Booster oder Game over
Zukunft von SAP IS-Healthcare in der DACH-Region
SAP hat IS-H abgekündigt und lange Zeit standen die Gesundheitsbranche und insbesondere Krankenhäuser vor der Herausforderung, dass es keine Nachfolge für die SAP-Branchenlösungen Patientmanagement (bekannt als IS-H) für Gesundheitseinrichtungen und Cerner i.s.h.med, das klinische Informationssystem von Partner Cerner, geben wird. Eine der ersten Reaktionen: Viele Spitäler stoppten auch die bereits begonnene S/4-Conversion und überlegen, eventuell die SAP-Community vollkommen zu verlassen.
Healthcare-Booster
Warum SAP sich aus dem Healthcare-Markt mit vielen neuen und innovativen Produkten verabschiedet, ist schwer nachzuvollziehen. Künstliche Intelligenz, stärkere Vernetzung, Augmented und Virtual Reality sowie Wearables prägen zunehmend den Gesundheitsbereich. Sie führen schon heute zu Effizienzsteigerungen sowie Verbesserungen bei Therapien und zum Gesundheitserhalt. Als potenziell große Innovation wird das sogenannte Healthcare-Metaverse gehandelt. Für viele Experten könnte es gar zum Gamechanger in zahlreichen medizinischen Anwendungsbereichen werden. Die Management- und Technologieberatung BearingPoint und das Handelsblatt Research Institute (HRI) haben in einer neuen Studie die Potenziale eines Healthcare-Metaverse genauer unter die Lupe genommen.
SAP ist offensichtlich an diesem Gamechanger nicht interessiert. SAP hat für die Software ERP/ECC 6.0 eine Wartungszusage bis zum 31. Dezember 2027 gegeben, an die sich eine kostenpflichtige, optionale Extended-Wartung bis Ende 2030 anschließt. Während zahlreiche DSAG-Umfragen belegen, dass immer mehr Unternehmen sich auf eine Migration ihres Systems in die neue S/4-Umgebung vorbereiten oder bereits migriert sind, stellt der Wechsel zu dieser neuen ERP-Generation Gesundheitsdienstleister wie Kliniken oder Krankenhäuser vor besondere Herausforderungen. Bis zuletzt war unklar, wie es für Anwender aus dem Gesundheitswesen, die bisher auf IS-H gesetzt haben, weitergehen wird. „Nun herrscht Gewissheit: Für die Branchenlösung IS-H wird es ab 2031 nur noch kundenspezifische Wartung geben. Aus DSAG-Sicht ist das sehr enttäuschend“, sagt Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen und Public Sector.
Digitaler Zwilling
SAP wird über die bestehenden Schnittstellen hinaus weitere unterschiedliche Möglichkeiten bieten, um Krankenhausinformationssysteme, die zukünftig die bisherigen IS-H-Funktionalitäten abbilden sollen, in das S/4-System zu integrieren. Die bis dato in IS-H abgebildeten Funktionalitäten für Patientenadministration und -abrechnung sollen zukünftig durch moderne Krankenhausinformationssysteme verschiedener Hersteller abgedeckt werden. Inwiefern bzw. ob das klinische Informationssystem von Cerner (i.s.h. med) dies künftig ermöglichen wird, ist noch offen.
Bereits seit einigen Jahren befindet sich der Gesundheitsbereich in Deutschland in einem digitalen Umbruch. Hinsichtlich neuer Angebote im Bereich der Telemedizin wird zunehmend auch über die Potenziale eines Healthcare-Metaverse diskutiert. Stefan Savu, Partner bei BearingPoint: „Ein zentraler Aspekt für das Metaverse ist das Konzept des digitalen Zwillings, des Avatar – also eine digitale Kopie von uns selbst. Ein Healthcare-Metaverse könnte somit zum echten Gamechanger für den gesamten Gesundheitsbereich werden und uns zukünftig dabei unterstützen, noch gesünder und auch länger zu leben.“ SAP scheint an dieser Entwicklung kein Interesse mehr zu haben.