Rasantes Wachstum trotz Fachkräftemangel
Rund 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze haben die mittelständischen IT-Unternehmen in Deutschland innerhalb eines Jahres geschaffen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in IT-Unternehmen mit 10 bis 499 Mitarbeitern stieg um 4 Prozent auf gut 495.000.
Das ist das zentrale Ergebnis aus dem IT-Mittelstandsbericht 2019 des Digitalverbands Bitkom.
„Der IT-Mittelstand schafft jedes Jahr Tausende neue Jobs. Aber die immer schwieriger werdende Suche nach qualifiziertem Personal begrenzt bei vielen Unternehmen das Wachstum“
sagt der Mittelstandssprecher des Bitkom, Dirk Röhrborn.
„Insbesondere mittelständische Unternehmen sind es, die als IT-Anbieter und -Anwender mit großer Flexibilität und Dynamik die Konjunktur antreiben, neue Arbeitsplätze schaffen und den Standort Deutschland stärken.“
Fachkräftemangel schmälert Umsätze
Der verschärfte Fachkräftemangel setzt mittelständische Unternehmen besonders unter Druck.
„Für IT-Mittelständler ist es eine echte Herausforderung, Fachkräfte für sich zu gewinnen. Jede unbesetzte Stelle wirkt sich negativ auf Wertschöpfung und Innovationskraft der Unternehmen aus“
sagt Röhrborn.
Um dem Fachkräftemangel langfristig entgegenzuwirken, tritt Bitkom für die Förderung digitaler Kompetenzen schon in der Schule ein. Röhrborn:
„In der Berufs- und Studienorientierung sollte noch viel intensiver für IT-Berufe geworben werden. Zudem müssen wir die duale Berufsausbildung und das duale Studium im IT-Bereich stärken.
Auch das Angebot an Informatik-Studiengängen sollte ausgebaut werden, etwa in Kombination mit Ingenieur- und Sozialwissenschaften.“
Kurzfristig müsse das Arbeitsrecht an die Erfordernisse und Möglichkeiten des digitalen Zeitalters angepasst werden, etwa um dem zunehmenden Wunsch nach mehr selbstbestimmtem Arbeiten gerecht zu werden.
So kollidiert die vorgeschriebene elfstündige Ruhepause mit den Tagesabläufen vieler Homeworker. Außerdem steht der überwiegend in ländlichen Gebieten ansässige IT-Mittelstand vielerorts wegen mangelnder digitaler Infrastruktur vor großen Herausforderungen.
Die Politik ist gefordert, optimale Rahmenbedingungen für den zügigen Ausbau von Breitband- und 5G-Mobilfunknetzen zu schaffen.
IT-Freelancer-Markt wächst
Der IT-Freelancer-Markt zählt seit fast zehn Jahren zu einem der wachstumsstärksten in der deutschen Wirtschaft. Lag das Umsatzvolumen der zehn führenden IT-Freelancer-Agenturen mit Dienstleistungen rund um Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern im Jahr 2008 noch bei gerade einmal einer Milliarde Euro, sind es 2018 bereits über 2,4 Milliarden Euro.
Etwas stärker wuchsen die IT-Freelancer-Agenturen mit anderen Dienstleistungen, wie zum Beispiel der Arbeitnehmerüberlassung, sodass sich der Gesamtumsatz in Deutschland im Schnitt um 7,5 Prozent erhöhte.
Hintergrund ist die rechtliche Unsicherheit, die auf Kundenseite durch die im April 2017 in Kraft getretene Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) geschaffen wurde.
Die Folge dieser Verunsicherung: Jedes zehnte Kundenunternehmen möchte nach Schätzung der IT-Freelancer-Agenturen keine Freelancer mehr einsetzen.
„Der Mix aus rechtlicher Unsicherheit und fehlendem Wissen auf Kundenseite hat dazu geführt, dass zahlreiche IT-Projekte nicht besetzt werden konnten und sich teils deutlich verzögern. Die Anbieter reagieren auf diese Situation mit dem Aufbau von Kompetenz, um Kunden beim rechtssicheren Einsatz von IT-Freelancern zu beraten“
beschreibt Jonas Lünendonk, Geschäftsführer von Lünendonk & Hossenfelder, die aktuelle Marktsituation.
Sowohl Management- als auch IT-Beratungen klagen oftmals deshalb, nicht über ausreichende Fachkräfte mit IT-Hintergrund zu verfügen. Diese beiden wichtigen B2B-Dienstleistungsbranchen, die Kundenunternehmen maßgeblich bei der Digitalisierung unterstützen, stehen exemplarisch für den Mangel.
Laut dem Bundesverband Bitkom hat der IT-Fachkräftemangel im Dezember 2018 mit rund 82.000 offenen IT-Stellen einen neuen Höchststand erreicht. Die rechtliche Unsicherheit beim Einsatz von IT-Fachkräften führt nun zu Projektverzögerungen, Verlangsamung bei der Digitalisierung und zu teilweiser Abwanderung der so dringend benötigten IT-Spezialisten.
Die führenden Personaldienstleister für IT-Spezialisten vermuten, dass etwa zehn Prozent der IT-Freelancer Deutschland den Rücken kehren und im Ausland tätig werden, da eine Beschäftigung im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung für sie nicht infrage kommt.
Trotz der Schwierigkeiten, die die Reform der Arbeitnehmerüberlassung geschaffen hat, erwarten führende Anbieter wieder ein zweistelliges Umsatzwachstum.