Process Mining erobert die Neue Welt
Wenn Alexander Rinke zurück in seine neue Heimat – New York – fliegt, ist meist Süßes im Gepäck. „Die deutschen Gummibären schmecken einfach besser.“
Der Co-Gründer und Chief Product Owner von Celonis hat schon in München Process Mining mitentwickelt und ist seit rund einem halben Jahr New Yorker: Er kam, um das Geschäft in Amerika anzukurbeln.
Und er schwärmt noch immer von den USA und der Millionenmetropole. Der Einstieg fiel ihm leicht, denn hier kann er tun, was er am meisten mag: aufbauen.
Dabei kommt ihm zugute, dass Big-Data-Technologien in den USA viel Aufmerksamkeit bekommen. Beste Voraussetzungen also für Process Mining, denn es ist eine spannende neue Kategorie – marktfähig gemacht von Celonis.
Der Bekanntheitsgrad von Celonis steigt auch in den USA – nicht verwunderlich, denn Process Mining erfüllt den Wunsch von Unternehmen nach mehr Effizienz, Transparenz und Compliance in den Geschäftsprozessen.
Die amerikanische Offenheit und Begeisterung gegenüber neuen Technologien steigert zudem das Interesse an dem deutschen Start-up.
Innovationsfreundliches Amerika
Ein neuer Markt erfordert allerdings ein Umdenken bei der Markterschließung: Der gewohnte technikorientierte Einstieg passte nicht mehr.
Amerikanische Unternehmen möchten direkt Anwendungsbeispiele sehen: „Sounds like a great idea, show me how it works“, Europäer hingegen hinterfragen nach Rinkes Erfahrungen zunächst technische Details und sind generell kritischer gegenüber neuen Technologien.
Diese Risikofreude der Amerikaner und das Interesse an Innovationen verkürzten die Anfangsphase im Vergleich zum deutschen Markt für Celonis erheblich.
Der US-Markt ist zwar so groß wie jener in Europa, aber durch ähnliche kulturelle Werte und die gemeinsame Sprache Englisch leichter zu bedienen.
Doch so einfach, wie es klingt, war der Schritt auf den amerikanischen Markt nun doch nicht.
Eine „Eroberung“ des Marktes von Deutschland aus ist laut Rinke nicht möglich:
„Man muss vor Ort sein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Geschäfte dort gemacht werden. Das geht nun mal nicht von München aus.“
Celonis leistete schon ein halbes Jahr vor dem Schritt über den Großen Teich jede Menge Vorarbeit. Empfehlungen zufriedener Kunden wurden genutzt, es gab viele Besuche in den USA, erste Kundenkontakte wurden geknüpft und Partnergespräche geführt – und schließlich gab es die ersten Referenzen.
Die weltweite Partnerschaft mit SAP trug ebenfalls dazu bei, Celonis bekannt zu machen.
Als erster Stützpunkt wurde ganz bewusst New York gewählt. Die Ostküste hat mit Unternehmen aus verarbeitender Industrie, Chemie, Pharma oder Life Science interessante Chancen für Celonis zu bieten.
Diese Kundennähe ist dem ursprünglich bayerischen Start-up – 2011 gegründet – sehr wichtig.
Ein weiteres Office wurde in Miami eröffnet, denn es ist ein guter Ausgangspunkt für die ersten lateinamerikanischen Geschäftsbeziehungen. Aber auch die Nähe New Yorks zu Deutschland war willkommen. Eine geringere Zeitverschiebung optimiert natürlich den Austausch mit Europa.
Große Pläne
Die Büros in New York und Miami sind aber nur die ersten Schritte der Expansion, denn Celonis hat große Pläne für die USA: Fünf bis sechs weitere Büros – unter anderem im Silicon Valley – sind in den nächsten Jahren geplant.
Eine breite Kundenbasis soll möglichst schnell erschlossen werden. Ein realistischer Ansatz, denn beim Process Mining ist Celonis weltweit Technologieführer und konnte bereits in den ersten Monaten in den USA mehrere Fortune-500-Unternehmen wie Cisco, Adobe und Dow Chemicals als Kunden gewinnen.
Eine Startposition, die es jetzt zu nutzen gilt. Rinke ist in den USA angekommen. Er schätzt den Kundenkontakt zu experimentierfreudigen Amerikanern, die er nur zu gerne von der innovativen Celonis-Technologie begeistert, und er genießt das Leben in der Stadt, die niemals schläft.
Ein Geheimrezept für den garantierten Erfolg in den USA hat er jedoch nicht:
„Man muss sich anpassen und darf nicht davon ausgehen, dass die Geschäfte genauso laufen wie zu Hause.“
Und so wird er wohl auch weiterhin bleiben.
Aber dennoch darf eines in den USA nicht fehlen: die bayerische Gemütlichkeit – ein Wiesn-Bild hängt schon im Büro mitten in Manhattan. Und selbstverständlich müssen die amerikanischen Kollegen lernen, wie „a gscheit’s Weißbier“ schmeckt.
Ein Wiesn-Flug nach München für das gesamte amerikanische Celonis-Team ist bereits gebucht.