Digitalisierung: Die zukünftige Rolle des ERP


Alle Kommunikation im Wirtschaftsleben wird in Zukunft nur noch digital erfolgen. Die Grenzen der Unternehmen werden durch die Einbeziehung von Partnern, Kunden, Lieferanten, Verwaltung und Öffentlichkeit aufgebrochen.
Es geht nicht mehr nur um die Nutzung und Verwaltung eigener Informationen des Unternehmens, sondern um die Einbettung in die neue DiConomy – die digitale Wirtschaftswelt.
Diese Informationsflut stellt die IT-Lösungen in den Unternehmen auf den Prüfstand. Alternativen tun sich längst mit Angeboten in der Private Cloud und der Public Cloud auf. Auch die Rolle des ERP muss daher neu bewertet werden.
ERP-Systeme waren bisher der Fels in der Brandung der Informationsflut. Kein größeres Unternehmen konnte ohne ERP für die geschäftskritischen Daten auskommen.
In der Welt der ERPs herrscht Ordnung. ERPs wurden im Laufe der Zeit immer mehr erweitert, funktional um CRM, PLM und andere Disziplinen, aber auch anwendungsorientiert um komplette Branchenlösungen.
Längst können ERP-Lösungen auch schwach strukturierte Informationsobjekte wie Dokumente nutzen und einbinden. Die zentrale Position des ERP scheint damit auf den ersten Blick ungefährdet.
Aktuelle Herausforderungen
Betrachtet man jedoch die Veränderungen bei Nutzungsmodellen und Informationstypen, ergibt sich ein anderes Bild. Herkömmliche aufwändige Benutzeroberflächen stehen nun in der Konkurrenz mit einfach, intuitiv und fokussierter arbeitenden Apps.
Die Einbeziehung von Kunden, Lieferanten und Partnern stellt die Berechtigungs- und Informationsklassifikationskomponenten vor neue Herausforderungen, die sich bis in die Gestaltung der Lizenzpolitik niederschlagen.
Big Data und Analytics beziehen in ihre Auswertungen längst andere Quellen mit ein, die die Vorrangstellung des ERP als Hort der digitalen Wahrheit angreifen.
Lösungsansätze
Wie reagiert die ERP-Welt auf diese Herausforderungen? Zum einen mit angepassten, vorgefertigten Lösungen aus der Cloud. Neben den bisherigen Modellen mit eher klassischem Outsourcing durch Betrieb der ERP-Lösung in einem Rechenzentrum kommen neue Lösungen wie portalbasierte für Gruppen von Unternehmen und Unternehmensverbünden, aber auch echte SaaS-Cloud-Lösungen auf den Markt, die mit geringem Aufwand adaptierbar sind.
Integratoren und innovative Anbieter, die z. B. mit Datenbrillen direkt Informationen aus den ERP-Systemen situationsgerecht nutzbar machen, bieten Ansätze für neue Benutzeroberflächen.
Schwieriger ist es, langjährig gewachsene Architekturen im Untergrund der Systeme so zu modernisieren, dass sie sich den neuen Umgebungen anpassen. Hier ist SAP mit Hana einen strategischen Schritt nach vorn gegangen.
Dennoch sind in vielen Installationen die gewachsenen und individuell stark angepassten ERP-Lösungen in der Gefahr, sich vom „Fels in der Informationsbrandung“ zum „Klotz am Bein“ zu entwickeln.
Informationsmanager stehen heute vor dem Problem, sich den Veränderungen zu stellen – mehr noch den neuen geschäftlichen Anforderungen des „Business“, der Prozesse und der Handhabung der Information als der IT unter technischen Gesichtspunkten.
Die Entwicklung und das Durchhalten einer Strategie sind immer schwieriger geworden, da Veränderungen bei Technik, Anforderungen und Nutzungsmodellen immer schneller und immer disruptiver auf sie einstürzen.
Die Rolle des ERP im eigenen Haus, outgesourct oder als Cloud-Angebot, ist daher einer der aktuell zentralen Diskussionspunkte bei den CIOs und anderen C-Level-Verantwortlichen.
Dies ist auch auf dem Strategiegipfel IT & Information Management am 23./24. September 2015 in Berlin ein zentrales Thema. Die Rolle des ERP in der digitalen Transformation und als Grundlage für Industrie 4.0 zieht sich wie ein roter Faden durch die Best-Practice-Vorträge namhafter CIOs und IT-Verantwortlicher aus Unternehmen wie Volkswagen, DLR und KHS.
Ohne die Neudefinition der Rolle des ERP lassen sich viele andere Probleme – von der Sicherheit über die Information Governance bis zur Unterstützung innovativer Geschäftsmodelle – nicht lösen.