Europas digitale Strategie
In seiner Rede anlässlich des Digital World Congress 2016 in Frankfurt forderte der Wissenschaftler und Unternehmer, durch europaweite Anstrengungen der Dominanz aus den USA und Asien zu begegnen.Diese Dominanz erhält durch den zu befürchtenden Protektionismus der USA eine dramatische Bedeutung.
Viele Fragen könnten, so Scheer, nicht mehr nur aus Deutschland national bestimmt werden, sondern würden mindestens eine europaweite Abstimmung und eine konzertierte Aktion benötigen.
August-Wilhelm Scheer, In seiner Eröffnungsrede zum Kongress:
„In diesem Jahr wird mit Kommissar Oettinger die wichtigste Repräsentationsfigur des IT-Sektors der EU beim Nationalen IT-Gipfel anwesend sein. Dieses zeigt ganz deutlich, dass wir viele IT-Fragen, etwa Fragen der Infrastruktur oder der Standards, nicht mehr nur aus Deutschland national bestimmen können, sondern dass wir hier mindestens eine europaweite Abstimmung und eine konzertierte Aktion benötigen. Nur so können wir uns gegen die Übermacht der großen IT-Anbieter aus Amerika und Asien wirksam verteidigen. Nur so können wir auch dem nach der US-Präsidentenwahl drohenden Protektionismus begegnen. Wir haben in Europa und auch in Deutschland einen sehr großen Markt für IT-Anwendungen, aber wir spielen auf der Anbieterseite bei Hard- und Software, gemessen an unserer Marktbedeutung, eine zu geringe Rolle. Es darf nicht sein, dass die USA den Brain liefern, Asien produziert und Europa nur kauft“
Ändern könne man dieses nur durch eine europaweite Aufholstrategie mit dem Ziel, nationale und damit auch deutsche Kompetenzen in eine europäische Initiative einzubringen, um eine Führungsrolle auf dem IT-Sektor einzunehmen.
Das sei nicht nur für die IT-Industrie erforderlich.
Entwicklungen wie Industrie 4.0 zeigten, dass auch die klassischen Branchen, in denen Deutschland mit anderen europäischen Nationen führend auf dem Weltmarkt sei, durch die IT verändert werden.
Scheer sieht dabei die Gefahr, dass, wenn man nicht in Deutschland und Europa über die entsprechende IT-Kompetenz in Hardware und Software verfüge, man diese Branchen künftig nur durch Kooperationen mit den USA und Asien modernisieren könne.
August-Wilhelm Scheer:
„Das heißt, wir sind abhängig und nicht mehr an der Spitze der Entwicklung. Wir müssen aber genau diese Führungsrolle in unseren erfolgreichen Branchen behalten und ausbauen, das geht nur mit einer entsprechenden Digitalisierungskompetenz. Gefragt ist hier eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft, in Sonderheit der ITK-Branche, von der Forschung und auch von der gesamten Gesellschaft“