S/4HANA Beyond Brownfield
Kein S/4HANA-Projekt ist wie das andere: Die Anforderungen sind so unterschiedlich wie die Unternehmen und ihre Strukturen. Individuelle Vorbereitung, Blueprints entwickeln, Daten aufräumen, das Projekt sicher planen – all das sind Bausteine für eine erfolgreiche Transformation.
Im Interview erläutern Jürgen Löhle und Wolfgang Unkauf (beide CONSILIO), was sie bei der S/4HANA-Einführung empfehlen, welche Transformationsstrategie sie favorisieren und wie man nach einer Brownfield Conversion echten Mehrwert schaffen kann.
Beide sind außerdem zu Gast beim “SAP Digitalevent Innovation & Digitale Transformation” am 15.Juni 2021, veranstaltet von it management und dem E-3 Magazin.
In ihrem Vortrag „S/4HANA Beyond Brownfield“ erklären sie, wie man nach einer Brownfield Conversion von den Vorteilen und Features der neuen Technologie-Plattform S/4HANA profitiert, wenn man weitergehende Veränderungen und Optimierungen im Sinne des “Beyond Brownfield” durchführt.
Herr Unkauf, welche Transformationsstrategie präferieren Sie?
Beim Umstieg auf S/4HANA wird zwischen drei Optionen unterschieden: Greenfield, Brownfield und Crossfield. Der Greenfield-Ansatz beschreibt die komplette Neuimplementierung von S/4HANA. Für viele Unternehmen ist dies jedoch ein sehr aufwendiges und nicht zwingend notwendiges Szenario, weil die aktuelle SAP-ERP-Lösung die Geschäftsanforderungen weitgehend abdeckt sowie Anpassungen und Modifikationen fehlen, die ein Upgrade oder die Wartung erschweren.
In diesem Fall empfiehlt sich der Brownfield-Ansatz. Bei ihm wird das SAP-ERP-System ähnlich einem Release-Wechsel nach S/4HANA überführt. Die Crossfield-Variante ist ein Mix aus beiden Welten und ermöglicht die umfassende Anpassung von Prozessen und Organisationsstrukturen – inklusive der Beibehaltung von historischen Daten.
Die Wahl des richtigen Ansatzes hängt also nicht von einer Präferenz, sondern in erster Linie von der jeweiligen Kundensituation ab.
Welche Fehleinschätzungen beobachten Sie in S/4HANA-Projekten?
Manchmal hat das Management sehr hohe Erwartungen. Es geht zum Beispiel davon aus, dass die gesamte Anwendung unmittelbar nach dem Umstieg auf S/4HANA schneller läuft oder dass komplett im SAP-Standard gearbeitet werden kann – ohne Erweiterungen und Z-Programme. Die Realität sieht jedoch anders aus.
Je nach Anforderung des Unternehmens sind Erweiterungen notwendig, man sollte sich jedoch auf die wichtigsten beschränken. Das neue Konzept und die Architektur beruhen auf dem Digital Core. Nur wer den Keep-the-Core-Clean-Gedanken wirklich verinnerlicht und sich auf das Wesentliche konzentriert, kann auch langfristig von den Benefits profitieren.
Ein weiteres Beispiel betrifft die Einführung von Fiori-Apps. Hier fehlen oftmals eine UI-Strategie, die Rollenverteilung und ein entsprechend etabliertes Change Management im Unternehmen.
Herr Löhle, warum ist nach einer Brownfield Conversion nicht automatisch ein Mehrwert entstanden?
Mit S/4HANA steht eine Plattform für die Digitalisierung von Geschäftsprozessen zur Verfügung. Der Mehrwert kann aber nicht allein durch die technische Conversion geschaffen werden, denn das System läuft noch weitgehend analog zum ECC. Um von der neuen Technologie samt ihren Funktionen zu profitieren, müssen weitere Schritte unternommen werden.
Wie kann man den Mehrwert nach der Brownfield Conversion erhöhen?
Grundsätzlich bietet S/4HANA interessante neue Funktionen. Wer sie nach der Conversion ausschöpft, kann den Mehrwert seiner Anwendung erheblich steigern.
Mit Fiori steht ein neues UI bereit. Damit die Vorteile genutzt werden können, müssen Prozesse und Rollenverteilung im Unternehmen neu definiert werden.
Im Bereich FI/CO versprechen etwa die Einführung des Intercompany Reconciliation Monitors für den Intercompany-Abstimmungsprozess sowie die Nutzung des Advanced Compliance Reportings für Steuermeldungen oder die Einführung von Erweiterungs-Ledgern zur Abbildung von Reporting-Anforderungen einen Performance-Gewinn.
Durch die Aktivierung und Ausprägung der Margin Analysis steht eine verbesserte und erweiterte Version der buchhalterischen Ergebnisrechnung für das Management Reporting zur Verfügung. S/4HANA Embedded Analytics analysiert transaktionale Daten in Echtzeit und bereitet sie für das Reporting auf.
Im Bereich Logistik ermöglicht die erweiterte Planung im embedded PP/DS den Einsatz des Optimierers und der PP/DS-Heuristiken. Durch eine erhöhte Übersichtlichkeit in den Planungsschritten erreicht der Planungsprozess zudem eine noch stabilere Planungssicherheit.
Für die Materialbedarfsplanung steht in S/4 die optimierte, leistungsstarke Version MRP Live on HANA bereit. Sie zeigt die Verfügbarkeit von Materialien in Echtzeit an und erlaubt täglich mehrere Planungsläufe. Das verhindert Engpässe, bevor sie entstehen. Für eine völlig neue Benutzererfahrung sorgt dabei das auf Fiori-Apps basierende MRP Live Cockpit.
Die Advanced ATP in S/4HANA hebt sich von der standardisierten ATP-Prüfung ab, indem sie durch ihre neue Benutzungsoberfläche den Fokus auf die Schwerpunkte Leistung, Vereinfachung und Integration zusätzlicher Funktionen bei den Bestandteilen Produktverfügbarkeitsprüfung, Kontingentierung, Alternativen-basierte Bestätigung, Rückstandsbearbeitung und Lieferfreigabe legt.
Herr Löhle und Herr Unkauf, was erfahren wir von Ihnen beim SAP Digitalevent Innovation & Digitale Transformation am 15. Juni?
In unserem Vortrag “S/4HANA Beyond Brownfield” bieten wir Interessierten nicht nur spannende Einblicke in die Conversion, sondern weisen auch auf die Vorteile und Features der neuen Technologie-Plattform hin. Zudem zeigen wir, welche Optimierungen im Sinne des Beyond-Brownfield-Ansatzes zu empfehlen sind.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Anmeldung zum SAP Digitalevent Innovation & Digitale Transformation ist ab sofort unter www.consilio-gmbh.de/beyond-brownfield möglich.