Geld und ERP-Wissen
S/4-Lizenzen bleiben volatil
Bereits im E3 Juni 2023 und auf dem SAP Competence Center Summit in Salzburg wurde über die Adaptierung des S/4-Lizenzmodells berichtet: Wer nicht rechtzeitig die S/4-Flatrate um 9000 Euro buchte, verliert in Zukunft bestimmte Bezugsrechte. Eine für die SAP-Community vollkommen überraschende Ankündigung, siehe auch unsere Artikel über Product Conversion und S/4.
Mit 2031 ist Schluss bei der Anrechnung von SAP-Altlizenzen. Laut einem neuen Plan von SAP wird bis 2031 die Vergütung von alten SAP-Lizenzen beim Umstieg auf S/4 kontinuierlich abnehmen. Aktuell liegt der Anrechnungsfaktor unter bestimmten Umständen bei 80 Prozent. Bis 2031 reduziert sich dieser Betrag auf 0 Prozent. Wer zu spät kommt, den bestraft die SAP!
Es fehlt an Wissen
Viele Fachleute und Marktbeobachter spekulieren über die zögerliche Adaptierung von Hana und S/4. Ein Grund mag die erwähnte Verunsicherung beim Lizenzbezug sein, der ohne Rechtsbeistand, juristische Hilfe und Expertenmeinung kaum möglich ist. Einen weiteren Grund hat eine aktuelle Studie von SAP-Partner Natuvion ans Tageslicht gebracht: Es fehlt an vielen Stellen an Wissen und Erfahrung für einen fundierten Erfolg der Digitalisierung.
Natuvion hat weit über 500 IT- und ERP-Anwender befragt, was ein Erfolgsparameter für eine gelungene digitale Transformation ist. Die meisten Antworten entfielen auf die oft fehlende Bildungsarbeit und das fehlende Wissen. Es ist überraschend, wie einig sich die SAP-Community ist, dass eine erfolgreiche Digitalisierung und S/4-Conversion nur mit ausreichendem Wissen und Erfahrung gelingen kann.
Run Simple
Fehlendes Wissen kann nicht SAP allein angelastet werden. Letztendlich tragen auch die SAP-Partner und -Bestandskunden einen Großteil an Verantwortung, wenn es um die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter geht. S/4 ist kein weiteres ERP, sondern in vielen Teilen ein neues Konstrukt für die betriebswirtschaftliche Aufbau- und Ablauforganisation.
Wehret den Anfängen! Gerechterweise soll hier erwähnt werden, dass SAP von Beginn an die Herausforderung stark vereinfachte und marginalisierte: Run Simple! Diesen Spruch pflegte Ex-SAP-CEO Bill McDermott immer wieder zum Besten zu geben. Damit entstand sehr wohl der Eindruck, dass der Übergang von ECC 6.0 auf S/4 Hana ein einfacher Spaziergang ist. Viele SAP-Bestandskunden erleben nun das Gegenteil von „Run Simple“. SAP-Chef Christian Klein hat diese falsche Perspektive leider nie korrigiert oder adaptiert. Mehr Ehrlichkeit, klare Kommunikation und echte Transparenz von Christian Klein wären für seine Bestandskunden eine große Hilfestellung gewesen – auch wenn damit keineswegs die Anwender aus der Eigenverantwortung entlassen werden sollen.