Erst Cloud, später S/4
Ein erforderliches Systemupgrade bei Hars und Hagebauer wurde zum Anlass genommen, die aktuelle Bereitstellung und den Betrieb zu überprüfen. In der gemeinsamen Analyse führten vor allem die vielfältigen Mehrwerte im Bereich der Optimierung des Betriebskonzeptes mit hoher Flexibilisierung und Kosteneinsparpotenzialen innerhalb eines neuen IaaS-Modells dazu, den Weg in die Azure Cloud zu gehen. Das Projekt wurde angesetzt für das Frühjahr 2020 und enthielt neben der Cloudmigration auch ein EHP-Upgrade. Im E-3 Interview gibt Philip Fischer von Hars und Hagebauer weitere Details bekannt.
Welchen Herausforderungen mussten Sie sich in der Covid-19-Pandemie stellen und welche Auswirkungen sehen Sie auf Ihr Geschäft noch zukommen?
Philip Fischer: Obwohl frisches Obst und Gemüse nur bedingt für Hamsterkäufe geeignet ist, stieg insbesondere für Zitrusfrüchte und Äpfel die Nachfrage in den Monaten März und April deutlich an. Die Sicherstellung der Warenversorgung erforderte einen hohen Einsatz aller Mitarbeiter. Parallel hatten wir den sorgfältigen und aufwändigen Test aller Funktionalitäten unseres SAP-Systems im Zuge des Upgrades auf EHP8 zu bewältigen. Dabei waren auch wir mit Quarantänezeiten von Urlaubsrückkehrern konfrontiert. So mussten die anstehenden Aufgaben teilweise im Homeoffice erledigt werden. Die dafür erforderlichen technischen Voraussetzungen standen glücklicherweise zur Verfügung. Die Migration in die Cloud verlief reibungslos.
Die Beziehung zwischen Ihnen und der PTS Group besteht schon seit vielen Jahren. Hatten Sie sich vor der Initiative durch die PTS schon Gedanken über die Cloud gemacht?
Fischer: Die grundlegendere Entscheidung, in die Cloud zu gehen, war, unser SAP-System nicht mehr auf eigenen Servern zu betreiben, sondern in das Rechenzentrum der PTS Group zu verlagern. Diese hatten wir bereits vor vielen Jahren getroffen. In Bezug auf SAP on Azure sind wir den Empfehlungen der PTS als unserem langjährigen Partner gefolgt. Als vorteilhaft haben wir die Möglichkeit wahrgenommen, kurzfristig für einen bestimmten Zeitraum zusätzliche Hardware-Ressourcen dazubuchen und nutzen zu können. Das war im Projektverlauf vor allem in der Testphase hilfreich und versetzte uns in die Lage, die Downtime des Produktivsystems während des Upgrades deutlich zu verkürzen. Im Vergleich zu früheren Releasewechseln waren die Einschränkungen auf die auch an Wochenenden erforderliche Kundenauftragsbearbeitung minimal.
Was würden Sie anderen SAP-Anwendern entgegnen, die sich aktuell noch gegen eine Migration in die Cloud aussprechen?
Fischer: Wer bereits die Entscheidung getroffen hat, die ERP-Systeme nicht auf eigenen Servern zu betreiben, sondern in externe Rechenzentren zu verlagern, sollte auch vor der Migration in die Cloud nicht zurückschrecken. Entscheidend sind die zur Verfügung stehenden Ressourcen und die Zuverlässigkeit. Unsere Erfahrungen während der Migration und dem laufenden Betrieb in den ersten Monaten sind positiv.
Sie sind mit Ihren Standorten in Hamburg und Berlin mit vergleichsweise wenigen SAP-Anwendern unterwegs. Welcher Mehrwert liegt in SAP-Systemen in der Cloud?
Fischer: Eine Zielsetzung für die nächsten Jahre ist der Ausbau der Digitalisierung. Das betrifft einerseits den Datenaustausch mit wichtigen Kunden mittels EDI, aber auch den Zugriff auf Daten unserer Lieferanten über die an uns gelieferten Waren mithilfe der Blockchain-Technologie. Darüber hinaus streben wir auch die Digitalisierung der Prozesse im Bereich Partieverwaltung an.
Im Zuge des Migrationsprojektes wurde mit dem EHP-Upgrade das aktuelle ECC 6.0 für eine S/4-Migration vorbereitet. Warum kam jetzt noch keine S/4-Migration für Sie infrage?
Fischer: Auch in der Vergangenheit gehörten wir niemals zu den ersten Anwendern, die den Wechsel auf den neuesten Releasestand vorgenommen haben. Mit dieser Vorgehensweise sind wir bisher gut gefahren und sahen daher keine Veranlassung, schon in diesem Jahr zu S/4 Hana zu migrieren. In unserer Entscheidung wurden wir durch PTS bestärkt, die uns aktuell auf prozessualer Ebene, aber auch aus Kosten-Nutzen-Erwägungen nicht zu S/4 raten konnte.
Mit Rückblick auf den Projektverlauf: Was empfehlen Sie anderen SAP-Anwendern?
Fischer: Rückblickend hat es sich bewährt, die Migration zur Cloud mit dem EHP-Upgrade zu verbinden. Dadurch fiel der erhebliche Testaufwand nur einmalig an. Es hat sich auch gezeigt, dass man genügend Zeit für den Test der neuen Umgebung inklusive aller angebundenen Systeme und Hardware reservieren sollte. Bei der Ablaufplanung von Migration und Upgrade kann man durch gezielten Einsatz von zusätzlichen Hardwareressourcen die Downtime des Produktivsystems minimieren.
Danke für das Gespräch.