Servicemarkt: Was kommt nach dem S/4-Boom?


Der deutsche SAP-Servicemarkt wird derzeit maßgeblich durch die starke Nachfrage nach S/4-Hana-Migrationen geprägt. Das wird auch eine Weile noch so bleiben. Laut einer aktuellen PAC-Umfrage unter IT-Entscheidern in Zentraleuropa hat erst rund ein Drittel der SAP-Anwenderunternehmen die Migration abgeschlossen oder steht kurz vor dem Go-live.
Besorgniserregend: 13 Prozent haben noch nicht einmal mit der Planung begonnen. Für diese Unternehmen wird es zunehmend schwierig, bis 2027 oder spätestens 2030 ausreichend Projektressourcen zu bekommen. Die Dienstleister haben auf die hohe Nachfrage reagiert und ihre Beraterkapazitäten massiv ausgebaut. Gleichzeitig wurden eigene Methoden, Frameworks und Automatisierungstools entwickelt, um Migrationsprojekte effizienter und skalierbarer umzusetzen.
Aktuell setzen Rahmenbedingungen – etwa geopolitische Krisen, volatile Märkte oder Handelskonflikte – die Unternehmen unter erheblichen wirtschaftlichen Druck. Viele IT-Projekte werden daher auf den Prüfstand gestellt, teils zurückgestellt oder gar eingestellt. Ein Aussetzen der S/4-Hana-Migration ist jedoch keine Option – zu zentral ist ein funktionierendes ERP-System für die Stabilität und Skalierbarkeit des Geschäftsmodells.
Trend zu Brownfield-Migrationen
Vor diesem Hintergrund beobachten wir von PAC einen klaren Trend zu Brownfield-Migrationen in vielen Anwenderorganisationen. Die Brownfield-Migration, auch als System Conversion bezeichnet, gilt als günstiger, was Personalressourcen und Budget betrifft, und als risikoarm – birgt jedoch strategische Nachteile. Denn sie schöpft das Modernisierungspotenzial nicht aus, etwa bei der Standardisierung von Prozessen, der Bereinigung historischer Datenbestände oder der Integration innovativer Technologien.
Doch was passiert nach 2030? Der Migrationsboom wird sich in den kommenden Jahren spürbar abschwächen, die Wachstumsraten im Servicemarkt werden schrumpfen. Das ist ein natürlicher Prozess – je größer der Markt, desto geringer die Wachstumsraten. Zudem nähert sich der Bedarf seinem Ende, denn immer mehr Unternehmen schließen ihre S/4-Migrationsprojekte in den kommenden Jahren ab. Nach 2027 und spätestens 2030 wird die Zahl der Migrationen deutlich zurückgehen. Für das SAP-Partnerökosystem bedeutet das: Überkapazitäten, sinkende Tagessätze und ein intensiver Wettbewerb um die verbleibenden Nachzüglerprojekte.
Neue Chancen für das SAP-Partnerökosystem entstehen in drei strategischen Bereichen:
Erstens: S/4-Modernisierung. Unternehmen, die sich für eine Brownfield-Migration entschieden haben, erkennen zunehmend die Grenzen dieses Ansatzes und investieren in funktionale Erweiterungen, Prozessoptimierung und die Integration neuer Technologien.
Zweitens: CX-Projekte. Während der Fokus lange auf dem ERP-Kern lag, wurden Investitionen in Vertrieb, Service und Commerce vielfach zurückgestellt. Dieser Rückstand muss nun aufgeholt werden, insbesondere im Hinblick auf digitale Kundenerlebnisse und kanalübergreifende Commerce-Strategien.
Drittens: Innovationsintegration. Moderne S/4-Plattformen bieten eine solide Basis für die Einbindung von GenAI, Agentic AI und anderen hochmodernen Technologien, auch außerhalb des SAP-Kosmos. Die Fähigkeit, Innovationen schnell und sicher zu integrieren, wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Dienstleister müssen ihre Geschäftsstrategien, IP-Assets und Qualifikationsprofile neu ausrichten. Die Zukunft liegt in schlanken, innovationsgetriebenen Lösungen – und in der Fähigkeit, sich frühzeitig in vielversprechenden Nischen zu positionieren.
Was das für die SAP-Community bedeutet, diskutieren wir auf den PAC Horizons am 14. Oktober in München und am 23. Oktober in Frankfurt. Jetzt anmelden: pacanalyst.com/news/eventn
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