SuccessFactors Learning oder Litmos Training?
Um der sich wandelnden Situation gerecht zu werden, lohnt sich der Einsatz von Learning-Management-Systemen (LMS) – Lernprogramme lassen sich damit verwalten, Lerninhalte zentral und strukturiert konzipieren, Lernerfolge nachvollziehbar dokumentieren und Reports erstellen.
SAP hat gleich zwei LMS im Angebot: SAP SuccessFactors Learning und SAP Litmos Training. Die Wahl zu haben ist für Unternehmen natürlich grundsätzlich schön. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob wirklich beide Systeme zukunftsfähig sind. Gerade SAP-Anwender haben diesbezüglich schon unschöne Erfahrungen gemacht.
Im Fall von SuccessFactors Learning und Litmos Training besteht nach unserer Einschätzung allerdings keine Gefahr, dass SAP eine der beiden Lösungen in absehbarer Zeit aufgibt. Litmos Training kam im Zuge der Akquise des Cloud-CRM-Anbieters Callidus Software 2018 eher zufällig ins Portfolio, war also kein strategischer Zukauf. Darüber, weshalb SAP die Lösung als LMS neben SuccessFactors Learning betreibt, lässt sich zwar nur mutmaßen.
Die diesjährige Free-Trial-Initiative, umfassende Funktionsupdates sowie der kontinuierliche Ausbau der enthaltenen Lerninhalte sprechen aber eher dafür, dass SAP an einer weiten Verbreitung interessiert ist. Auch für SuccessFactors Learning wurde in diesem Frühjahr ein großes Update veröffentlicht. Dieses bringt tiefgreifende Verbesserungen bei der Learning-Administration mit.
Damit hat SAP eine technologische Lücke zu anderen SuccessFactors-Modulen geschlossen, die seit dem Kauf der Software 2012 bestand. Ohne eine langfristige Perspektive wäre ein solcher Schritt schwer nachvollziehbar.
Dass SAP beide Lösungen dauerhaft betreibt, ergibt mit Blick auf die jeweiligen Stärken und Schwächen und die damit adressierten Zielgruppen durchaus Sinn. SuccessFactors Learning ist vor allem dann interessant, wenn Unternehmen die Weiterqualifizierung als Teil eines ganzheitlichen Talent Managements verstehen.
Das deshalb, weil sich das Learning-Modul nahtlos an die übrigen SuccessFactors-Module anbinden lässt. Auf diese Weise werden komplexere Szenarien möglich: Empfehlungen zu Lerninhalten könnten beispielsweise auf Basis des Kompetenzprofils eines Mitarbeiters erstellt werden und mit Entwicklungs- bzw. Zielvereinbarungen verknüpft werden.
Im Gegensatz dazu ist Litmos Training als Cloud-Stand-alone-Lösung mit offenen Schnittstellen konzipiert. Unternehmen müssen also kein SAP-System im Einsatz haben, um das LMS zu nutzen. SAP-Anwender müssen sich nicht zwingend um eine Integration kümmern. Vorteilhaft ist auch, dass SAP Litmos Training sehr rasch und ohne großen Aufwand eingeführt ist. Zugreifen können auf die Lösung sowohl interne Mitarbeiter als auch externe Stakeholder – was tatsächlich der Ursprung des LMS ist.
Und: Litmos Training stellt aktuell über 200 Kurse kostenlos bereit, das Angebot ist in letzter Zeit stetig gewachsen und dürfte dies künftig weiter tun. Allerdings ist der thematische Fokus recht eng. Ein Großteil der kostenlosen Trainings richtet sich im weiteren Sinne an den Vertrieb und Kundenservice. Hinzu kommen Inhalte zu den Themen persönliche Weiterentwicklung, Führung oder Projektmanagement.
Bevor sich Unternehmen für SuccessFactors Learning, Litmos Training oder ein anderes LMS entscheiden, sollten sie in jedem Fall vorher eine grundsätzlichere Entscheidung treffen: Welche Lernkultur soll künftig im Unternehmen herrschen? Nur wenn der Weiterqualifizierung eine hohe Bedeutung zuerkannt wird und wenn für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden, kann ein Learning- Management-System sein volles Potenzial entfalten.