Digitalisierungsschub und sinkende IT-Ausgaben
Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten, auch wenn die Anforderungen steigen, wie 81 Prozent der Befragten einräumen. Der größte Handlungsbedarf zeichnet sich bei der Effizienzsteigerung bestehender Prozesse sowie der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und Services ab. Bei der Digitalisierung der Kernprozesse genießt SAP einen Vertrauensvorsprung.
Laut der Online-Umfrage der DSAG im Sommer 2020 geht bei 74 Prozent der Befragten der Umsatz stark zurück bzw. zurück und nur 19 Prozent nehmen keine Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Umsatz wahr. Immerhin können sieben Prozent konstatieren, dass ihr Umsatz stark steigt bzw. steigt.
Als Konsequenz von Corona auf die IT-Budgets rechnen 22 Prozent mit einem Rückgang um über 20 Prozent. Klar ist aber auch, dass die Anforderungen bezüglich der Digitalisierung in den Unternehmen durch Corona prinzipiell zunehmen. Dem stimmen 81 Prozent der Befragten voll und ganz bzw. größtenteils zu.
Marktforscher und Analyst Forrester prognostiziert, dass die Technologieausgaben in Deutschland, Großbritannien und Frankreich im Jahr 2020 in einem optimistischen Szenario zwischen fünf und sieben Prozent sinken werden im Vergleich zum Vorjahr. Gründe hierfür sind die Coronaviruskrise und die daraus resultierenden Rezessionen.
Nach dem größten Handlungsbedarf aufgrund der Coronakrise in Bezug auf die Digitalisierung im SAP-Kontext befragt, antworteten 72 Prozent der DSAG-Mitglieder mit der Effizienzsteigerung bestehender Prozesse. Als im vergangenen Jahr im Zuge der DSAG-Jahreskongress-Umfrage nach den Bereichen mit den größten Auswirkungen durch die digitale Transformation gefragt wurde, stand die Effizienzsteigerung noch mit 62 Prozent am höchsten im Kurs.
Die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und Services steht in diesem Jahr bei 36 Prozent und damit weiterhin an zweiter Stelle. Eine flexiblere Beziehung zwischen Kunden und Partnern im Rahmen einer Plattformstrategie sehen nur 24 Prozent als wichtig an.
„Es ist verständlich, dass die Effizienzsteigerung als klassisches Handlungsfeld immer noch vorn liegt. Ich sehe darin eine klare Reaktion auf den geringeren Umsatz und die kleineren IT-Budgets“, so der ehemalige langjährige DSAG-Chef Marco Lenck.
Allerdings hat die DSAG bereits in ihrem Statement zu Corona darauf hingewiesen, dass Unternehmen, die in Zukunft erfolgreich sein wollen, langfristig nicht nur ihre Geschäftsprozesse digitalisieren sollten, sondern auch ihre Geschäftsmodelle verändern müssen.
Ein differenzierteres Bild im Vergleich zu Forrester zeichnet demnach der deutsche Marktforscher Lünendonk in einer Blitzumfrage: Nach monatelanger Unsicherheit aufgrund der Covid-19-Pandemie korrigieren die Business-to-Business-Serviceunternehmen (B2B) ihre Umsatzprognosen. Im Rahmen einer Blitzumfrage des Marktforschungsunternehmens Lünendonk und Hossenfelder rechnen 57 Prozent der B2B-Serviceunternehmen mit einer negativen Umsatzentwicklung.
Bei einer ersten Blitzumfrage im März gingen noch 89 Prozent von einem Rückgang aus. Während 16 Prozent aktuell mit stagnierenden Umsätzen 2020 planen, gehen 27 Prozent trotz Corona von einem Umsatzwachstum aus. Am stärksten betroffen sind die Anbieter von Zeitarbeit und Personaldienstleistung, Industrieservice und Managementberatung. Facility-Service- und IT-Unternehmen sowie Wirtschaftsprüfer und Steuerberater blicken optimistischer in die Zukunft.
Detailliert auf den IT-Markt sind die Analysten von Forrester eingegangen: Deutschland wird im Jahr 2020 im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich mit einem Rückgang der Technologieausgaben um 5,2 Prozent weniger stark betroffen sein. Das wahrscheinlichste Szenario sieht einen Umsatzrückgang bei Computerausrüstung um acht Prozent, bei technischen Beratungsdiensten um sechs Prozent und bei Software um fünf Prozent.
„Die Coronakrise hat gezeigt, dass es ungeheuer wichtig ist, schnell auf neue Anforderungen reagieren zu können. Das scheint noch nicht bei allen angekommen zu sein. Da sehen wir uns neben SAP auch in der Pflicht, weiter Aufklärungsarbeit zu leisten“, kommentiert Lenck.
Weiters berichtete der SAP-Anwenderverein Mitte Oktober, dass von den verstärkten Digitalisierungsbemühungen auch die S/4-Projekte der DSAG-Mitglieder profitieren. Der Zug der Digitalisierung fährt, die Unternehmen haben erkannt, wie wichtig das Thema ist, und kommen voran. Dabei bewegen sie sich jedoch in einem Spannungsfeld aus sinkenden Umsätzen und massiv schrumpfenden IT-Budgets bei gleichzeitig höheren Anforderungen durch die Digitalisierung.
Bezüglich der SAP-Produktstrategie hat sich die Wahrnehmung unter den DSAG-Mitgliedern im Vergleich zum vergangenen Jahr nur leicht geändert. Für voll und ganz bzw. größtenteils belastbar und vertrauensvoll halten 31 Prozent die SAP-Produktstrategie und -Roadmaps, das sind sieben Prozentpunkte mehr als 2019. Auf teilweise Zustimmung stößt die Aussage bei 42 Prozent, ein Rückgang von drei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Weniger oder gar keine Zustimmung erhält SAP in diesem Punkt von 27 Prozent. Das ist eine leichte Verbesserung gegenüber dem vergangenen Jahr. Sie zeigt, dass sich etwas getan hat und die Richtung stimmt. Aber das ist am Markt noch nicht in vollem Umfang angekommen. Hier besteht für SAP noch erheblicher und nachhaltiger Kommunikationsbedarf.