Wer hat Angst vor der Cloud?
Auf 50 Milliarden Euro schätzt Bundesinnenminister Friedrich den wirtschaftlichen Schaden, der Deutschland jedes Jahr durch Wirtschaftsspionage und -kriminalität entsteht – unabhängig von Prism und Co.
Das Risiko der Industriespionage unterschätzen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, obwohl auch gerade sie das Ziel ausländischer Spionage sind.
Sie müssen über die Gefahren aufgeklärt, für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz sensibilisiert und mit konkreten Hilfestellungen unterstützt werden, vor allem beim Umgang mit Betriebs-Know-how.
Die Sorglosigkeit der Mittelständler muss ein Ende haben: Da wir jetzt wissen, dass Daten einer großflächigen und anlasslosen Überwachung unterliegen, sollte man seine Baupläne der nächsten Gerätegeneration zum Beispiel nicht mehr in die Dropbox legen oder über den Gmail-Account austauschen.
Ganzheitliche ERP-Anwendungen als Software as a Service (SaaS) sind dabei sozusagen von Natur aus einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da sie nahezu alle Geschäftsprozesse eines Unternehmens abbilden – von der Produktion und dem Personal über Forschung und Entwicklung bis hin zum Controlling und Marketing.
Werden hier empfindliche Daten abgegriffen, ist der wirtschaftliche Schaden programmiert.
Neben Bedenken bezüglich Datenschutz und Sicherheit verhindert aber auch eine häufig fehlende Flexibilität, dass standardisierte ERP-Komplettlösungen reißenden Absatz am Cloud-Markt finden.
Laut der Experton Group sollen die Ausgaben für SaaS-Warenwirtschaftslösungen von 35,1 Millionen Euro 2013 zwar auf 282,6 Millionen Euro bis 2017 steigen.
Ursprünglich prognostizierten die Experten jedoch Umsätze von sogar 467 Millionen Euro im Jahr 2016.
Die zuversichtliche Prognose musste nach unten korrigiert werden.
Neue ERP-Lösungen
In der Zwischenzeit sind jedoch Cloud-basierte ERP-Lösungen auf den Markt gekommen, die speziell auf die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Unternehmen zugeschnitten sind und hierzulande gehostet werden.
Hier sind Möglichkeiten zur individuellen Anpassung gegeben und die Nutzer können auf die deutschen Datenschutzrichtlinien vertrauen, wenn die Rechenzentren und Anbieterfirmen in Deutschland angesiedelt sind.
Was also lernen wir aus Prism und Co.?
Sicherlich nicht, dass wir auf Fortschritt und Technologien, auf Entwicklung und Effizienzsteigerung verzichten sollten, sondern, dass wir uns informieren, uns aufklären lassen und uns vor einem Abfluss von Wissen schützen.
Vor allem sollten wir uns bewusst machen: Auch in Deutschland und Europa gibt es viele innovative Lösungen!
Von einer Abhängigkeit von US-Technologien können wir uns ein gutes Stück weit lösen.
Umdenken der Nutzer
Diese erfreuliche Beobachtung machen wir auch bei deutschen E-Mail-Anbietern, die durch die Debatte rund um den Ausspähskandal einen großen Zulauf verzeichnen.
Der „Spiegel“ berichtete, dass die Neuanmeldungen für den E-Mail-Dienst von Freenet um 80 Prozent gestiegen seien.
Ein Umdenken findet also statt. Es gibt auch eine Reihe spannender Firmen und Start-ups in Deutschland, die innovative Verschlüsselungslösungen anbieten.
Und auch deutsche Cloud-Lösungen können jetzt aus dem Schatten der übermächtigen US-Technologien heraustreten.