Ein neues Traumpaar
Edge Computing unterstützt die Verlagerung der Datenverarbeitung von zentralisierten Rechenzentren an entfernte, verteilte Standorte, im Fall von Factory Edge etwa an ein Device wie einen Roboter in der Fabrikhalle. Dadurch ergeben sich verschiedene Vorteile: Wenn Rechenoperationen einschließlich Datenverarbeitung und -analyse näher an der Quelle durchgeführt werden, bestehen keine Herausforderungen hinsichtlich Latenz oder Bandbreite. Zudem werden durch die Reduzierung von Übertragungsverzögerungen auch Serviceausfälle vermieden.
Durch diese Leistungsmerkmale ist Edge Computing die ideale Basis für die Umsetzung innovativer Industrie-4.0-Projekte im produzierenden Gewerbe. Eine Factory-Edge-Infrastruktur unterstützt eine stärkere Vernetzung von Fertigung und Logistik sowie die Optimierung von Produktionskapazitäten und Logistikprozessen. Mit dem Factory-Edge-Konzept können unter anderem potenzielle Fehler an der Montagelinie proaktiv entdeckt, die Produktqualität verbessert und mögliche Ausfallzeiten durch eine vorausschauende Wartung reduziert werden.
Voraussetzung für die Umsetzung einer Factory Edge mit einer Neuordnung von Prozessen und der Datennutzung ist eine adäquate Systemlandschaft: etwa mit Sensoren, drahtlosen Gateways, operativen Dashboards oder agilen Backend-Systemen. Vor allem aber bedeutet die Vernetzung und Digitalisierung von Produktions- und Logistikprozessen eine Verknüpfung der IT mit den Anlagen oder Steuersystemen an der Produktionslinie, die auch zu veränderten Anforderungen an die IT selbst führt.
Für die Realisierung einer modernen Fertigungsumgebung ist eine IT-Infrastruktur erforderlich, die auf Containern, Kubernetes, agiler Entwicklung, KI und ML sowie Automatisierung basiert. All diese Technologien sind Komponenten einer offenen Hybrid-Cloud-Plattform wie Red Hat OpenShift, die auch umfassende Edge-Implementierungen unterstützt.
Wenn es um die Vernetzung von IT und Anlagen geht, kommen in der verarbeitenden Industrie zwangsläufig auch SAP-Systeme ins Spiel. In einer offenen Hybrid-Cloud-Infrastruktur können SAP-Anwendungen mit der Etablierung agiler End-to-End-Prozesse, die eine Echtzeitintegration in SAP-Transaktionen und -Daten beinhaltet, eine wesentliche Komponente einer innovativen Factory-Edge-Implementierung bilden.
Im Factory-Edge-Kontext sind mehrere SAP-Anwendungsszenarien denkbar, die teilweise bereits umgesetzt sind. SmartShift, Anbieter von Lösungen für intelligente, automatisierte IT-Transformationen, und die BMW Group etwa haben mit Favor eine Microservice-basierte Logistik-Applikation entwickelt. Die auf OpenShift basierende Lösung wird eingesetzt, um die Korrektheit von Rechnungen zu prüfen und gegebenenfalls die Daten in das SAP-Managementsystem für Frachtkosten der BMW Group zu integrieren.
Darüber hinaus gibt es aber weitere Use Cases, die die Factory-Edge- und SAP-Zukunft bestimmen werden. Dazu gehört unter anderem die Integration des Condition-based Monitoring in die SAP-Instandhaltung. Damit kann ein Ausfall erkannt beziehungsweise prognostiziert werden – etwa durch das Messen eines ansteigenden Stromverbrauchs oder von Vibrationen. In SAP kann dann ein Wartungsauftrag angelegt werden, der in die Produktionsplanung einfließt, um eine Downtime zu minimieren. Das Ergebnis ist eine Erhöhung der Gesamtanlageneffektivität.
Die Erfassung und Vorbereitung von Live-Produktionsdaten in Lösungen wie SAP Carbon Footprint Analytics und die Nutzung der Bilderkennung an der Produktionslinie mit einer Datenintegration in das SAP-Qualitätsmanagement sind ebenfalls möglich.
Generell wird Factory Edge die Basis für die Umsetzung innovativer Industrie-4.0- und IoT-Szenarien sein – und damit für effiziente und intelligente Geschäftsprozesse mit einer agilen SAP-Anbindung. Und die zugrunde liegende IT-Infrastruktur wird eine offene Hybrid-Cloud-Architektur sein, die die einheitliche Erstellung und Ausführung von Lösungen in Cloud-, On-premises- und Edge-Umgebungen unterstützt.