Frauenproblem?
Die IT-Branche sucht unentwegt nach neuen Kräften. Trotz steigender Stellenanzahl bleibt der Ansturm neuer Fachkräfte auf dem Markt jedoch aus. Dabei profitieren Unternehmen von einer höheren Frauenquote in IT-Abteilungen – denn mit jeder Person im Team steigt die Anzahl der verschiedenen Blickwinkel bei der Erstellung von Lösungsstrategien.
Wie in jeder anderen Branche gilt auch in der IT: Je größer die Vielfalt im Team, desto konstruktiver der Austausch und umso besser die Ergebnisse. Doch nur wenige weibliche Kräfte kommen langfristig in der IT an.
„Einzig ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis bringt ein Maximum an Vielfalt in der Entwicklung von Ideen sowie Problemlösungen und dadurch mehr Innovationen in die Unternehmen“
sagt Consuela Utsch, Geschäftsführerin von Acuroc und Expertin für Human Resource Management.
„Viele Führungsetagen müssen ihre Rahmenbedingungen hier jedoch anpassen, wenn sie mehr Frauen für die IT gewinnen wollen. Lohngerechtigkeit, Gleichstellung sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie nehmen für Arbeitnehmer einen immer höheren Stellenwert ein.“
Digitale Lösungen wie z. B. ein übergreifendes Programm- und Projektmanagement sorgen für eine effiziente Arbeitsauslastung eines jeden Mitarbeiters und mindern gleichzeitig den Stress für die Belegschaft.
Klischee: Außenseiter mit Hornbrille
Das Stereotyp des Informatikers als „sozialer Außenseiter“ mit Hornbrille und Strickpulli hält sich bis heute hartnäckig. Dabei lässt sich in den weiterführenden Schulen diesem Rollenklischee bereits entgegenwirken.
Das Interesse von Mädchen an den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik besteht und ist zwischen dem 11. und dem 16. Lebensjahr sogar am größten. Ab diesem Alter sinkt es jedoch rapide.
„Schulen müssen bereits hier ansetzen und das Interesse weiblicher Nachwuchskräfte aufrechterhalten“
so Utsch, selbst studierte Informatikerin, Mathematikerin und Physikerin.
Ein Weg wäre, MINT-Fächer wie beispielsweise die Informatik nicht nur als Wahlfach anzubieten. Denn gerade die Informatik ist von großer Bedeutung, durchdringt die Digitalisierung doch längst alle Lebens- und Arbeitsbereiche.
„Steigender Kommunikationsbedarf sowie der Anspruch, flexibel und schnell bedarfsgerechte Lösungsstrategien zu entwickeln, können durch neue digitale Möglichkeiten bewältigt werden. Das macht die IT zu einer der kreativsten Branchen überhaupt“
so Utsch.
Fehlende Vorbilder
Momentan wählen in der gymnasialen Oberstufe lediglich 0,3 Prozent der Schüler die Informatik als Leistungskurs, davon sind nur rund 20 Prozent weiblich. Die Entscheidung für die jeweiligen Leistungskurse gilt als wichtiger Indikator für die spätere Berufswahl.
Ein Grund, warum sich junge Frauen eher für ein Studienfach wie etwa Lehramt oder Pädagogik entscheiden, ist der Mangel an weiblichen Vorbildern aus der IT. Denn viele erfolgreiche Frauen in der Branche bleiben unbekannte Größen.
So entwickelte beispielsweise Grace Murray Hopper die Programmiersprache Cobol, die Mathematikerin Ada Lovelace gilt als Begründerin des Programmierens, beim US-IT-Riesen IBM fungiert seit 2012 Virginia Rometty als Präsidentin und Gabriele Ruf trägt aktuell die Verantwortung für den globalen IT-Betrieb von Daimler.
Diese Beispiele zeigen, welchen Stellenwert sich Frauen in der IT bereits erarbeitet haben.
„Je mehr sich jetzt für diesen Bereich entscheiden, desto leichter fällt es Frauen zukünftig, in der vermeintlichen ‚Männerdomäne IT‘ Fuß zu fassen“
so Utsch.