Bildungsarbeit 4.0
Dennoch ist der Begriff in deutschen Fertigungsunternehmen noch nicht hinlänglich bekannt. Demnach sagen die Führungskräfte von gut jedem dritten Unternehmen (32 Prozent) aus der Automobilbranche, dem Maschinenbau, der chemischen Industrie sowie der Elektroindustrie, dass sie bislang noch nichts über Industrie 4.0 gehört oder gelesen haben.“
Ein erschreckendes Ergebnis?
Nicht unbedingt, denn die Frage bleibt unbeantwortet, ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist. Tatsache hingegen ist, dass es in Deutschland ein hervorragendes und sehr dichtes Mediennetz gibt – hinsichtlich Qualität und Quantität.
Wo ist das Problem? Diese Kanäle und damit die Redaktionen und Fachjournalisten werden immer weniger kontaktiert und eingebunden. Vielfach begnügen sich führende Industrieunternehmen mit kurzweiligen Twitter-Nachrichten und selbst verfassten Jubelmeldungen als nachhaltige Kommunikations- und Bildungsarbeit.
Ein Beispiel:
Mit viel Aufwand und Geld engagiert SAP freie Texter, damit diese unreflektierte und kritiklose Berichte über Walldorf verfassen. Veröffentlicht werden diese Texte dann auf der eigenen Homepage oder in wiederum zugekauften Kanälen.
Eine offene, vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit der freien Presse in Form einer CeBIT-Pressekonferenz gab es dieses Jahr nicht. Stattdessen wurden wenige Journalisten und Analysten zu Einzelgesprächen geladen.
Das E-3 Magazin bekam naturgemäß keine Einladung – mittlerweile sehen wir das als Auszeichnung und Anerkennung unserer kritischen und konstruktiven Berichterstattung.
Aber nicht nur SAP reduziert die Kommunikation mit den freien Medien auf ein Minimum. Auch andere IT-Unternehmen zeigen ähnlich eingeschränkte Bereitschaft zum Dialog.
Das Ergebnis:
Man berichtet sehr reduziert, weil die Informationslage dürftig ist, oder man ergeht sich in Spekulationen und Meinungsjournalismus. Treffend würde an dieser Stelle eine Diskussion über Bring- und Holschuld Platz finden, aber im Fach- und Community-Journalismus sind die Dinge etwas einfacher:
Auf der einen Seite stehen die großen, globalen IT-Konzerne, auf der anderen Seite die vielen regionalen Special-Interest-Magazine – eine weitere Bring- und Holschuld-Diskussion erübrigt sich von selbst.
SAP sägt an dem Ast, auf dem man sitzt. Es gibt nachweislich ein Informationsdefizit zu Hana und S/4. Zahlreiche Fragen auf der Sapphire haben es bewiesen:
„Ich bin schockiert“, sagte Professor Hasso Plattner angesichts einer Frage zum Thema Hana. Er gab natürlich bereitwillig Auskunft, war aber irritiert, dass solche Fragen überhaupt entstehen.
Nach Plattners Ansicht sollte die Community hinsichtlich Informationsstand und Bildungsarbeit schon weiter sein. Ähnlich ist der Bekanntheitsgrad von und das Wissen über Industrie 4.0.
„Angesichts der hohen Bedeutung von Industrie 4.0 macht dieses Ergebnis nachdenklich“
sagt Winfried Holz, Mitglied des Bitkom-Präsidiums.
„Die Zukunft der einzelnen Branchen und des Wirtschaftsstandorts Deutschland hängt entscheidend davon ab. Wer sich jetzt nicht mit dem Thema auseinandersetzt, könnte den Anschluss verpassen.“
Und mit Hana könnte Ähnliches passieren: Wer die Möglichkeiten und Chancen nicht sieht, wird sich wohl kaum für eine neue Datenbank-Plattform interessieren.
Vor jeder Technologie sollte zuerst nachhaltige Bildungsarbeit stehen, damit Wissen wiederum Wissen generiert und damit aktiv die Zukunft gestaltet wird.