Wie agil sind die SAP-Bestandskunden?
Bei den üblichen IT-Projektlaufzeiten bleibt die Herausforderung aber selbst dann sportlich, wenn man sofort beginnt. Unterstützung ist also gefragt.
Die gibt es zuhauf – sei es in Form von Best-Practice-Beispielen, SAP-Model-Company, S/4-Movement-Programm oder der SAP-Activate-Methodik. Agilität ist das Gebot der Stunde – jetzt also auch bei SAP.
Wissen Sie noch, was Asap ist? Accelerated SAP war eine Sammlung von Methoden und Werkzeugen, die 1996 (!) erstmals eingesetzt wurde. Nach einer umfassenden Überarbeitung steht mit der SAP Activate Methodology aktuell ein üppiger Fundus an Methoden, Vorlagen und Vorgehensweisen für geschulte SAP-Bestandskunden zur Verfügung.
SAP Activate zeichnet sich durch ein hybrides Vorgehensmodell („Wasserfall/agile“) für den ganzen Lebenszyklus eines SAP-Projektes aus, sei es die effiziente Einführung, das Upgrade oder ein Releasewechsel. Und das gleichermaßen für on-premises, in der Cloud oder hybride Lösungen.
Agilität will geübt sein
Agiles Vorgehen klingt für einen „alten“ R/2-Berater mit 2-phasigem Assembler-Abap-Hintergrund wie mich nach einem ziemlichen Culture Clash. Macht Agilität Visionen wie „in time“ und „in budget“ für Projektvorhaben wahr? Möglicherweise auch mit dem erwünschten Inhalt? Nach jedem Sprint sei man „fertig“, verheißt die neue Softwareentwicklungswelt.
Aber wie genau geht das mit SAP? Hybrid, Waves, Sprints, Scrum, Backlog usw., an Buzzwords mangelt es nicht in der agilen Welt – aber was genau müssen meine Kolleginnen, Kollegen und ich da jetzt dazulernen? Gottlob haben wir schon ein paar zertifizierte Scrum-Master im Unternehmen, die können da sicher helfen.
Erinnerungen an 2010 kommen hoch, als wir versucht haben, die ersten 15-minütigen Daily Scrums abzuhalten. Wir waren hochmotiviert, hatten aber so viel zu besprechen, dass unser Daily Scrum eher bei 90 Minuten lag.
Agilität will wohl geübt sein. Unsere Entscheidung für ein Toolset fiel auf die Atlassian-Produkte – Jira, Confluence, Bitbucket, Tempo und noch ein paar andere Ad-ons. Auch hier findet man eher über die Jahre seinen „Weg“ – und die geeigneten Abbildungsmöglichkeiten.
Fitness auf fünf Ebenen
SAP Activate beinhaltet ausführliche Beschreibungen aller notwendigen Rollen, vom Product Owner bis zum Scrum Master. Aktivitäten und Kompetenzen sind detailliert und klar beschrieben.
Aber bei aller Agilität finden sich auch noch Beschreibungen zu nach wie vor notwendigen klassischen Projektstrukturen wie Lenkungsausschuss oder Projektleitung.
Trotz Euphorie für die Möglichkeiten des agilen Arbeitens gibt SAP selbst Schlüsselfaktoren vor, die es zu bedenken gibt. Auf fünf Ebenen lässt sich überprüfen, ob (m)ein Unternehmen „fit für agil“ ist.
Vom Projekt selbst bis hin zur Organisation und ihren Managern ist vor Projektbeginn zu überprüfen, ob der agile Ansatz tatsächlich der passende ist.
Die gebräuchliche Wasserfallmethode und klassisches Projektmanagement sind völlig unterschiedlich von dem, wie eine agile Organisation arbeitet. Für einen derartigen Paradigmenwechsel braucht es Change Management, die Manager und Teammitglieder müssen für die Tools und Methodik ausgebildet werden.
Und nicht zuletzt muss agiles Arbeiten auch in die Unternehmenskultur integriert werden. Wird es das nicht, verkommt es tatsächlich zum Buzzword: Alle reden davon, agil zu sein, und niemand weiß, was es tatsächlich bedeutet.
Supersize me?
Bei den empfohlenen personellen Ressourcen für agile Projekte kann einem etwas blümerant werden. Das empfohlene Scrum-Team liegt mit fünf bis neun Personen pro SAP-Modul (!) doch etwas über einer mittelstandstauglichen Ausprägung und überdehnt die Möglichkeiten vieler Unternehmen wohl erheblich.
Das mag aber auch ein landesspezifisches Problem sein: Ein mittelständisches Competence Center in Österreich besteht aus acht bis fünfzehn Teammitgliedern, in Deutschland sind es im Schnitt dann doch einige mehr. Was in der Alpenrepublik dazu führt, dass man SAP Activate wohl etwas downsizen muss.
SAP Activate ist ein gutes und praktikables Tool, um SAP-Projekte agil zu realisieren und schnell auf den Boden zu bekommen – sei es der Wechsel zu S/4 oder die Implementierung einer neuen Anwendung.
Überdenken Sie an dieser Stelle auch die Einsetzbarkeit des SolMan – etwa mit einer Fit-Gap-Analyse anhand grafischer Prozessdarstellungen oder mit der Lösung Focus Build von SAP, die auch einen Brückenschlag zur Non-SAP-Welt darstellen kann (JIRA Integration) – Ihre Indiv-EntwicklerInnen werden begeistert sein!
1 Kommentar
SAP Freund
Ich würde aber sagen, dass das kein SAP Software spezifisches Problem ist, sondern sich immer wieder auf verschiedenste Software-Lösungen oder ganze Betriebssysteme bezieht und immer wieder haben es die Nutzer geschafft, mitzuziehen, also denke ich, dass das auch hier der Fall sein wird.