Strategisches ERP: Denken und Handeln


Aber ERP ist traditionell ein IT-Werkzeug, das Stücklisten, Bilanzen und Rechnungen aus vergangenen Handlungen erstellt. Viele Jahre war der planerische und strategische Aspekt für eine erfolgreiche Unternehmenszukunft unterentwickelt. Workday liefert in den ERP-Bereichen Finance und HR visionäre, nach vorne gerichtete Konzepte aus der Cloud.
Vor etwa fünfzig Jahren gab es einen Diskurs zwischen Hans-Georg Plaut und August-Wilhelm Scheer zum Thema innerbetriebliches Rechnungswesen: Wie oft soll eine Bilanz erstellt werden? Traditionell erfolgt diese Arbeit ein Mal im Jahr. Nun kam SAP ins Spiel und mit der neuen ERP-Software war dieser Vorgang nun monatlich möglich – aktuell können Bilanzkennzahlen auf Knopfdruck jederzeit und sofort erstellt werden.
Wie oft auch ein ERP-System angehalten wird, Bilanzkennzahlen zu generieren, immer ist es ein rückwärtsgewandter Akt. Ähnlich wurde im ERP-Umfeld auch das Thema Personalverwaltung gesehen. Primär wurden mit der ERP-Software HR (Human Resources) die Lohnauszahlung, Urlaubsplanung und Organisation des bestehenden Personals vollzogen. In beiden Fällen – Finance und HR – fehlte oft die strategische Komponente: eine aktive und vorausschauende Planung. Daten sind ein mächtiger Wachstumsanreiz, wenn sie sich in praktisch umsetzbare Erkenntnisse umwandeln lassen: Workday nutzt den weltweit leistungsstärksten HR- und Finanzdatensatz, um Erkenntnisse in Ergebnisse umzusetzen, die Produktivität zu steigern, die Compliance zu verbessern und die Entscheidungsfindung auf jeder Ebene zu beschleunigen.Die Herausforderungen für Geschäftsleitung und C-Level haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert: Nicht mehr das Vorhandene soll verwaltet werden, sondern die Zukunft muss aktiv gestaltet werden. Eine Workday-Studie zeigt zunehmende Akzeptanz von kompetenzbasierten Talentstrategien; um die eigene Belegschaft zukunftssicher zu machen, setzen ERP-Anwender auf KI und kompetenzbasierte Modelle. Workday bietet in Ergänzung zur betriebswirtschaftlichen Verwaltung mittels traditioneller ERP-Software innovative Lösungen für die Planung in den Bereichen Finance und HR aus der Cloud an. Workday-Software erweitert und ergänzt jede ERP-Anwendung in hervorragender Weise.

V.l.n.r.: Peter M. Färbinger, Chefredakteur und Herausgeber, E3-Magazine; Rob Enslin, President und Chief Commercial Officer, Workday.
Einheitliches Datenmodell
„Workday ist besonders stark im Finanzbereich für servicebasierte Unternehmen. Unsere klare Fokussierung auf Human Capital Management (HCM) und Finanzprozesse erlaubt es uns, ein konsistentes, einheitliches Datenmodell zu verwenden – im Gegensatz zu vielen ERP-Systemen, die mit unterschiedlichen Datenmodellen arbeiten müssen“, erklärt Rob Enslin, Workday President und Chief Commercial Officer, im E3-Exklusivinterview. „Diese Einfachheit gibt uns einen enormen Vorteil, insbesondere wenn es um die Integration von KI geht. Zudem erlaubt unser Modell eine nahtlose Erweiterung für Unternehmen, die spezialisierte Lösungen in Bereichen wie Supply Chain Management oder Customer Relationship Management einbinden möchten.“ Workday ist eine KI-Cloud-Plattform für die Verwaltung von Personal, Finanzen und KI-Agenten. In einer IT-Studie im Auftrag von Workday erklärten Führungskräfte in Österreich und der Schweiz, zunehmend auf skillsbasierte Workforce-Strategien zu setzen. Unternehmen wollen so dem Fachkräftemangel begegnen und sich auf eine sich schnell verändernde Arbeitswelt vorbereiten. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte in der DACH-Region sieht den künftigen Fachkräftemangel als großes Risiko – das zeigt die Studie „Global State of Skills“ und macht deutlich: Klassische Ansätze im Talentmanagement reichen nicht mehr aus.
„Diese Technologie muss für alle Unternehmen zugänglich sein, unabhängig von ihrer Größe“, definiert Rob Enslin im Gespräch mit dem E3-Magazin. „Natürlich werden kleinere Unternehmen Partner benötigen, die sie unterstützen. Aber die grundlegenden Werkzeuge werden für alle verfügbar sein. Unternehmen wissen oft genau, was sie brauchen – sie brauchen nur die richtigen Partner, um es umzusetzen.“ Die gesamte ERP-Szene wird sich demnach in den kommenden Jahren grundlegend verändern: Aus monolithischen Systemen erwächst ein Composable ERP mit überwiegend Cloud-Diensten, wie sie Workday seit vielen Jahren anbietet. Die IT-Beratung wird sich massiv verändern. Rob Enslin: „Klassische ERP-Berater, die nur Modulwissen haben, werden nicht mehr genügen. Die Zukunft erfordert Experten für Daten, KI und Agentenmodelle. Das bedeutet eine grundlegende Neuausrichtung vieler Beratungsunternehmen.“
Die Workday-Studie unterstreicht auch die entscheidende Rolle von künstlicher Intelligenz beim Schließen von Kompetenzlücken. In der Schweiz berichten bereits 60 Prozent der Führungskräfte, dass sie KI zur Förderung von Upskilling einsetzen, 47 Prozent nutzen KI zur Erschließung neuer Karrierechancen. Österreichische Führungskräfte sehen den größten Mehrwert von KI hingegen in der Steigerung der Produktivität durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten (59 Prozent) sowie in personalisiertem Lernen und individueller Weiterentwicklung (52 Prozent). Der Wandel hin zu kompetenzbasierten Modellen nimmt in der gesamten Region Fahrt auf.
Pflicht: Native Cloud-Dienste
Geschwindigkeit wird der entscheidende Faktor beim Composable ERP sein, deswegen werden auch native Cloud-Dienste unumgänglich werden. „Entscheidungsprozesse, die früher Tage oder Wochen dauerten, werden in Sekundenbruchteilen erfolgen“, beschreibt Rob Enslin die neue ERP-Welt. „Unternehmen müssen sich anpassen und lernen, mit der Geschwindigkeit der neuen Technologie mitzuhalten. Dies wird den Wettbewerb grundlegend verändern.“ Diejenigen, die ihre Datenmodelle optimieren, verstehen, dass KI nur so gut ist wie die Qualität der Daten, mit denen sie trainiert wurde. „Viele Unternehmen haben heute noch unstrukturierte oder inkonsistente Daten, was die Implementierung von KI erschwert. Workday hat von Anfang an auf ein sauberes, konsistentes Datenmodell gesetzt – das verschafft uns heute klare Vorteile“, weiß Rob Enslin aus seiner beruflichen Erfahrung, die er unter anderem viele Jahre im Vorstand von SAP sammelte.
Workday zielt effektiv auf entscheidende Geschäftsergebnisse in Produktivität, Compliance und Erkenntnissen mit KI ab. Der Schlüssel zur Freisetzung eines geschäftlichen Mehrwerts von KI besteht darin, den Unternehmensbetrieb im Kern aktiv umzugestalten. Workday nutzt die tiefgreifende Expertise in Personalwesen und Finanzen, um strategische Lösungen bereitzustellen, die einen messbaren Geschäftswert liefern und dazu befähigen, in der Arbeit der Zukunft erfolgreich zu sein.
Offenes IT-Ecosystem
Die gesamte ERP-Szene befindet sich in einer Transformation von starren Systemen hin zu einem offenen IT-Ecosystem. Das Composable ERP auf Basis aktueller Cloud-Technik ist dafür ein gutes Beispiel. Ausgelöst wurde diese dynamische IT-Entwicklung nicht nur durch Cloud, sondern im Besonderen durch KI. „Zuallererst würde ich sagen, dass die künstliche Intelligenz, so wie wir sie in den vergangenen zwei Jahren gesehen haben, in den nächsten Jahren exponentiell besser werden wird, oder?“, argumentiert Rob Enslin im E3-Gespräch. „Es dauert vielleicht ein bisschen länger, als wir denken. Okay. Aber ich glaube, dass die Ergebnisse viel größer sein werden, als wir glauben, dass sie sein werden. Wenn ich mir Deutschland anschaue, dann würde ich mir Unternehmen wie Siemens ansehen, die möglicherweise an vorderster Front mit dabei sind. Ich denke, wir betrachten die traditionelle KI als Softwareunternehmen. In unseren Köpfen ist das Technologie. Aber ich würde sagen, Siemens hat sich unter Führung von Siemens-CEO Roland Busch massiv in ein Technologieunternehmen verwandelt und ist wahrscheinlich führend in der Frage, wie man KI auf sein Geschäft anwendet und wie relevant sie für das Geschäft ist, ob es nun um Robotik oder Software geht.“
Auf der Veranstaltung Viva Technology dieses Jahr in Paris wurde KI als ein Gutenberg-Moment dargestellt – eine Technik, die von Grund auf Prozesse, die Gesellschaft und Wirtschaft verändert. Savoir-vivre – die Kunst, das Leben zu genießen! Dieser Umstand scheint den Franzosen mit Informationstechnik zu gelingen: Viva Technology ist ein jährliches IT- und KI-Fest in Paris mit 180.000 Besuchern. KI revolutioniert die Informationstechnik. SAP arbeitet an einer evolutionären Optimierung. Selbst der Ex-SAP-CEO und aktuelle Siemens-Aufsichtsratsvorsitzende Jim Hagemann Snabe berichtete in Paris begeistert und enthusiastisch von den Möglichkeiten einer KI. VivaTech war ein Fest der KI-Ideen und ein Treffen der globalen Informatikszene.

„Frankreich ist in Bezug auf KI ein wenig anders. Ich denke, Unternehmen, die im disruptiven Bereich angesiedelt sind, entwickeln sich auf eine so andere Art und Weise, dass sie ältere Marktteilnehmer aus dem Gleichgewicht bringen.“
Rob Enslin,
President und Chief Commercial Officer,
Workday
„Frankreich ist in Bezug auf KI ein wenig anders“, meint auch Rob Enslin. „Ich denke, Unternehmen, die im disruptiven Bereich angesiedelt sind, entwickeln sich auf eine so andere Art und Weise, dass sie ältere Marktteilnehmer aus dem Gleichgewicht bringen.“ In der ERP-Szene ist der Wettstreit zwischen SAP und Workday allgegenwärtig. SAP geht aktuell den Weg von „The Innovator’s Dilemma“ zum „Artificial Intelligence Dilemma“. Ausgehend von der Überlegung des Buchautors und Harvard-Professors Clayton Christensen (1952 bis 2020) ist SAP nun Opfer des eigenen Erfolgs: Ein nahezu perfektes ERP muss aufgrund des Zeitgeistes mit künstlicher Intelligenz aufgewertet werden und zusammengesetzt sein – Composable ERP. Die künstliche Intelligenz erfordert einen radikalen Neuanfang auf vielen Gebieten der Informatik. Wie soll SAP ein etabliertes und sehr erfolgreiches ERP-System durch die KI-Revolution bringen? Es ist ein Artificial Intelligence Dilemma.
„Und so haben die älteren Unternehmen nicht wirklich die Fähigkeit oder die Größe, um diese Art von Technologie zu entwickeln“, fasst Rob Enslin die aktuelle KI-Entwicklung zusammen. „Wenn man sich anschaut, was mit OpenAI und Anthropic passiert, dann ist die Geschwindigkeit der Innovation unglaublich. Ich glaube, dass KI eine der großen Herausforderungen für Unternehmen in der Zukunft sein wird: Wie können sie KI einsetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?“ Auf der Veranstaltung VivaTech wurde die anstehende KI-Revolution mit einem Gutenberg-Moment gleichgesetzt. KI ist demnach ein Ereignis, das eine Zeitwende darstellt. Der Buchdruck von Johannes Gutenberg war keine Optimierung eines vorhandenen Verfahrens oder einer bekannten Technik, sondern eine gesellschaftliche Wissens- und Bildungsrevolution. Mit dem Buchdruck konnte Wissen auf neue Art weitergegeben werden. Es war eine Demokratisierung des einstigen Herrschaftswissens. Gutenberg hat das Nachrichten-, Informations- und Bildungssystem revolutioniert. Das Sprichwort „Wissen ist Macht“ stammt ursprünglich von Francis Bacon, einem englischen Philosophen, der im 16. und 17. Jahrhundert lebte. Mit dem Gutenberg-Moment wurde das Wissen allgemein zugänglich. Ab diesem Moment war Wissen kein Herrschaftsinstrument mehr, sondern konnte sich emanzipieren.
„Der technologische Wandel hat einen Ort geschaffen, an dem traditionelle Unternehmen ihre gesamte technische Entwicklung auf eine neue Art und Weise umstellen“, erklärt Rob Enslin. „Ich meine, alle traditionellen Player wie Salesforce, SAP und ServiceNow haben große Ankündigungen gemacht und sind in den KI-Bereich vorgedrungen, um neue Produkte zu entwickeln. Soweit ich mich erinnern kann, hat sich die Zahl der Ingenieure, die diese Anwendungen entwickeln, noch nie so stark verändert. Und das bedeutet, dass sich die bestehenden Anwendungen alle ändern werden. Wenn Sie also glauben, dass das, was Sie gestern hatten, das ist, was Sie in der Zukunft haben werden, dann ist das nicht wahr. KI steht noch ganz am Anfang.
Transformative Zukunft
Die meisten Prozesse, die heute ablaufen, sind immer noch so wie vor zehn Jahren. „In der Zukunft wird sich das dramatisch ändern“, postuliert Rob Enslin im Gespräch mit dem E3-Magazin. „Die Dinge, über die wir gesprochen haben, wie Copilot und andere KI-Aufgaben, sind zwar nett, aber nicht wirklich transformativ. Aber in der Zukunft wird es transformativ sein. Das wird die Dinge verändern. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Schauen Sie sich nur unseren neuen Rekrutierungsagenten an, den wir angekündigt haben. Die Wahrscheinlichkeit, ein Stellenangebot von einem Unternehmen anzunehmen, ist drei bis vier Mal höher, wenn man Workday HR verwendet.“
Für ERP-Anwender eröffnet sich die Frage, wie eine zukünftige betriebswirtschaftliche Aufbau- und Ablauforganisation gestaltet werden kann. Es gilt die Herausforderung zu bewältigen, von einem Verwalten der Ressourcen und einer Protokollierung der Vergangenheit hin zu einer aktiven und vorausschauenden Planung zu kommen. „Die große Veränderung für Workday besteht darin, dass wir wahrscheinlich mehr Ingenieure einstellen müssen, die ein Verständnis für eine andere Art von Fähigkeiten haben als nur für die Programmierung von Computern“, sieht Rob Enslin für sich selbst und die ganze ERP-Szene die Aufgabenstellung. „Sie verstehen Daten. Sie verstehen Muster. Sie verstehen, was wir Feld- oder Ingenieurwesen nennen. Front-Engineering, im Grunde. Und sie werden sehr, sehr disruptiv sein in dem, was sie tun. Das wird uns also sicherlich verändern. Auch die Geschwindigkeit, mit der wir uns entwickeln, wird sich grundlegend ändern.“
In der ERP-Szene und bei Anwendungen aus dem Finance- und HR-Bereich wird viel über führende Systeme gesprochen, die sogenannte End-to-End-Prozesse sicherstellen. Das Konzept eines Composable ERP widerspricht dieser Theorie in Teilen. „Ich glaube also nicht, dass es ein einziges führendes System geben wird, aber ich denke, es wird mit Sicherheit einige führende Systeme geben“, sieht Rob Enslin die zukünftige ERP-Entwicklung. „Wenn Sie eine Umgebung wie Salesforce und Workday vergleichen: Getrennt voneinander konzentrieren sie sich auf alle Dienstleistungen, Marketing und Vertrieb. Wir konzentrieren uns auf Menschen und Finanzen. Kombinieren Sie es. Ich würde sagen, es sind zwei Plattformen, die Kunden haben können. Sie werden immer noch mehrere zusammensetzbare Teile haben, denn meiner Meinung nach wird es immer noch innovative Teile geben, die wir nicht selbst machen werden, die für uns keinen Sinn machen. Ich denke, so werden die Ökosysteme in Zukunft spielen.“
