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Mehr Business Continuity

Waren es bei der Universitätsmedizin Göttingen im möglichen Fall eines Systemausfalls etliche Stunden, bis SAP-Anwendungen die Geschäftsabläufe wieder unterstützten, werden die Systeme seit kurzem mit eines innovatives Business-Continuity-Optimierungskonzepts im Minutenbereich wiederhergestellt.
Gottfried Welz, Fachjournalist
28. Februar 2019
Mehr Business Continuity
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Umgesetzt wurde die Optimierung gemeinsam mit der Dienstleistungssparte von Empirius unter Verwendung der Zerto-IT-Resilience-Plattform.

Wie andere Unternehmen, die auf SAP-Anwendungen zur Unterstützung ihrer Geschäftsprozesse setzen, stellt die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) von Zeit zu Zeit ihre IT auf den Prüfstand.

Speziell in Sachen High Availability (HA) und Disaster Recovery „identifizierten wir als Ergebnis einer IT-Analyse vor knapp drei Jahren einen dringenden Optimierungsbedarf bei der Business Continuity.

Die Zeit bei einem möglichen Systemausfall für die SAP-Wiederherstellung sollte anstelle von etlichen Stunden in einem vertretbaren Minutenbereich erfolgen – und das zu überschaubaren Kosten“

erklärt Udo Flachs Nóbrega, Sachgebietsleiter Applikationsadministration bei der UMG.

Udo Flachs

Mit dem gewählten Dienstleistungspartner, Empirius aus München, mit dem man bereits in der Vergangenheit einige Projekte im SAP-Basis-Bereich realisierte und der Softwarelieferant der eingesetzten Lösung Blue System Copy für die Erstellung von SAP-Systemkopien ist, nahm die UMG das Business-Continuity-Projekt (BC) in Angriff.

In einem ersten Schritt erfolgte eine Evaluierung möglicher BC-Konzepte respektive HA- und DR-Lösungen. Dabei kristallisierte sich relativ früh heraus, dass beispielsweise reine datenbank- oder Storage-zentrierte DR-Konzepte und Lösungen die gestellten Erfordernisse nur zum Teil erfüllten und auch kostenseitig nicht den Vorstellungen der UMG entsprachen.

Zusammengefasst unter der Universitätsmedizin Göttingen der Georg-August-Universität sind die Medizinische Fakultät der Universität und das Universitätsklinikum.

Ziel der Verzahnung ist die organisatorische Integration von Medizinischer Fakultät und Universitätsklinikum in Krankenversorgung sowie Lehre und Forschung.

Es gibt eine dreiköpfige Vorstandsleitung mit den Ressorts Forschung und Lehre, Krankenversorgung sowie Wirtschaftsführung und Administration, zu dem auch die IT zählt.

Das Klinikum stellt mit rund 1500 Betten einen zentralen Schwerpunkt in der Krankenversorgung in der Region Südniedersachsen dar. Wobei die UMG mit rund 7700 Mitarbeitern (mit Medizin, ohne Hilfskräfte) der größte Arbeitgeber der Region ist.

Eingesetzt werden bei der UMG seit rund 20 Jahren verschiedene NetWeaver-basierte SAP-Anwendungen (FI/CO, MM, PM, SD, HR sowie Branchenlösungen) zusammen mit der Datenbank von Oracle und dem Betriebssystem Windows. Rund 10.000 SAP-User gibt es derzeit.

Wie UMG-Sachgebietsleiter Flachs Nóbrega ausführt, „sind für uns die SAP-Anwendungen business- oder unternehmenskritisch. Ein längerer, gar stundenlanger SAP-System­ausfall wäre schlichtweg fatal“.

Unterbrechungsfrei versus Wiederherstellung

Vor diesem Hintergrund entschied sich die UMG auf Empfehlung des Dienstleisters Empirius für einen Lösungsansatz, bei dem eher die Sicherstellung von unterbrechungsfreien Geschäftsabläufen im Fokus stand und nicht die Wiederherstellung von IT-Komponenten, wie etwa Nutzung einer Schattendatenbank-Lösung. Recovery- Time-Objective- sowie Recovery-Point-Objective-Betrachtungen wurden dabei berücksichtigt.

Grob skizziert findet bei der UMG heute eine ständige SAP-Datensystemreplikation (insgesamt 19 Server und Datenbanken, vollvirtualisiert mit VMware) des produktiven Rechenzentrums in ein Notfallrechenzentrum (mit ebenfalls 19 Servern und Datenbanken) statt, sodass praktisch eine permanente System- beziehungsweise Datenspiegelung erfolgt.

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Und zwar in einem Zeitintervall von jeweils wenigen Minuten. Beim Ausfall eines oder mehrerer SAP-Produktivsysteme wird auf das Notfallrechenzentrum umgeschaltet, eine Verbindung mit den SAP-Applikationsservern und der SAP-Systembetrieb erfolgen anschließend von dort aus.

„Welcher Replikationsstand zum Tragen kommen soll, kann frei bestimmt werden. So sind wir auch in der Lage, Fehler zu analysieren. Das Produktiv-Rechenzentrum befindet sich auf dem Campus der UMG, das angebundene Notfallrechenzentrum in der Stadt Göttingen“

so Flachs Nóbrega.

Als Kernelement des neuen Business- Continuity-Konzepts dient die innovative, einfach handhabbare und kosteneffektive Lösung Zerto-IT-Resilience-Plattform (siehe Kasten).

Aufgrund von Zerto spart die UMG jährlich im Vergleich mit einer traditionellen BC-Lösung aufbauend auf gespiegelten Datenbanken hohe Beträge für Lizenzkosten ein.
Regelmäßige Notfalltests

Alle SAP-HR/HCM-Systeme wurden im April 2018 auf das neue Business-Continuity-Konzept umgestellt. FI/CO-, MM-, PM-, SD-Systeme folgten im November 2018. Wie es von der UMG heißt, „haben wir uns mittlerweile umfänglich in die Handhabung der neuen Lösung respektive in den Umgang mit Zerto eingearbeitet.

Zum Beginn des Projektes wurden wöchentlich Notfalltests durchgeführt, Feinjustierungen vorgenommen und nun funktioniert alles bedarfsgerecht“.

Es genüge schließlich nicht, eine pfiffige HA-Lösung im Einsatz zu haben, sondern im Fall der Fälle auch zu wissen, wie man damit umgeht. Die Implementierung der neuen Lösung erfolgte zusammen mit Experten von Empirius, die auch weiterhin in allen Fragen zum Systembetrieb oder zu Zerto zur Verfügung stehen.

Aus Sicht der Universitätsmedizin Göttingen hat sich das Projekt in jedem Fall gelohnt. Während die Wiederherstellung in der Vergangenheit mit der Vorgänger­lösung mehrere Stunden in Anspruch nahm, sogar bis zu einem Tag, ehe SAP oder die Geschäftsprozesse wieder genutzt werden konnten, sind es mit der jetzigen BC-Lösung maximal rund 15 Minuten.

„Außerdem kann die Notfallumgebung auch als SAP- Produktivsystem eingesetzt werden, etwa bei Wartungsarbeiten oder geplanten Auszeiten bei der Produktivumgebung. Zuvor wird einfach umgeschaltet“

erklärt Flachs Nóbrega.

Auch bestehe nun die Möglichkeit, jederzeit aus der Notfallumgebung heraus Sandboxen mit anonymisierten Produktivdaten zu erstellen, beispielsweise zum Testen neuer Funktionen. Mit einer klassischen DR-Datenbanklösung sei dies so nicht umsetzbar.

Bei der UMG ist man aktuell mit der Erstellung der ERP-Strategie 2030 intensiv beschäftigt, die ihren Schwerpunkt in der digitalen Transformation hat. Anhand der Unternehmensziele, Investitionssicherung und Integration wird die ERP-Strategie erstellt und die Zukunftsarchitektur abgeleitet.

2019 soll die Entscheidung durch den Vorstand der UMG und das Präsidium der Uni gefällt werden. „Hier hat das Thema Business Continuity eine ebenso hohe Priorität“, streicht Flachs Nóbrega abschließend heraus.

https://e3mag.com/partners/empirius-gmbh/

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Gottfried Welz, Fachjournalist

Gottfried Welz ist Fachjournalist und hat für das E-3 Magazin geschrieben.


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