Sich ein Stück mehr beweisen müssen
In Straubing geboren und aufgewachsen, kam Beate Kirwa im selben Jahr zu Welt wie Fabian Henrichsen – Gründersohn und heutiger Vorstandsvorsitzender der Henrichsen-Gruppe. Seit 1. Januar 2018 ist die heutige 39-jöhrige dort Leiterin des Professional Service und Portfolio, jetzt wartet eine neue Herausforderung auf sie.
E-3: Frau Kirwa, was ist der Grund für die Ausgründung der Henrichsen4s?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Ursprünglich war Henrichsen ein klassischer ECM-Anbieter. Im Laufe der Jahre sind wir aber immer weitergewachsen. Verschiedene Geschäftsfelder mit einzelnen Produktreihen wurden auf- und zusammen mit dem jeweiligen Hersteller ausgebaut. Wenn wir diese in eigene Unternehmen überführen, können wir uns darin klarer auf die strategische Ausrichtung und die speziellen Anforderungen der Kunden des jeweiligen Geschäftsfelds konzentrieren.
E-3: Warum zu diesem Zeitpunkt?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Der SAP-Bereich kam bei uns deutlich später als Geschäftsfeld hinzu und war anfangs eher ein Anhängsel: Kunden kauften ein Easy-Archiv und nahmen später auch erste SAP-Komponenten hinzu. In den letzten zweieinhalb Jahren hat sich unser SAP-Geschäftsbereich immer weiter spezialisiert und eigenes Know-how im Bereich der SAP-Produktentwicklung aufgebaut. Dies wollen wir jetzt mit unserer Mannschaft weiter fokussieren und uns am Markt den Kunden gegenüber noch gezielter als SAP-Spezialist darstellen. Der Claim: Smart SAP-Solutions 4 Success. Smart bedeutet hier, dass sich unsere SAP-Lösungen naht- und geräuschlos in den Kundenprozess integrieren. SAP-Solutions steht für unsere eigenen SAP-Lösungen und Add-ons im P2P-Umfeld. Success soll für den Erfolg unserer Kunden stehen, den wir mit unseren Lösungen und Beratungsbausteinen unterstützen wollen.
E-3: Woher stammen Ihre Ideen für SAP-Zusatzprodukte?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Wir sammeln Kundenideen. Innerhalb eines Jahres haben wir knapp 90 solcher Anregungen aufgenommen, wie sich SAP-Systeme durch Zusatzprodukte verbessern lassen. Diese bewerten und verproben wir schlank mit weiteren Kunden. Einige haben wir priorisiert und ihre Programmierung in Angriff genommen. Gestartet haben wir vor ungefähr fünf Jahren mit kleinen Add-ons. So entstand auch eine Lösung für den Auftragsbestätigungsprozess. Inzwischen bauen wir ganze Lösungsstrecken selbst; das Wareneingangsmanagement ist eine davon. Das Thema Einkauf steht bei uns derzeit im Vordergrund. Wir entwickeln uns mit eigenen Lösungen zum Hersteller und sind damit nicht mehr nur reiner Reseller der Produkte anderer Hersteller.
E-3: Welche Rolle verbleibt bei Henrichsen, wenn das konkrete Geschäft künftig in den Tochtergesellschaften stattfindet?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Wie in einer Holding-Struktur stellt Henrichsen als Dachorganisation und Beteiligungsgesellschaft zentrale Dienste wie das Service-Management, Marketing, Rechnungswesen zur Verfügung, außerdem alles rund um unser Systemhausgeschäft.
E-3: Was ändert sich durch die Neuaufstellung für die Kunden?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Für die Bestandskunden im Prinzip gar nichts. Wir haben den Vertrieb für Neu- und Bestandskunden im vergangenen Jahr 2021 bereits getrennt und sogenannte Winning-Teams etabliert. Diese können unsere bestehenden Kunden ideal beraten, weil sie sie im Detail kennen, die dortigen Ansprechpartner, IT-Gegebenheiten und so weiter. Es gibt in den Teams feste vertriebliche sowie projektbezogene Ansprechpartner für unsere Kunden.
E-3: Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Studiert habe ich internationale BWL mit Schwerpunkt Controlling an der European Business School München, mit einem Stipendium meines damaligen Arbeitgebers, des Maschinen- und Anlagenbauers Krones aus Regensburg. Dort habe ich nach dem Abschluss zunächst im internationalen Vertrieb für Nordamerika gearbeitet und anschließend drei Jahre lang Prozessoptimierungsprojekte unterschiedlichster Art durchgeführt: Fertigungs- ebenso wie Vertriebs- und Finanzprozesse mit Schwerpunkt auf FI/CO.
E-3: Als Geschäftsführerin einer neuen Tochtergesellschaft warten Herausforderungen auf Sie. Wie haben Sie sich dafür intern empfohlen?
Beate Kirwa, Henrichsen4s: Die Ausgründung war für uns ein Projekt über anderthalb Jahre. Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir ein -Change-Management-Projekt durchgeführt, um zu definieren, wie genau wir uns im SAP-Umfeld zukünftig aufstellen und die Bestandskunden neu betreuen wollen. Hier konnte ich aufgrund meiner Betriebszugehörigkeit viele Vorschläge einbringen, die Anklang fanden und sich mittlerweile bewährt haben. Gutes Management während der Pandemie und eine perfekte Auslastungssteuerung sorgten dafür, dass wir trotz Kundenprojektstopps zu keiner Zeit Kurzarbeit hatten. Außerdem habe ich die letzten Jahre immer wieder neue Verantwortung übernommen, wenn es notwendig war: 2019 im Portfolio und Change Management, 2021 beim Ausbau des Bestandskundenmanagements. Gemeinsam haben wir ein tolles Team aufgebaut.
E-3: Danke für das Gespräch.