SAP-Virtualisierung, Rise und Grow
Virtualisierung: VMware und SAP
Das Thema Virtualisierung hat in der SAP-Community eine lange und erfolgreiche Tradition. Vor dem Cloud-Zeitalter war der Dreiklang „Harmonisierung, Orchestrierung und Virtualisierung“ die entscheidende Herausforderung für das SAP-CCC, Customer Competence Center. Aktuell nennt sich der SAP-Hot-Spot bei den Bestandskunden CCoE, Customer Center of Expertise, und ist ebenso wichtig wie in der Vergangenheit – auch wenn sich die Themenauswahl verändert hat.
Virtualisierung wird aktuell in der SAP-Community wieder verstärkt diskutiert: Die traditionelle Plattform VMware ist für den Großteil der ERP-Anwender sehr teuer geworden und der Support für SAP-spezifische Aufgaben dürftig. Hinzu kommt, dass nicht alle SAP-Bestandskunden in die Public Cloud gehen wollen. Die Suche nach alternativen ERP-Betriebsmodellen hat begonnen und das alte Konzept einer On-prem-Architektur plus Virtualisierung ist noch immer technisch fit. Neben VMware gibt es mittlerweile zahlreiche Anbieter.
SAP Hana und Virtualisierung
Die Basis für S/4 ist bekannterweise die Datenbankplattform Hana. Rein theoretisch lässt sich diese Datenbank mit jedem verfügbaren Hypervisor naturgemäß auch virtualisieren. Aber SAP gibt nicht für alles technisch Mögliche auch eine Freigabe. Nur bestimmte Produktkombinationen sind für den Entwicklungs-, Test- und operativen Betrieb zugelassen.
Zu Beginn der Hana-Markteinführung gab es für die Datenbank überhaupt keine Virtualisierungslösungen. Nach langer Diskussion und vielen Gesprächen erklärte sich SAP bereit, einen der populärsten Hypervisor KVM für Hana freizugeben. Natürlich hat es funktioniert und Suse hat diese Variante in das Enterprise-Linux-Angebot eingebaut. Hana kann somit aktuell im Test- und Produktivbetrieb auf einer Vielzahl von Hypervisoren laufen.
Red Hat versus Suse
Natürlich hatte und hat auch Red Hat das Open-Source-Produkt KVM in seinem Angebot. Aber die Entwicklung steht nicht still. Theoretisch wäre es auch möglich, Hana und S/4 in einer Container-Umgebung zu virtualisieren. Red Hat hat für die Virtualisierung von S/4 Hana entsprechende Konzepte und das notwendige Wissen. Nur SAP will aus – vielleicht – politischen Gründen dafür keine Zustimmung geben.
Naturgemäß steht bei SAP die Public Cloud mit Rise und Grow im Fokus. Ein Relaunch von On-prem-Systemen mit einem Red-Hat-Enterprise-Linux, Container-Verwaltung und Virtualisierung kann nicht im primären Interesse von SAP sein.
Virtualisierung versus SAP Rise und Grow
Solange nicht der Anwenderverein DSAG massiven Druck auf SAP ausübt, auch im Sinne der Bestandskunden zu handeln, wird der ERP-Weltmarktführer weiter an seiner inoffiziellen Strategie „Cloud only“ mit Rise und Grow festhalten. Auch wenn jeder bei SAP von „Cloud first“ spricht, gemeint ist in jedem Fall eine Rise- und Grow-Roadmap, die andere Betriebsmodelle weitgehend ausschließt.
Hat „Cloud only“ eine Zukunft? Langfristig kaum, denn es wird sich zeigen, dass die IT-Welt viel zu agil, bunt und heterogen ist, um auf ein singuläres Betriebsmodell festgelegt zu werden. Neben „Cloud only“ wird es SAP BTP (Business Technology Platform) in Containern geben, wird es Hana in virtuellen ERP-Umgebungen geben und wird es hybride Cloud-Szenarien geben müssen. Virtualisierung ist gekommen, um zu bleiben.