Selective Data Transition zu S/4


Mit rund 1500 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro zählt Badenova zu den zentralen Energieversorgern im süddeutschen Raum. Das Unternehmen mit Sitz in Freiburg steht nicht nur für eine nachhaltige Energie- und Wärmewende, sondern investiert auch gezielt in eine zukunftsfähige IT-Infrastruktur. Nach zwei Jahrzehnten produktiver Nutzung war das bestehende ERP-System an seine funktionalen Grenzen gestoßen – eine umfassende Erneuerung wurde unausweichlich.
Ziel war eine moderne, cloudbasierte Lösung, die sowohl technologische Anschlussfähigkeit als auch maximale Flexibilität für zukünftige Anforderungen bietet. „Unser altes System leistete uns viele Jahre gute Dienste. Irgendwann kommt aber jede Lösung an einen Punkt, an dem sie den aktuellen Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Dann wird es Zeit für einen Neuanfang“, beschreibt Georg Klein, IT-Projektleiter bei Badenova, die Beweggründe für die Transformation.
Neustrukturierung IT-Landschaft
Die Systemmodernisierung verfolgte dabei nicht nur das Ziel, auf eine zukunftsfähige ERP-Plattform zu wechseln. Vielmehr nutzte Badenova die Gelegenheit, ihre IT-Architektur grundsätzlich neu zu strukturieren: Die energiewirtschaftlichen Prozesse aus SAP IS-U sollten klar vom logistischen und kaufmännischen ERP-Core getrennt werden – ein strategischer Schritt zur besseren Wartbarkeit und Flexibilität der Systemlandschaft. Gleichzeitig wurde die SAP-Organisationsstruktur überarbeitet, unter anderem durch die Einführung einer Kostenrechnungskreistrennung, um die technischen Voraussetzungen für eine spätere Ausrichtung auf Profitcenter-Strukturen zu schaffen.
Mit S/4 fiel die Wahl auf ein Zielsystem, das nicht nur moderne Funktionalitäten etwa in der Profitcenter-Rechnung, dem Hauptbuch oder der Anlagenbuchhaltung mitbringt, sondern auch die Grundlage für modulare und integrierte Geschäftsprozesse legt. Die Migration selbst umfasste sämtliche ERP-Kernmodule – von Finance (FI) und Controlling (CO) über Sales and Distribution (SD) und Materialwirtschaft (MM) bis hin zu Instandhaltung und Service (PM/CS). Eine besondere Herausforderung stellte das historisch gewachsene Datenvolumen im Altsystem dar – zumal der parallele Betrieb des SAP-IS-U-Systems während der gesamten Projektlaufzeit aufrechterhalten werden musste. Entsprechend hoch waren die Anforderungen an die technische Migrationsstrategie und die Auswahl geeigneter Implementierungspartner.
Sanfter S/4-Übergang
Für die technische Umsetzung des Migrationsprojekts entschied sich Badenova für die Zusammenarbeit mit dem Digital-Engineering-Dienstleister Nagarro und dessen Partner Natuvion – beides erfahrene Spezialisten für komplexe SAP-Transformationsprojekte. „Komplexe Transformationsprozesse erfordern ein kluges und technisch ausgereiftes Vorgehensmodell. Genau hier zeigten Nagarro und Natuvion besondere Stärken – und erhielten auch deshalb letztlich den Zuschlag für unsere Ausschreibung“, erklärt Projektleiter Georg Klein.
Nach der Partnerwahl wurde ein gemeinsames Projektteam aufgesetzt, das die Migrationsstrategie im Detail ausarbeitete und die notwendigen konzeptionellen sowie technischen Weichen stellte.
Kern des gewählten Ansatzes war eine Selective Data Transition, mit der sich das große Datenvolumen gezielt und risikominimiert in die neue Systemwelt überführen ließ. Dazu wurden die energiewirtschaftlichen Prozesse und Daten aus SAP IS-U klar vom ERP-Core getrennt. Während IS-U weiterhin im Quellsystem verbleibt, wurden die für S/4 relevanten Daten aus dem bisherigen SAP-ECC-System extrahiert – inklusive aller offenen Vorgänge, des aktuellen Geschäftsjahres sowie des Vorjahres.
Um den selektiven Datentransfer technisch umzusetzen, richtete das Team auf Basis des bestehenden Produktivsystems eine dedizierte Shell auf, in die die historischen Daten migriert wurden. Der eigentliche Transfer erfolgte über den Data Conversion Server (DCS) von Natuvion – eine speziell für große Datenmigrationen entwickelte Serverlösung. Gleichzeitig nutzte Badenova das Projekt, um die Qualität der Stamm- und Bewegungsdaten gezielt zu verbessern.
Grundlage für BTP und Modularität
Redundanzen und Inkonsistenzen bei Debitoren-, Kreditoren- und Geschäftspartnerdaten wurden bereinigt. Zudem wurde die bereits geplante Kostenrechnungskreis-trennung im neuen System umgesetzt. Damit ist nun die Grundlage geschaffen, um künftig auf Profitcenter-Strukturen umzusteigen – mit konsistenter Datenbasis in Modulen wie Finance und Controlling, ohne Medienbrüche oder Integrationsverluste. Nach rund 21 Monaten intensiver Projektarbeit, inklusive vier Testmigrationen und einer umfassenden Generalprobe, erfolgte der finale Cutover Anfang Mai 2024. In einem sorgfältig geplanten 96-Stunden-Zeitfenster wurde das neue S/4-System produktiv gesetzt. Seit dem 13. Mai 2024 läuft das neue ERP-System erfolgreich im Live-betrieb.
Mit der neuen Systemlandschaft verfügt der Energieversorger nun über eine moderne, zukunftsgerichtete ERP-Plattform, die nicht nur technologisch auf aktuellem Stand ist, sondern auch strategische Weiterentwicklungen ermöglicht – etwa durch die Anbindung an die Business Technology Platform oder die Einführung modularer Profitcenter-Strukturen. Die erfolgte Kostenrechnungskreistrennung im SAP-System bildet dabei das technische Fundament für die organisatorische Weiterentwicklung und eine stärkere betriebswirtschaftliche Segmentierung des Unternehmens.
Erfolg trotz enormer Altbestände
Georg Klein zeigt sich mit dem Verlauf und dem Ergebnis des Projekts hochzufrieden: „Trotz der umfassenden Datenbestände und über zwanzig Jahre hinweg gewachsener Strukturen verlief die Migration durch die professionelle Planung des Projektteams nahezu reibungslos.“

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