SAP Cloud First


SAP-Systemwechsel ist mehr als ein ERP-Versionswechsel
Die SAP-Community ist weit hinter dem von SAP selbst vorgegebenen Zeitplan. Warum? SAP hat es mit Hana und S/4 von Beginn an gut gemeint, aber sehr schlecht kommuniziert. Eine Cloud-basierte Datenbank Hana und ein Cloud-basiertes ERP sind ein neues Paradigma für die betriebswirtschaftliche Aufbau- und Ablauforganisation. Der Umstieg von der alten SAP Business Suite (ECC 6.0) auf die neue SAP Business Suite (S/4 Hana) ist kein bekannter Releasewechsel.
Für einen erfolgreichen SAP-Systemwechsel müssen viele Aspekte evaluiert werden: Es gilt, eine neue Architektur aufzubauen und diese auch zu orchestrieren. Der IT-Trend lautet Cloud Computing, aber das Wissen über einen lizenztechnischen und erfolgreichen Einsatz ist noch immer gering. SAP hat recht mit „Cloud first“, aber die Altlasten der SAP-Community wiegen schwer.
Mit der neuen ERP-Generation ändern sich nicht nur das Betriebsmodell, sondern auch die Geschäftsprozesse. In der unternehmerischen Aufbau- und Ablauforganisation kommen immer öfter End-to-End-Prozesse zum Einsatz. Was aus IT-Sicht logisch erscheint, das muss aber auch von der Organisation aufgenommen und administriert werden. Das Thema Schulungen und Texten gewinnt somit in der Conversion wieder eine ganz neue, wesentlich bedeutendere Position.
SAP ERP ist nicht Windows 11
Die Umstellung auf Windows 11 und die damit verbundenen Anforderungen an zukünftige PC-Hardware sind herausfordernd. Dennoch ist dieser „Releasewechsel“ nur ein teurer und technischer Vorgang. Eine ERP-Conversion und digitale Transformation hingegen betrifft alle Aspekte: Organisation, Betriebswirtschaft, Technik und ERP- sowie Cloud-Lizenzen.
Auch bei Microsoft gibt es den Trend zur Cloud. Gut vorstellbar ist, dass ein Windows 12 nur noch aus der Cloud zur Verfügung gestellt wird. Adobe hat mit seiner Programm-Suite schon vor vielen Jahren das Motto ausgegeben „Cloud only“. Damit gibt es für Photoshop, InDesign etc. nur noch ein Subskriptionsmodell.
SAP hat aufgrund zahlreicher Meldungen aus der SAP-Community den radikalen Weg des „Cloud only“ vermieden und bietet noch immer On-prem-ERP-Lizenzen an. Diese Lizenzen werden jedoch immer kostspieliger! Rabatte und Anrechnungen auf Alt-Lizenzen werden zur Ausnahme. Über diese Zwangsmaßnahmen lässt sich nun trefflich streiten und diskutieren. Tatsache ist, dass mit Cloud Computing auch SAP nur einem allgemeinen IT-Trend folgt, der maßgeblich durch die Hyperscaler bestimmt wird.
„Cloud only“ versus „Cloud first”
Die Cloud-Technik ist gekommen, um zu bleiben. Der Cloud-Weg von SAP ist für viele SAP-Bestandskunden unangenehm und herausfordernd, aber diese Technik ist der nächste logische ERP-Schritt. Wahrscheinlich müssen viele ERP-Investitionen abgeschrieben werden, um die neuen Vorzüge eines Cloud-basierten ERP-Systems kennenzulernen.
Ein Cloud-System bietet jedoch den enormen Vorteil der Agilität und Flexibilität. Cloud Computing ist auch das Sprengen alter ERP-Ketten. In der Cloud lässt sich ein Composable ERP wesentlich einfacher etablieren als im eigenen Rechenzentrum. Offene Schnittstellen, Cloud-Services, Open Source, Plattformen wie SAP BTP und SAP BDC geben den ERP-Anwendern ganz neue Möglichkeiten. Die Zusammensetzung eines ERP aus SAP, Salesforce, Workday und ServiceNow ist auf Cloud-Basis bewältigbar. Wahrscheinlich wird die Cloud-Transformation noch einige Jahre herausfordernd bleiben, aber auch bei SAP ist der Weg von „Cloud first“ zu „Cloud only“ vorgezeichnet und die Vorteile eines Composable ERP offensichtlich.