Customer Competence Center
Ganz früher hieß es CCC, Customer Competence Center, dann wurde es umbenannt in Customer Center of Expertise, CCoE. Die Idee blieb die gleiche. Manche Mitglieder der SAP-Community gedenken der guten, alten On-prem-Zeit. Aus Sicht der SAP – so scheint es – ist ein CCoE im Cloud-Zeitalter keine Notwendigkeit mehr.
Einige SAP-Bestandskunden sind jedoch anderer Meinung. In der zurückliegenden Ausgabe E-3 September gab es einen eindringlichen Kommentar von Johannes Szalachy, für den Weiterbestand der CCoE zu kämpfen. Unabhängig vom Betriebs-modell brauchen die SAP-Bestandskunden dieses Konstrukt für die optimale Betreuung der eigenen Mitarbeiter. Das CCoE ist eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen den Anwendern und SAP. Ein erfolgreiches CCoE ist demnach auch Diener zweier Herren. Von einem gut geführten CCoE profitieren alle – das scheint SAP vergessen zu haben, oder?
Wenn keine Competence gewünscht ist: Früher war vielleicht alles besser, zumindest geordneter war die SAP-Szene. Der SAP’sche Vertriebsbeauftragte hatte als Gegenüber den SAP-Verantwortlichen des jeweiligen Bestandskunden. Die Gespräche über Lizenzen waren sachlich und orientierten sich an den Bedürfnissen der Anwender. Diese Gespräche waren für den SAP-Vertrieb aber auch eine Herausforderung, weil das Gegenüber ebenso ein erfahrener SAP-Kenner mit einem wissenden CCoE war. Showeffekte, wie in der Karikatur dargestellt, waren die Ausnahme und wurden schnell entlarvt.
SAP kam somit auf die Idee, nicht mit den IT- und ERP-Experten zu verhandeln, sondern das eigene Angebot in den Fachabteilungen zu präsentieren. Nun galt es zu zeigen, was möglich wäre – ganz unabhängig von der Machbarkeit des Customizing. Der SAP-Vertrieb umging die ERP-Experten und setzte auf die Begehrlichkeiten der -Endanwender. Hier gab es kaum kritische Fragen, sondern viel öfters Bewunderung für die technischen Zaubertricks!
Die Competence des CCoE, seines Leiters, des CIO und weiterer ERP-Experten war mehr störend als hilfreich. Die SAP-Geschäfte liefen gut, denn nun gab es keine störenden Zwischenfragen von den IT-Fachleuten und die End-anwender wollten selbstverständlich produktiver arbeiten. Aus Sicht von SAP entwickelte sich das CCoE zu einem kritischen Störfaktor. Diese Entwicklung beschleunigte sich mit dem Aufkommen des Cloud -Computing und der daraus resultierenden -Lizenztransformation.
Wenn alle Lizenzen, Daten, Algorithmen und Add-ons bei SAP auf der Business Technology Platform liegen und der SAP-Bestandskunde endlich in einhundertprozentiger Abhängigkeit von SAP ist – ja dann, dann brauchen die Bestandskunden wirklich kein CCoE mehr.
S/4 und Hana in der Cloud bei SAP sind der ultimative Lock-in, der weder ein MaxAttention noch Support noch ein CCoE braucht. In einer maximal optimierten Cloud brauchen S/4 und Hana keine CCoE mehr – so wie sie kein Oracle, IBM DB2 und SQL-Server mehr brauchen. Der CIO überweist sein IT-Budget gleich zur Gänze an SAP, wo man sich immer wieder gern neue Tricks und Optionen einfallen lässt.