SAP-Man in Davos
Eigenes Haus für Thomas Saueressig
SAP ist traditionell mit einem eigenen Haus im Gebirgsdorf Davos vertreten und lässt sich den Auftritt viel Geld kosten. Während bei der Kommunikation im SAP-Universum überall gespart wird und viele SAP-Bestandskunden auf der Suche nach Gesprächspartnern und einem offenen ERP-Diskurs sind, darf es in Davos an nichts fehlen. Interessant ist dabei, dass immer mehr das Marketing die Regie übernimmt, während der Content abnimmt – die Suppe wird immer dünner oder wie der Engländer sagen würde: Where is the beef?
Thomas Saueressig setzte dieses Jahr diesem Negativtrend einen überzeugten Content-Auftritt entgegen. In einer Diskussionsrunde von N-TV argumentierte er präzise und überzeugend zu den Themen KI, Lieferketten und Unternehmensverantwortung. Sowohl Gesagtes als auch Mimik von Saueressig waren in der kleinen Diskussionsrunde authentisch.
Letzter Auftritt als Entwicklungsvorstand
Es wird wahrscheinlich einer seiner letzten öffentlichen Auftritte als SAP-Entwicklungsvorstand gewesen sein. SAP-Chef Christian Klein hat ihn zu Höherem berufen. Thomas Saueressig soll ab April den neuen Vorstandsbereich „Customer Services and Delivery“ übernehmen. Verantwortlich zu sein für das Kundenwohl ist eine Herausforderung. Ex-Vorstand und aktuell Aufsichtsratsmitglied Gerd Oswald hat eine ähnliche Aufgabe über viele Jahre extrem erfolgreich verantwortet. Wenn Saueressig in die Fußstapfen von Oswald steigt und hierbei erfolgreich ist, kann er nicht nur im positiven Sinn ein Davos Man werden, sondern er steht dann auch am Beginn einer großartigen globalen Karriere.
Im Wettbewerb mit SAP-CEO Christian Klein
Naturgemäß hat das gute Auftreten von Thomas Saueressig in Davos auch Spekulationen um einen Wettstreit mit SAP-Chef Christian Klein ausgelöst, der vergangenes Jahr in Davos war und in einem exklusiven Interview mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes nicht annähernd so souverän war. Beim Klein-Interview war es offensichtlich, dass die Fragen genau vorbereitet waren, wodurch die Stimme von Christian Klein weder lebendig noch authentisch war. Thomas Saueressig konnte bereits mit seiner warmen und überzeugenden Stimme begeistern.
Zu Höherem berufen oder nur SAP?
Thomas Saueressig ist einer der jüngsten Dax-Vorstände und steht trotz zahlreicher Erfolge erst am Beginn seiner Karriere. Mit dem jetzt erfolgten Ressortwechsel im SAP-Vorstand wird er international mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und noch enger mit globalen SAP-Bestandskunden zusammenarbeiten. Damit wäre ein nächster Karriereschritt möglich, wie ihn Ex-SAP-Vorstand Jim Hagemann Snabe eindrucksvoll vorgezeigt hat. Vielleicht sehen wir Thomas Saueressig in ein paar Jahren als Multiaufsichtsrat bei zahlreichen SAP-Bestandskunden? Ganz sicher sollte aber Saueressig sein Engagement als SAP-Man in Davos ausbauen.