services-Research sowie für die IDC Sales- und Marketing Advisory Groups. Er leitet auch die weltweite IDC Big Data Research Initiative.
Bo Lykkegaard ist Research Director bei IDC und verantwortlich für den europäischen Enterprise-Applications-Markt, insbesondere für die Bereiche ERP-, CRM-, HR- und Payroll-Anwendungen.